Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
schon selber helfen«, sagte Lars.
»Danke, man - du Freund«, ärgerte Niko sich.
»Ich fass dich so auch nicht an.« Juana schüttelte den Kopf.
»Jetzt mach schon Niko, das kann ja wohl nicht so schwer sein«, drängte Sebastian, »wir wollen weiter.«
»Hmmm, wie gut, dass man Freunde hat – wirklich gut«, fluchte Niko und befreite das Hosenbein von dem Geäst.
Sie betraten eine große Lichtung auf der weit hinten ein eigenartiges, kleines Häuschen stand.
»Ich glaube, ich träume«, sagte Lars, als er das Knusperhäuschen sah.
»Ob man es essen kann?«, fragte Niko und seine Augen wurden ganz groß.
»Sei nicht albern, Niko!«, antwortete Juana.
»Hier wohnt der Einsiedler«, sagte Shan.
Vor ihnen ragte ein grünbrauner, knorriger Baum auf. Die Baumrinde glänzte wie Wachs. Die stacheligen Äste mit kargem Blattwuchs sahen aus wie riesige Fangarme, und plötzlich bewegten sie sich.
Ein Fangarm schoss auf Nikos Brust zu und warf ihn zu Boden.
»Kacke«, fluchte Niko lauthals, »das hat weh getan.«
»Vorsicht, Sebastian«, rief Shan.
Sebastian duckte sich schnell und der stachelige Fangarm sauste ins Leere.
»Achtung, Juana - Lars!«, schrie Sebastian und die beiden ließen sich gleichzeitig zu Boden fallen.
Der Fangarm schoss knapp über ihre Köpfe hinweg.
»Man, jetzt habe ich aber auch die Faxen dick«, fluchte Lars an Juana gewandt. »Ich habe doch Shan eben gefragt, ob es hier fleischfressende Pflanzen gibt, oder?«
»Los, lauft weg!«, brüllte Sebastian.
Sie liefen auf das Knusperhäuschen zu. Der Baum folgte ihnen.
»Hey, das gibt's doch nicht, Leute – Leute«, schrie Niko aus voller Kehle, als er im Lauf kurz zurückblickte. »Der Baum folgt uns.«
Der Boden vibrierte als würde es ein Erdbeben geben.
»Was ist denn das für ein Ding, Shan?«
»Keine Ahnung, Sebastian. Ich weiß es nicht.«
»Scheiße, Scheiße, Scheiße«, fluchte Niko und überholte Juana und Lars.
Sebastian und Shan blieben stehen.
»Wir müssen kämpfen«, sagte Sebastian, zog sein Schwert aus der ledernen Scheide und wehrte den Fangarm ab, der auf ihn zukam wie ein Torpedo.
Ein Fangarm streifte Nikos Wange, und dass Gift von den Dornen, das durch die Wunde in Nikos Blutbahn eintrat, zeigte umgehend seine Wirkung. Die Zunge hing ihm schwer aus dem Mund. Das Schwert fiel aus seiner Hand. Dann fiel Niko sabbelnd auf die Knie.
Lars sah mit Schrecken wie ein weiterer Fangarm auf Niko zuraste und seinen Kopf ins Visier genommen hatte. Lars lief los und schmiss sich gegen Niko, sodass sie beide zu Boden fielen. Der Fangarm sauste über sie hinweg.
Juana stolperte, und Shan kam ihr zu Hilfe, als der Baum einen Schritt vortrat. Mit verzerrtem Gesicht zog Shan Juana zu sich herauf, presste sie fest an sich und ließ sich rückwärts fallen. Juana fiel auf ihn drauf, und der Fangarm verfehlte die beiden haarscharf. Shan wälzte sich herum. Juana fiel zur Seite weg. Shan stieß zu und konnte den Fangarm abwehren, der drohend nahe gekommen war.
»Lass das, Lucius«, rief jemand mit kratziger Stimme, der eilends vom Haus über die Lichtung gelaufen kam. Sein brauner Umhang flatterte im Wind. »Lass meine Gäste in Ruhe, Lucius!«
»Hallo, Tofie«, rief Shan.
»Hallo, Shan«, erwiderte Tofie, der an Shans Seite eilte und einen Kopf kleiner als Shan war. »Es tut mir leid, Shan, aber Lucius passt nur auf, dass niemand sich unerlaubt meinem Haus nähert – er ist noch jung und unerfahren.«
»Woher kommt er? Das letzte Mal, als ich dich besucht hatte, war er noch nicht hier«, sagte Shan.
»Ich habe ihn in Wunderland aufgelesen – er war so alleine – er hat mir leid getan – da habe ich ihn mitgenommen.«
»Wer sind denn deine Freunde?« Tofie musterte die Fremden mit neugierigem Blick.
Shan stellte sie kurz mit Namen vor, während Sebastian Tofie mit skeptischem Blick musterte. Das kleine Wesen hatte dünne Arme, kurze Beine und eine grünliche Haut. Tofies Glubschaugen wandten sich Sebastian zu.
»Was ist mit meinem Freund hier los?«, wollte Sebastian von ihm wissen.
»Der wird schon wieder, Sebastian«, antwortete Tofie geduldig. »Natürlich braucht es seine Zeit, bis das Gift abgebaut ist – aber dann fühlt er sich wie neu geboren, das kann ich dir versprechen«, nickte Tofie.
»Du kannst gehen, Lucius, danke«, sagte Tofie. »Helft eurem Freund! Ich glaube, dass er es noch nicht alleine bis zum Haus schafft.«
Lars rümpfte die Nase. »Ich hoffe du hast genug Wasser im Haus, damit ich mich
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