Kat und der heissbluetige Spanier
Hastig stellte sie das mörderische Ding ab und schwang sofort die Beine über die Kante, aus Angst, sie könnte wieder einschlafen.
Im Grunde wunderte sie sich, dass sie nach Carlos Guerreros brutaler Zurückweisung überhaupt ein Auge zubekommen hatte. Aber entgegen ihrer Erwartung war sie problemlos eingeschlafen und hatte sich offenbar bis zum frühen Morgen überhaupt nicht gerührt. Vielleicht, weil es bereits nach Mitternacht gewesen war, bis sie es endlich geschafft hatte, das selbst verursachte Chaos in der Kombüse zu beseitigen.
Kat duschte rasch, zog sich an und stand noch vor sechs oben an Deck, entschlossen, sich nie wieder so lächerlich zu machen wie gestern Abend.
Sie würde nicht an Carlos denken! Weder an seine Grobheiten noch an seine Neckereien, was ihre Fähigkeiten als Smutje betraf, noch an seinen Kuss, der offensichtlich auch nur dazu gedacht gewesen war, ihr seine Macht über sie zu demonstrieren. Wenn ihm das den Kick gab, den er brauchte, um sich als echter Macho zu fühlen … bitte schön!
Und trotz der bizarren Umstände, unter denen sie an Bord dieser Jacht ausharren musste, spürte Kat überrascht, wie sich ihr Herz weitete und ihre Laune sich hob, als sie über den weiten Ozean schaute. Das Morgenlicht erschien etwas trübe, doch die Sonne, die bereits hinter dem pinkfarbenen Streifen am Horizont zu erahnen war, würde die milchigen Schleier mit ihrer Strahlkraft bald auflösen.
Ohne dass es ihr bewusst war, summte Kat leise vor sich hin, während sie in die Kombüse eilte, wo sie einen starken Kaffee aufsetzte, den sie kurz darauf zusammen mit aufgebackenen Brötchen und einem ansehnlichen Früchteteller auf ein Tablett stellte. Es war kurz vor sieben, als sie fast gleichzeitig mit ihrem Boss erneut das Sonnendeck enterte.
Natürlich sah Carlos wieder einmal umwerfend aus, wie er mit arrogant erhobenem Kopf stolz dastand und ihr entgegenschaute … in engen Jeans zum lässigen Leinenhemd, mit dem Laptop unter dem Arm. Allerdings war seine Haltung leicht angespannt und die Miene verschlossen.
So muss er in seinen besten Jahren in der Arena ausgesehen haben, schoss es Kat durch den Kopf. Wie gerne hätte ich ihn nur einmal …
Hör auf zu fantasieren! rief sie sich gleich wieder zur Ordnung. Ab sofort würde sie einfach immun sein gegen seine dunkle, verführerische Ausstrahlung! Und bald würde sicher auch das wilde Hämmern ihres Herzens aufhören, nur weil sie ihm gezwungenermaßen beim Servieren des Frühstücks näher als gewünscht kommen musste.
„Guten Morgen!“, sagte Kat fast streng.
Carlos ließ sie keine Sekunde aus den Augen. „No me lo creo …“ , murmelte er seidenweich. „Ich kann kaum glauben, was ich sehe. Die Princesa ist bereits auf den Beinen und bei der Arbeit. Und, was noch viel erstaunlicher ist, sogar pünktlich!“
Kat stellte das Tablett auf dem Tisch ab. „Frühstück um sieben, wie bestellt. Ich folge nur deinen Anordnungen, Carlos.“
„Ich bin beeindruckt, querida . Eigentlich hatte ich mit weiteren mürrischen Trotzreaktionen gerechnet anstatt mit sanftmütiger Unterwürfigkeit.“
„Die wirst du von mir auch nie erwarten können“, informierte sie ihn gelassen. „Ich versuche nur, meinen Job so gut wie möglich zu verrichten.“
„Schon gut, Princesa . Spuck es ruhig aus, bevor du daran erstickst. Wo ist der Haken?“
„Kein Haken. Ich habe mich entschlossen, mein Schicksal zu akzeptieren, was es für alle an Bord leichter machen wird, denkst du nicht?“, fragte sie honigsüß und weidete sich an seiner verblüfften und unübersehbar misstrauischen Miene. „Allerdings möchte ich dich um einen kleinen Gefallen bitten.“
„Der da wäre …“ Mehr Zurückhaltung konnte man nicht in diese Frage legen.
„Mein Essen würde der Crew sicher besser gefallen und bekommen, wenn ich richtig kochen könnte, denkst du nicht?“
„Und wie stellst du dir das vor? Erwartest du vielleicht, dass ich einen Gourmetkoch einfliegen lasse, der dir beibringt, wie man ein Ei kocht?“
„Ich glaube, das bekomme ich auch allein hin“, erwiderte Kat ernsthaft. „Tatsächlich denke ich an etwas wesentlich weniger Aufwendiges.“
„Wie zum Beispiel …“
„Nun, es würde mir schon helfen, wenn ich Zugang zum Internet hätte. Ich nehme an, das ist hier an Bord möglich?“
Da lachte Carlos spöttisch. „Netter Versuch, querida ! Du scheinst mich wirklich für ziemlich naiv und unbedarft zu halten. Ich soll dich also noch dabei
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