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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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zerstört. Er bewirkte, daß sich die Lebenserwartung der in Schwarm Registrierten um gut vier Monate verringerte und die der Angehörigen der anderen Einstufungsphylen um diesem Verhältnis entsprechende Werte.
    Daraus folgte zunächst einmal ein ganzer Schwall von Instruktionen an die Assassinen, die angewiesen wurden, eine große Anzahl von Personen aufzusuchen, deren Lebenslinien sich bis auf vier Monate dem Terminator genähert hatten.
    In manchen Fällen standen die Lebenslinien kurz vor dem Durchbruch in höhere Einstufungsphylen, doch da der Terminator nun um vier Monate näher heranrückte, war der Aufstieg nicht mehr möglich.
    Diese speziellen Vorfälle lösten die ersten Proteste aus. Es kam zu Gewaltanwendung: Assassinen wurden überwältigt und durch die Straßen gezerrt. In vielen Bereichen der Stadt hatte die Erregung bereits einen Siedepunkt erreicht, als die Nachrichtenmedien die volle Tragweite der neuen Regelung deutlich machten.
    Die Reaktion folgte auf dem Fuße. Die Bürger von Clarges strömten auf die Straßen. Viele ließen ihre Arbeitsplätze im Stich: Warum sollte man sich denn noch anstrengen, wenn selbst die größte Mühsal nur einen Abzug von vier Monaten Lebensspanne einbrachte? Warum nicht einfach aufgeben?
    Viele schlossen sich der durch die Straßen wogenden Masse nicht an, sondern lagen statt dessen in ihren Wohnungen auf der Couch und starrten an die Decke. Tausende andere vergaßen ihr Verantwortungsbewußtsein und streiften alle Hemmungen ab. Sie schrien und brüllten und gebärdeten sich wie toll, als die Menschenwogen dem Esterhazyplatz entgegenfluteten.
    Auf der weiten Fläche vor dem Aktuarius drängte sich ein Körper an den anderen. Inmitten des Teppichs aus khakifarbener Kleidung glänzten Gesichter wie Konfetti auf schwarzem Wasser. Von Zeit zu Zeit kletterte einer aus der Menge auf einen Balkon, und seine schreiende Stimme klang dünn über die Masse hinweg. Köpfe drehten sich hin und her; irgendwo war Unruhe, ein gutturales Rasseln.
    Ein Luftwagen schwebte zum Aktuarius herab und landete auf dem Dach. Ein Mann stieg aus und trat vorsichtig an die Brüstung. Es war Der Roland Zygmont, Vorsitzender der Amarant-Gesellschaft. Er begann zu sprechen und benutzte dabei einen Lautverstärker. Seine Stimme dröhnte über die weite Fläche und den Esterhazyplatz.
    Seinen Worten schenkte die Menge wenig Beachtung; sie reagierte nur auf die in seinem Tonfall mitschwingende Emotion, und die Spannung nahm weiter zu.
    Ein Raunen ertönte und flutete über den Platz, wogte einem natürlichen Echo gleich hierhin und dorthin. »Der Roland Zygmont! Es ist Der Roland Zygmont von der Amarant-Gesellschaft!«
    Das Raunen nahm an Lautstärke zu, wurde zu einem Brummen, dann zu einem Donnern. Bei der Wahl seines Podiums hatte Der Roland nur wenig Taktgefühl gezeigt: Wenn der Vorsitzende der Amarant-Gesellschaft wie ein lebendes Fanal auf dem Aktuarius stand, dann war das eine allzu herausfordernde Symbolik.
    Von der einen Seite des Platzes ertönte eine gebrüllte Schmähung. Die Massen gaben ein sonderbares, tiefes Seufzen von sich. Eine andere Stimme wiederholte den Schrei, dann fielen immer weitere mit ein, von verschiedenen Stellen der weiten Fläche. Die Rufe hallten über den Esterhazyplatz. In den angrenzenden Straßen blieben die Leute wie erstarrt stehen, erzitterten und öffneten den Mund.
    Ein Kreischen erhob sich aus der Stadt. Ganz Clarges schrie auf, und es war ein Laut, der nie zuvor über das Antlitz der Erde geweht war. Und auf dem Dach des Aktuarius stand Der Roland, mit hängenden Schultern, benommen, wie betäubt.
    Er setzte erneut zum Sprechen an, doch seine Stimme wurde übertönt. In erschrockener Faszination sah er hinab, und die Menge streckte die Arme nach ihm aus, als wollte sie ihn ergreifen.
    Die Massen schoben sich nach vorn, drängten an den Aktuarius heran.
    Sie drückten die Türen mit dem Fleisch ihrer Körper ein – Metall verbog sich, Glas splitterte.
    Eine Gruppe von Kuratoren hob flehentlich die Hände. Basil Thinkoup kam aus dem Büro für Öffentlichkeitsarbeit und forderte zu Ruhe und Besonnenheit auf. Die Menge wälzte sich über sie hinweg. Basil Thinkoups Leben endete.
    Die Massen stießen in hochheilige Bereiche vor. Kontrollpulte wurden von Stangen und Latten zertrümmert, der empfindliche Datenverarbeitungsverbund mit Zorn programmiert. Energie knisterte, Rauch stieg empor, einzelne Instrumente explodierten. Der komplexe Mechanismus starb –

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