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Kastner, Erich

Kastner, Erich

Titel: Kastner, Erich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die verschwundene Miniatur
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Generaldirektor. Er wandte sich an den Prokuristen und sagte lächelnd: »Die Herrschaften wollten es nicht glauben, sondern behaupteten eben, dieses Päckchen sei vor einer Stunde gestohlen worden und der Dieb suche mit der Miniatur in einem Taxi zu entkommen.« Er zog belustigt die Brauen hoch. »Lieber Klapproth, seit wann liegt das Päckchen, unversehrt auf seinen Herrn wartend, in unserem einbruchssicheren Tresor?«
    Der Prokurist beugte sich vor und erwiderte leise: »Seit etwa einer halben Stunde.«
    Der Generaldirektor der »Berolina« sprang entsetzt hoch. »Was sagen Sie da? Erst seit einer halben Stunde? Schicken Sie sofort den Angestellten her, der die Sache bearbeitet hat!«
    Prokurist Klapproth eilte aus dem Zimmer.
    Herr Kühlewein wanderte verstört auf dem großen weichen Teppich hin und her, der den Boden bedeckte, und blickte drohend nach der Tür. »Sie müssen entschuldigen«, begann er, »daß ich soo…« –
    »aus dem Mustopf komme«, fuhr der Fleischermeister hilfreich fort.
    Der Generaldirektor lächelte bittersüß. »Ganz recht. Ich erfuhr vor zwanzig Minuten, daß Herr Steinhövel unterwegs sei, um die Miniatur abzuholen. Als Sie mit einem Kriminalkommissar erschienen, wunderte ich mich ein wenig. Aber es scheint, daß ich mich heute noch öfter zu wundern Gelegenheit finden werde.«
    »Das walte Gott!« sagte Külz. »Und wir mit Ihnen. Setzen Sie sich beizeiten, Herr General! Das kann nicht schaden!« Dann wandte er sich an Fräulein Trübner. »Ich bin wie vor den Kopf geschlagen.
    Ist es auch ganz bestimmt die echte Miniatur? Oder nur eine neue Theorie?«
    »Es ist das Original«, sagte Herr Steinhövel. »Das ist das einzige, was bis jetzt feststeht.«
    Die Tür öffnete sich. Ein junger Mann trat ins Zimmer.
    »Einer unserer Subdirektoren«, erklärte Herr Kühlewein ungnädig. »Er kennt die Materie.«
    Der junge Mann, der die Materie kannte, verbeugte sich und kam näher.
    Es war Herr Joachim Seiler!
    Außer Irene Trübner verstand zunächst niemand, warum der alte Külz aufsprang und wie ein Indianer auf den jungen Mann lostanzte.
    Der Stuhl fiel um. Külz rief »Hurra!« und zog den Subdirektor der »Berolina« an seine Brust. »Bravo, mein Junge!« brüllte er. »Uns so hineinzulegen! Sie sind ein Mordskerl!« Er lachte unbändig. »Ich hab’s ja gleich gesagt, daß Sie kein richtiger Gauner sind!« Dann drehte er sich stolz um und wies gravitätisch auf Seiler. »Das ist er, meine Herren! Das ist er!«
    »Wer ist das?« fragte Generaldirektor Kühlewein.
    Der Kriminalkommissar erklärte: »Es handelt sich vermutlich um den Mann, der vor knapp einer Stunde die Miniatur aus der Wohnung des Herrn Külz entwendet hat.«
    »Allmächtiger!« murmelte der Generaldirektor. Man hörte fast, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken kroch. »Seiler, Sie sind ein Dieb?«
    Der junge Mann zuckte verlegen die Achseln. »Es mußte sein!
    Lieber Herr Külz, ich ersuche nachträglich um die Erlaubnis, bei Ihnen stehlen zu dürfen!«
    »So oft Sie wollen, mein Junge!« rief Külz. »Ich bin ja so froh, daß Sie kein Einbrecher sind, sondern nur einbrechen!«
    Joachim Seiler meinte: »Es war ziemlich verwickelt. Ich hatte den Eindruck, daß die Polizei nur einen Bruchteil der Bande in meiner Wohnung erwischt hatte. Ich begab mich eigentlich nur vorsichtshalber in Ihre Wurstfabrik, Papa Külz. Es wäre natürlich ebensogut möglich gewesen, daß die Miniatur bereits in Herrn Steinhövels Villa angekommen war. Sie war aber nicht. Sie hing über Ihrem Sofa.«
    Der alte Kunstsammler war nachdenklich geworden und fragte:
    »Wußten Sie denn, daß Sie in Warnemünde nicht das Original, sondern die Kopie gestohlen hatten? Oder war das ein bloßes Versehen?«
    Generaldirektor Kühlewein schnappte merklich nach Luft. »Was denn? In Warnemünde hat unser Herr Seiler auch schon gestohlen?«
    »O ja«, erwiderte der junge Mann bescheiden. »Es mußte sein!
    Man kann nicht immer, wie man will. Als in der Tanzdiele das Licht erlosch, war mit Glacehandschuhen nichts mehr auszurichten. Ich riß Fräulein Trübners Handtasche auf, griff rasch hinein und entwendete die Miniatur.«
    Der Kommissar blickte den Delinquenten mißtrauisch an. »Wie kommt es dann, daß Sie in Warnemünde zwar das Original stahlen, daß wir aber in Ihrer Wohnung die Imitation fanden? Ich danke Ihnen übrigens dafür, daß Sie uns die Bande ausgeliefert haben!«
    »Gern geschehen!« sagte der junge Mann. »Was nun die beiden Miniaturen

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