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Kastner, Erich

Kastner, Erich

Titel: Kastner, Erich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die verschwundene Miniatur
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keiner Worte.
    – Der Chauffeur beschloß, nicht weiter zu fragen und erst recht nicht zu halten. Er trat auf den Gashebel und raste um die nächste Ecke.
    In dem Taxi, das dem ersten folgte, ging es etwas gemütlicher zu.
    Der Komponist Struve fand, nach gründlichem Suchen, einen Bogen Notenpapier. Er zerstückelte den Bogen und bekritzelte die so entstandenen Zettel hastig mit seinem Bleistiftstummel. Auf jedem Zettel stand derselbe Text, und zwar: »Taxi IA 32.875 sofort anhalten! Fahrgast gesuchter Verbrecher. In Sachen Holbein-Miniatur!«
    Jedem Verkehrspolizisten, den sie passierten, warf Struve einen solchen Zettel zu. Der Schupo am Steinplatz drückte seinen Zettel einer Polizeistreife in die Hand. Die Streife benachrichtigte ihr Revier. Der Revierinspektor fragte beim Polizeipräsidium an.
    Der zuständige Kommissar gab die nötigen Anweisungen. Und es dauerte nicht lange, so sausten zahlreiche Motorstreifen durch den Berliner Westen und suchten das Taxi IA 32.875.
    An der Gedächtniskirche fiel Professor Horn das erste dieser Polizei-Motorräder auf. Es hielt an der Rankestraße, und der Beifahrer zeigte auf das Taxi.
    »Fahren Sie zu!«, rief Professor Horn.
    »Es ist doch rotes Licht«, entgegnete der Chauffeur.
    Professor Horn hob den Revolver. Und das Taxi sauste trotz dem roten Licht in die Tauentzienstraße hinein.
    Rudi Struve sprang in seinem Wagen auf. »Hinterher!« schrie er außer sich. »Hinterher!«
    Die Jagd ging weiter.
    Und dicht hinter den zwei Taxis fegte das Motorrad mit den Polizisten.
    Die Hupen heulten.
    Die Passanten blickten erstaunt hinter der Kavalkade her. Privatwagen beschleunigten das Tempo und versuchten zu folgen. Die Straße war im Taumel.
    Vor dem Kaufhaus des Westens stoppte das erste Taxi. Der Fahrgast sprang heraus und rannte mit großen Schritten in das Portal des Warenhauses. Der zweite Chauffeur bremste ebenfalls. »Warten Sie hier!« rief Rudi Struve und folgte dem Flüchtling. Im Portal stieß Struve mit den Polizisten zusammen, die soeben vom Motorrad gestiegen waren. »Kommen Sie!« schrie der Komponist und stürzte sich temperamentvoll mitten in die Woge der Kauflustigen.
    Professor Horn war verschwunden.
    »Lassen Sie alle Ausgänge absperren!« sagte Struve und eilte der Treppe zu.
    Die Besucher hatten sich gerade von dem Kommissar verabschieden wollen, als das Revier Steinplatz anläutete und den Text des Zettels, der das Taxi IA 32.875 betraf, durchgab.
    Der Kommissar hatte das Notwendige angeordnet. Motorstreifen wurden losgeschickt. Außerdem wurden die Ausfallstraßen der Stadt besetzt. Mehr ließ sich im Moment nicht tun.
    Nun saßen die drei Besucher wieder auf ihren Stühlen und blickten ergeben auf das Telefon.
    »Vielleicht haben wir Glück«, sagte der Kriminalkommissar,
    »und erwischen den jungen Mann doch noch!«
    »Aber wer um alles in der Welt fährt hinter seinem Taxi her?«
    fragte der alte Kunstsammler skeptisch. »Wer veranstaltet diese merkwürdige Schnitzeljagd?«
    Der Beamte zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Möglicherweise ist es die Konkurrenz, die ihn uns ans Messer liefert. Vielleicht ist es aber auch einer seiner Komplizen, der uns nur auf eine falsche Spur lenken will. Wer kann das wissen?«
    Fleischermeister Külz meinte: »Wie ich den jungen Mann kenne, hat er die Zettel persönlich verteilt. Er nimmt uns ganz einfach wieder einmal auf den Arm! Wenn sie das Taxi erwischen, wird entweder gar kein Fahrgast drinsitzen oder ein völlig harmloser Mensch. –
    Uns geschieht ja auch ganz recht! Wir haben seinem ehrlichen Gesicht vertraut, und nun präsentiert er uns Hornochsen die Rechnung.«
    Er nahm seinen Kopf zwischen die großen Hände. »So ein Halunke!
    Seinetwegen habe ich in zwei Tagen fünf Pfund abgenommen. Sehen Sie sich das an!« Er zog die Weste straff. »Mindestens fünf Pfund!
    Und ruiniert hat er mich außerdem!«
    Herr Steinhövel lächelte. »Wollen Sie mir denn noch immer Ihre Fleischerei vererben?«
    »Mein Geschäft gehört Ihnen«, sagte Papa Külz. »Und mein Bankkonto auch. Machen Sie damit, was Sie wollen! Ich bin mit allem fertig! Ich ziehe mit Emilie zu meinen Kindern und helfe im Laden.«
    Das Telefon klingelte.
    Sie bückten gespannt auf den Kommissar, der sich meldete. Hatte man das Taxi gefunden? Hatte man den Dieb erwischt?
    »Für Sie, Herr Külz«, meinte der Kommissar.
    Külz ergriff den Hörer. »Was gibt’s?« Plötzlich kriegte er einen toten Schädel, rief »Nein!« und schmiß den

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