Kat und der heissbluetige Spanier
unterstützen, dass du herzerweichende SOS-Mails an deine zahlreichen Verehrer schickst, damit sie dir wie der unvergleichlich tapfere Sir Galahad zu Hilfe eilen?“
Sie schüttelte den Kopf. Der einzige Mann, dem sie so etwas überhaupt zutraute, saß hier vor ihr. Aber dass Carlos Guerrero sich als ihr edler Ritter erweisen würde, darauf brauchte sie wohl kaum zu warten.
„Ich habe nicht vor zu fliehen. Ich will nur nach einfachen Rezepten mit simplen Gebrauchsanweisungen suchen, damit die Crew nicht irgendwann zu meutern anfängt.“
Skeptisch betrachtete Carlos seinen Smutje . Die Idee war gar nicht mal schlecht, aber konnte er Kat wirklich trauen? „Keine E-Mails, keine anderen Websites?“
Was für ein widerlicher Tyrann! „Du kannst ja hinter mir stehen und aufpassen.“
„Vielleicht tue ich das wirklich“, warnte Carlos und trank einen Schluck Kaffee, während er Kats Aufzug musterte. Das dicke schwarze Haar hatte sie in einem praktischen Pferdeschwanz hochgebunden, was sie geradezu lächerlich jung erscheinen ließ. Ein Eindruck, den die knappen Shorts, das schlichte T-Shirt und die Bordschuhe aus hellem Leinen noch unterstrichen. Aber noch etwas anderes irritierte ihn.
„Du trägst ja gar kein Make-up!“
Kat stutzte, betastete ihr Gesicht und stellte fest, dass Carlos recht hatte. „Stimmt“, murmelte sie errötend. „Aber dafür war heute Morgen einfach keine Zeit. Ich muss furchtbar aussehen!“
Furchtbar? Carlos schluckte trocken. „Im Gegenteil. Ich finde, der natürliche Look steht dir ausgezeichnet, querida. Und ich …“ Abrupt brach er ab, als sein Handy klingelte. Innerlich atmete er erleichtert auf. In letzter Sekunde gerettet! dachte er voller Selbstironie. Sonst wäre mir noch etwas entschlüpft, das ich später unter Garantie bereut hätte.
Carlos nahm das Gespräch an und bat um eine Sekunde Geduld. Dann wandte er sich Kat noch einmal zu. „Sprich mit Mike über den Internetzugang. Sag ihm, ich hätte dir begrenzte Erlaubnis erteilt, es zu benutzen. Und ich meine begrenzt ,verstanden?“
Was für ein Kontrollfreak! dachte Kat aufgebracht, ließ sich aber nichts anmerken. Im Weggehen hörte sie Carlos in schnellem Spanisch mit seinem Telefonpartner sprechen und verwünschte sich nicht zum ersten Mal, dass sie ihr Handy kurz nach dem Auslaufen der Corazón Frío in einem spontanen Wutanfall über Bord geworfen hatte, nur weil sie keinen Empfang bekam. Hier hätte es offensichtlich funktioniert.
Aber diese Erkenntnis half ihr auch nicht weiter. Außerdem war ihr Drang zu fliehen längst nicht mehr so ausgeprägt wie zu Beginn ihrer Kreuzfahrt.
Unten in der Kombüse gönnte Kat sich eine Tasse Kaffee und entschied, dass es in erster Linie die Erlaubnis zur Benutzung des Internets war, die den Unterschied für sie machte. Allein die Möglichkeit, sich das unbekannte Terrain zu erobern, für das sie jetzt die Verantwortung trug, forderte ihren Ehrgeiz heraus. Entschlossen, Carlos zu beweisen, das sie längst nicht so unbedarft und unbrauchbar war, wie er sie hinstellte, beeilte Kat sich mit der Küchenarbeit, um sich so schnell wie möglich die Welt der Gourmets via Internet zu erobern.
Mike wies sie am stationären PC in Carlos Arbeitszimmer ein, das er nur im Winter oder bei schlechtem Wetter benutzte. Der schwere Mahagonischreibtisch wirkte kahl und seltsam verwaist. Kein Familienfoto oder irgendein Relikt, das einen Rückschluss auf den Benutzer des Arbeitsplatzes zulassen würde.
Nur ein einzelnes Ölbild an der Wand ließ vermuten, wie Carlos’ Leben aussehen mochte, wenn er einmal nicht an Bord seiner Luxusjacht war. Und dieser Eindruck deckte sich absolut nicht mit dem, was Kat erwartet hätte.
Anstatt einer modernen Immobilie zeigte das Gemälde ein älteres Haus in einer lieblichen Landschaft, mit angrenzendem Zitronenhain und Bergen im Hintergrund. Wie hypnotisiert starrte Kat das Bild an und fragte sich, wo das zauberhafte Anwesen liegen mochte.
Jeden anderen hätte sie ohne Scheu danach gefragt, aber nicht Carlos. Immerhin hatte er ihr nachdrücklich zu verstehen gegeben, dass ihre Beziehung rein geschäftlich und weit entfernt von jedem privaten Kontakt sei.
Seufzend wandte sie sich dem PC zu und entschied sich nach kurzem Googeln für den ermutigenden Titel „Bereitet es Ihnen Probleme, ein Ei zu kochen?“ Wie sie schnell feststellte, die perfekte Wahl, da es sich bei dieser Website um eine Art Kochgrundkurs handelte. Als Erstes lernte Kat, dass sie
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