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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Fürchten Sie sich vor Armut?«
    Die Jacynth zuckte mit den Achseln. »Ich möchte nicht wie ein Nomade leben.«
    »Verhilf dir selbst zu Wohlstand – würde Ihnen das gefallen?«
    »Die Vorstellung ist nicht ohne einen gewissen Reiz.«
    »Gut, dann kommen Sie.«
    Am Zugang zum Verhilf-dir-selbst wurde ein Eintrittsgeld von zehn Florin erhoben. Jeder von ihnen erhielt einen Harnisch samt Rückenhalter, an dem neun Bronzeringe befestigt waren.
    »Jeder Ring stellt einen Florin dar«, erklärte ihnen der Einweiser. »Sobald Sie die Passagen betreten, stehlen Sie so viele Ringe wie möglich. Andere Spieler versuchen unterdessen, Sie Ihrer Ringe zu berauben. Sobald alle Ringe gestohlen sind, ertönt ein Summer. Dann werden Sie zur Auszahlungsnische geführt, wo Ihre gestohlenen Ringe eingelöst werden. Sie können gewinnen oder auch verlieren. Heimlichkeit und Wachsamkeit zahlen sich besser aus als wildes Umherschnappen. Viel Glück und gutes Stehlen.«
    Die Passagen erwiesen sich als ein Irrgarten aus Spiegeln und Glaswänden und verhangenen Winkeln. Im Zentrum des Labyrinths lag eine Halle, deren Wände mit getarnten Alkoven durchsetzt waren. Gesichter spähten hinter Ecken hervor, Hände tasteten verstohlen aus im Dunkeln liegenden Nischen. Die Luft war erfüllt von gezischtem Triumph und gemurmelter Enttäuschung. In bestimmten Abständen flackerte und trübte sich das Licht, und dann war plötzlich überall dahinhuschende Bewegung.
    Schließlich ertönte Waylocks Summer. Sofort erschien ein Angestellter und geleitete ihn zur Auszahlnische, wo Die Jacynth bereits auf ihn wartete. Er hatte ein Dutzend Ringe erbeutet und löste sie ein.
    »Ich eigne mich nicht sonderlich zum Dieb«, sagte Die Jacynth bekümmert. »Nur drei Ringe habe ich stehlen können. Sie sind ein besserer Langfinger als ich.«
    Waylock grinste. »Zwei Ringe aus meinem Diebesgut stammen von Ihnen.«
    Sie traten wieder hinaus auf die Straße, und Waylock führte sie zu einer Stimulierungskerbe. »Welche Farbe?«
    »Oh … rot.«
    »Rot macht mich dreist und wagemutig«, sagte Waylock. Er neigte die Maske ein wenig nach vorn und schob sich die Kapsel in den Mund. Die Jacynth betrachtete ihre Pille skeptisch und sah dann Waylock an. »Und wenn ich bereits wagemutig bin?«
    »Dies macht Sie tollkühn.«
    Die Jacynth schluckte die Kapsel.
    Waylock sah sich triumphierend um. »Also los, die Nacht beginnt.« Er breitete die Arme in einer Geste aus, die die ganze Stadt mit einschloß. »Kharnevall!«
    Sie wanderten den Boulevard entlang und hielten auf die Esplanade zu. Am Dock vertäute Barkassen und Schlepper schienen in Flammen zu stehen und waren eingehüllt in Wolken dröhnender Klänge. Auf der anderen Seite des Melodienstroms erhoben sich die Türme des Manufakturzentrums. Die kleineren Bauten flußauf- und flußabwärts formten eine niedrigere Kulisse. Clarges war ernst und monumental. Kharnevall war heiter und prickelnd und hitzig.
    Als sie in die Grenadille wechselten, kamen sie am Tempel der Astaroth mit seinen zwanzig Buntglaskuppeln vorbei, an den sich der Tempel des Priapus anschloß. Hunderte von maskierten und mit Ordensbändern geschmückte Besucher strömten durch die niedrigen und breiten Portale, aus denen der Duft von Blumen und Weihrauch wehte. Über eine gewisse Strecke erhoben sich zu beiden Seiten der Straße groteske Bildnisse, schwankende und nickende Dämonen, glotzende und blinzelnde Monster, dann befanden sie sich wieder auf dem Großplatz.
    Das Bewußtsein Der Jacynth hatte sich in zwei Teile gespalten: einen kleinen kühlen und beherrschten Kern und einen weitaus größeren Bereich, der ganz im Bann der Atmosphäre Kharnevalls stand. Ihre Sinne und Fähigkeiten konzentrierten sich nur noch auf das Fühlen und Wahrnehmen – ihre Augen waren groß, die Pupillen geweitet. Sie lachte ziemlich viel und ging bereitwillig auf alle Anregungen Waylocks ein. Sie besuchten ein Dutzend Häuser und probierten die Rauschmittel einer Drogenausgabestelle auf Selbstbedienungsbasis. Die Erinnerungen an die einzelnen Abschnitte ihres Streifzugs flossen vor dem inneren Auge Der Jacynth ineinander über, wie die Farben einer alten Palette.
    Schließlich zog ein Geldspiel ihre Aufmerksamkeit auf sich: Die Spieler warfen Pfeile auf lebende Frösche, und die Zuschauer stöhnten in morbidem Entzücken.
    »Es ist widerlich«, murmelte Die Jacynth.
    »Warum sehen Sie dann zu?«
    »Ich kann nicht anders. Dieses Spiel hat eine schaurige

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