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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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fragte der Privatsekretär. Nachbarn waren aus ihren Häusern gekommen und standen gaffend herum. Der Leibwächter saß auf der Bordsteinkante und hielt sich den Kopf. Eine Frau versuchte, ihm eine Aspirin und etwas Wasser zu verabreichen.
    Elder erfasste die Lage mit einem einzigen Blick: die platten Autoreifen, die leere Parkbucht, die bleichen Gesichter der drei Männer.
    »Was ist passiert?«, fragte er, die Frage des Privatsekretärs ignorierend.
    »Wo ist die verdammte Polizei?«, wollte der Privatsekretär wissen, Elders Frage ebenfalls ignorierend. »Ich habe sie doch alarmiert.«
    »Sie haben an der Victoria Street zu tun. Wahrscheinlich sind alle verfügbaren Einsatzkräfte dorthin geeilt.«
    Das Interesse des Mannes war für einen Moment abgelenkt. »Was ist denn passiert?«
    »Eine Bombe. Nichts Ernstes. Es war nur ein...« Ein was? Ein Ablenkungsmanöver? Ja, genau das war es. Ein Manöver, um die ganze Aufmerksamkeit auf die Victoria Street zu lenken, damit dies hier geschehen konnte. Sie hatte sich wertvolle Zeit verschafft. Schon fünf Minuten, und noch immer keine Polizei in Sicht. Es war inzwischen zu spät, die Verfolgung aufzunehmen, obwohl nicht zu übersehen war, dass Dominique darauf brannte, genau dies zu tun. Sie saß immer noch am Steuer des Streifenwagens, bereit durchzustarten. Barclay wurde von einem der Nachbarn ins Bild gesetzt, der alles beobachtet hatte.
    »Es ist ein einziges Chaos«, sagte Elder mehr zu sich selbst als zu jemand anders. »Ein heilloses Durcheinander. Sie hat uns sozusagen den Gartenweg entlanggeführt und dann auch noch durch die Haustür ins Haus. Nur dass wir im falschen Haus waren, im falschen Garten, in der falschen Straße!«
    Was er sich immer noch nicht erklären konnte, war die simple Frage: Warum Jonathan Barker? Warum jemanden aus der zweiten Liga nehmen, wenn die komplette erste Liga bereitstand?
    Warum?
     
    Die Frage beschäftigte ihn und die anderen den Rest des Nachmittags. Er ging sie mit Barclay und Dominique durch. Er besprach sie mit Joyce Parry und mit Trilling und Greenleaf. Doyle befand sich im Krankenhaus, wenn auch widerwillig. Sie wollten ihn möglichst über Nacht dabehalten. Trilling war durch die Bombenexplosion so erschüttert, dass er zu stottern angefangen hatte, doch Greenleaf schien es gut zu gehen. Aller Voraussicht nach würde er der Aufgabe gewachsen sein, den Holländer erneut zu verhören und ihn über das verheerende Doppelspiel der Hexe zu informieren. Ob die Auftraggeber des Holländers ihm abnahmen, dass er von nichts eine Ahnung hatte? Oder würden sie ihn verdächtigen, mit der Hexe gemeinsame Sache gemacht zu haben?
    Vorausgesetzt natürlich, dass es wirklich ein Doppelspiel war. Es war eins. Der Holländer lieferte den Beweis dafür.
    Der Holländer hatte Angst. Sie ließen ihn die Nachrichten im Fernsehen gucken, damit er wusste, dass sie nicht blufften. Er starrte mit starrem Blick auf den Bildschirm. Anschließend packte er bei eingeschaltetem Recorder aus. Doch er hatte wenig zu berichten. Er erzählte Greenleaf von Crane, verriet ihm, wo Christine Jones zu finden war (sie waren sowieso nahe dran gewesen, ihr Versteck zu entdecken; sie war durstig und verängstigt, ansonsten aber wohlauf). Über die Männer, die ihn beauftragt und ihn dafür bezahlt hatten, dass er sich mit der Hexe in Verbindung setzte, bewahrte er Stillschweigen. Doch er gab zu, sich in Paris mit ihr getroffen zu haben, und zwar in der Wohnung des Australiers.
    Die Frage, die auch er nicht beantworten konnte, lautete jedoch: warum Barker? Er hörte nicht auf, ungläubig den Kopf zu schütteln. »Sie haben ihr eine Million gezahlt«, sagte er immer wieder, »eine Million, damit sie den US-Präsidenten umlegt... Und sie zieht so eine Nummer ab.« Er sah zu Greenleaf auf. »Sie muss verrückt sein.«
    Greenleaf war geneigt, ihm zuzustimmen.
    Die Medien hatten natürlich ihre eigenen Ansichten. Die erste Version lautete, dass der Doppelanschlag das Werk der IRA gewesen sei und die Anschläge mindestens von zwei Gruppen verübt worden seien, von denen die eine den Autokonvoi attackierte, während die andere den Innenminister entführte. So ergab es für die Reporter Sinn: Wer sonst, wenn nicht die IRA, würde einen derartigen Aufwand betreiben, um den Innenminister zu kidnappen? Als Nächstes begannen die Spekulationen über die IRA-»Zellen« in London, wie viele es womöglich noch gab, und über sogenannte sichere Häuser, in denen sich die

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