Kat und der heissbluetige Spanier
mit den Dinnervorbereitungen beginnen. Die Lunchzeit ist inzwischen endgültig passé. Bekommst du das hin?“, fragte er angesichts Kats düsterer Miene.
Sie nickte vehement, wenn auch nicht wirklich überzeugt. Aber allein, dass er ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet anzweifelte, weckte erneut ihren Trotz. Wie schwer konnte es schon sein, etwas Essbares für ein paar grobe Männer auf den Tisch zu bringen? „Natürlich schaffe ich das!“
Doch bereits auf dem Weg in die Kombüse hätte Kat sich für das leichtfertige Statement ohrfeigen können. Verdammt! Was konnte sie kochen, um sieben hungrige Mäuler zu stopfen, die zu ausgewachsenen Männern gehörten, die nur darauf zu warten schienen, dass sie den kleinsten Fehler machte? Wenn sie wüssten, dass sie noch nie im Leben auch nur für eine Person eine komplette Mahlzeit zubereitet hatte!
Angestrengt dachte sie an all die eleganten Restaurants, die sie in den letzten Jahren rund um den Globus besucht hatte. Sicher könnte ihr die Erinnerung an auch nur eine der vielen kulinarischen Köstlichkeiten, mit denen ihr Gaumen verwöhnt worden war, ihr zumindest eine kleine Inspiration liefern, oder?
Was war mit diesem weltberühmten Gourmettempel mitten im Herzen von Paris, wo man ihr Entenbrust in einer cremigen Cognac-Sauce serviert hatte, die sie bis heute nicht vergessen konnte? Ob sie nicht etwas Ähnliches aus dem hässlichen großen Fisch zaubern könnte, den sie im untersten Fach des Kühlschranks in Zeitungspapier gewickelt gefunden hatte? Laut Mike stammte er von einem Fischerboot, das an diesem Morgen ihren Weg gekreuzt hatte.
Dazu vielleicht einen Salat oder andere Beilagen und zum krönenden Abschluss einen Pudding. Ein schlichtes Dessert, dem offenbar alle Männer auf der ganzen Welt nur schwer widerstehen konnten …
Doch das Schicksal, die Zeit und sämtliche zur Verfügung stehende Lebensmittel schienen sich gegen Kat verschworen zu haben, denn als Mike seinen Kopf hoffnungsvoll in die Kombüse steckte, lag kein zufriedenstellendes Ergebnis vor, und der Tisch war auch noch nicht gedeckt. Das konnte Kats tapferen Glauben an sich als dem neuen Stern am Kochhimmel allerdings kaum trüben.
„Wo nimmt Carlos gewöhnlich seine Mahlzeiten ein?“, fragte sie den misstrauischen Ingenieur, um ihn von sich und ihren Aktivitäten abzulenken.
„Mal hier, mal da“, lautete die wenig aufschlussreiche Antwort. „Manchmal mit uns, manchmal oben an Deck. Es kommt darauf an, womit er gerade beschäftigt ist. Meist hat er reichlich zu arbeiten. Dann ist es am besten, ihn zu ignorieren. Unser Boss ist eben ein … eine Art Einsiedler“, erklärte Mike mit einem Schulterzucken. „Aber wenn er mit der Mannschaft isst, dann gibt er sich völlig entspannt.“
Das ließ Kat lieber unkommentiert. Ihr persönlich erschien Carlos Guerrero ungefähr so einsiedlerisch wie ein Piranha! Aber auf keinen Fall wollte sie sich mit ihren Vorbehalten gegenüber ihrem Boss das ruinieren lassen, was als ein umwerfendes Überraschungsdinner geplant war!
„Wie es scheint, nimmt er sein Frühstück bereits vor dem Morgengrauen ein, und meine Uhr ist kaputt“, ließ Kat als dezenten Versuchsballon los.
„Keine Panik, ich leih dir einen Wecker“, bot Mike grinsend an. Inzwischen sah er sie offenbar doch als vollwertiges Crewmitglied an, denn sonst hätte er sie kaum geduzt. „Was Pünktlichkeit angeht, ist unser Boss nämlich unerbittlich.“
Kats Miene verdüsterte sich. „Das habe ich schon gemerkt.“
Der Abend startete nicht so erfolgversprechend, wie sie es sich erträumt hatte. Der Fisch war bereits mehr als gar, bevor die Beilagen fertig waren, und die improvisierte Sauce flockte aus, gerade als Kat bemerkte, dass sie die Flamme unter dem Gemüsetopf nicht angezündet hatte. Mit grimmigem Gesicht hob sie den Deckel vom Kartoffeltopf an, nur um sich plötzlich in eine heiße Wolke gehüllt zu sehen, die ihr das Gefühl gab, mitten in einer Sauna zu stehen.
Ihr blieb nicht einmal Zeit, das feuchte, wirre Haar zu richten, bevor die hungrige Meute auch schon den an die Kombüse angrenzenden Mannschaftsspeiseraum stürmte. Geräuschvoll nahmen sie um den gedeckten Tisch herum Platz, auf dem Kat willkürlich verschiedene Geschirrteile, Besteck und Gläser verteilt hatte.
Und dann erschien Carlos auf der Bildfläche – wie die Solonummer des Abends! Unglaublich cool und überwältigend sexy!
Er hatte natürlich genügend Zeit gehabt, sich zu duschen und umzuziehen.
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