Kassandra Verschwörung
noch nicht richtig in der Politik. Aber er hat sich um eine Kandidatur beworben, sie bekommen, den Sitz gewonnen, und damit saß er im Parlament.«
»In ziemlich jungen Jahren.«
»Mit neunundzwanzig.«
»Aha, neunundzwanzig. Die erste Ehe blieb kinderlos?«
»Ja.«
»Und? Gab es in seiner ersten Ehe irgendwelche Probleme?«
»Nicht dass wir wüssten. Abgesehen von der offenkundigen Tatsache, dass Barker zumindest eine Affäre hatte.«
»Die Ehe mit Marion war Barkers zweite – war es für Marion die erste?«
»Ja.«
»War sie eine zurückhaltende Frau?«
»Ja, jedenfalls bis vor kurzem. Soll heißen – in jüngster Zeit ist sie stärker in Erscheinung getreten.«
»Hmm, die Imageleute haben sie geformt. Haben sie zu Wohltätigkeitsengagements und so weiter verdonnert, bei denen sie aber zugleich unaufdringlich wirken sollte... die Musterehefrau eines Abgeordneten eben.«
»So kann man es wohl nennen.«
»Beim ersten Anlauf hat er es nicht ins Parlament geschafft, oder?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil er verloren hat.«
»Ja, aber warum hat er verloren?«
Ein Achselzucken. »Ein Stimmungsumschwung...«
»Aber warum , Joyce?«
Sie hielt inne, schluckte. »Es ging das Gerücht um, dass er, was Frauen anging, kein Kostverächter sei. Ein lokal begrenztes Gerücht, aber es hat viele Wähler abgeschreckt.«
»Und beim zweiten Anlauf?«
»Hatte er diesbezüglich eine schneeweiße Weste.«
»Und ist das seitdem so geblieben?«
»Ja.«
»Und er ist immer weiter aufgestiegen.«
»Allerdings nicht gerade kometenhaft.«
»Nein, langsam, aber stetig, da stimme ich dir zu. Und es hat keine Skandale gegeben?«
»Im Parlament nicht, nein.«
»Aber außerhalb des Parlaments?«
»Nur den einen, den du bereits angesprochen hast, und der wurde nie öffentlich breitgetreten.«
»Welchen meinst du? Seine Affäre mit Marion? Hm, wäre nicht gut angekommen, oder? Würde nicht mal heute gut ankommen, auch wenn es längst Schnee von gestern ist – Parlamentsmitglied schläft mit seiner Sekretärin, während seine Frau an Lungenkrebs stirbt. Ein Fleck auf der weißen Weste. Er war Millionär, stimmt’s?«
»Bereits mit einundzwanzig.«
»Geld des Vaters?«
»Ja, vorwiegend, aber er hat es auch geschickt angelegt.«
»Ein kluger Investor.«
»Er hat eine Kette von Schallplattengeschäften übernommen. Genau zum richtigen Zeitpunkt, um mit dem Verkauf von Beatles- und Stonesscheiben ordentlich Kasse zu machen.«
»Wie ich sagte, ein kluger Investor.« Elder rieb sich die Stirn. »Um auf seine Affäre mit Marion zurückzukommen – was wissen wir darüber?«
»Sag du es mir.«
»In Ordnung«, entgegnete Elder. »Das werde ich. Was ist mit dem Kind passiert?«
»Kind?«
»Es gab doch ein Kind, oder?«
Joyce Parry starrte auf ihren Schreibtisch. »Wir sind uns nicht sicher.«
»Nein? Aber es gab ›lokal begrenzte Gerüchte‹, stimmt’s?«
»Ja.«
»Du liebe Güte! Eine schwangere Sekretärin, eine an Krebs leidende Ehefrau, und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als er sich als Kandidat für seinen Wahlkreis empfiehlt. Vielleicht zum zweiten und möglicherweise letzten Mal. Im Fall einer Wahlniederlage bestimmt zum letzten Mal.« Elder rümpfte die Nase und drehte sich zu Barclay um. »Was würden Sie in der Situation tun, Michael?«
Barclay zuckte zusammen, als er seinen Namen hörte, und überlegte kurz. »Wenn ich Millionär wäre... würde ich die Sekretärin auszahlen. Damit sie ihre eigenen Wege geht und sich klammheimlich still und leise um das Kind kümmert. Vielleicht eine monatliche Überweisung oder etwas in der Art.«
»Hmm... und Sie, Miss Herault?«
»Ich?« Dominique wirkte verdutzt. »Keine Ahnung. Vielleicht würde ich versuchen, meine Geliebte zu einer Abtreibung zu überreden.«
Elder nickte. »Ja, das würde ich vermutlich auch tun. Und du, Joyce?«
»Ich würde es auch auf eine Abtreibung anlegen, falls sie einverstanden ist.«
»Aha...« Elder hob seinen Zeigefinger. »Falls sie einverstanden ist. Was aber, wenn sie das nicht ist?«
»Ihr sagen, dass es aus ist?«, schlug Barclay vor.
»Das würde ihr das Herz brechen, Michael«, entgegnete Elder. »Sie liebt ihn. Sie würde alles tun, außer ihn zu verlassen. Wenn er sie abweisen würde, würde er sie gegen sich aufbringen. Sie könnte ihre Geschichte jedem erzählen, den Zeitungen, dem Fernsehen, jedem.«
»Womit wir wieder am Ausgangspunkt sind«, stellte Joyce Parry fest.
»Wenn sie diesen Mann liebt«,
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