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Kat und der heissbluetige Spanier

Kat und der heissbluetige Spanier

Titel: Kat und der heissbluetige Spanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick
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behandelt wie seine eigenen Kinder. Kat als die Jüngste war ganz besonders von ihm verwöhnt worden. Sie erinnerte sich noch gut an ihre Freude und Aufregung darüber, als er ihr verkündete, sie würden in ein fremdes Land reisen, um große Abenteuer zu erleben …
    „Als er nach Sri Lanka versetzt wurde, gingen wir zunächst alle mit ihm“, erzählte Kat leise. „Irgendwann flog meine Mutter mit meinen beiden Schwestern zurück nach England, um sie wieder ins Internat zu bringen, weil die Ferien vorbei waren. Ich war damals noch in der Grundschule und durfte bei Victor bleiben. Und dann … eines Nachts, während ich schlief, brachen Diebe ins Haus ein.“
    Kats Stimme bebte verdächtig, und Carlos strich ihr beruhigend übers Haar.
    „Es … es gab gar nichts zu stehlen. Aber Victor überraschte sie und es kam zu einem Kampf. Ich wachte auf, hörte das Schreien und dann … und dann …“
    Ihre Stimme brach und das schreckliche Zittern setzte wieder ein.
    „Und dann?“, drängte Carlos sanft und hielt Kat ganz fest an seine Brust gepresst.
    „Ich hörte einen Schuss! Ich … ich war so verängstigt, dass ich einfach nur starr dalag und darauf wartete, dass sie die Treppe hochkommen und mich auch erschießen würden …“
    „Darum magst du also kein Feuerwerk“, sagte Carlos mehr zu sich selbst. Kat nickte heftig. „Und was geschah weiter?“
    Sie schluckte. „Sobald ich mich wieder rühren konnte, kroch ich die Treppe hinunter und sah, wie die Diebe das Weite suchten. Und dann fand ich Victor … alles war voller Blut … überall !“ Ihre Stimme war immer höher und dünner geworden und drohte, vor Hysterie zu kippen.
    „Und?“, drängte Carlos.
    „ Er … er starb in meinen Armen …“ Jetzt wimmerte sie wie ein kleines Kind.
    „Dein Stiefvater ist in deinen Armen gestorben?“
    „Ja!“
    „Wie alt warst du damals?“
    „Neun …“
    Neun Jahre! Ein unschuldiges Kind!
    Mit angehaltenem Atem stoppte Carlos den Strom lästerlicher Flüche, der ihm auf der Zunge lag. Er fühlte heiße Wut in sich aufsteigen, nein, mehr noch … das Gefühl war viel heftiger. Eine Form von Identifikation mit der armen wunden Seele des kleinen Mädchens, die immer noch in der wunderschönen Frau schlummerte, die weinend in seinen Armen lag. War seine eigene Kindheit nicht auch die reine Hölle gewesen? Und das allein durch die Verfehlungen und Grausamkeiten Erwachsener?
    „Das ist lange her“, murmelte er wie zu sich selbst.
    „Dreizehn Jahre“, sagte Kat leise.
    War sie wirklich schon zweiundzwanzig?
    Carlos hatte Kat für jünger gehalten. Vielleicht weil sie ihm, besonders bei ihrer ersten Begegnung, extrem unreif vorgekommen war. Oder weil es ihm dann leichter fiel, sie als potenzielles Betthäschen aus seinen frivolen Fantasien zu verdrängen?
    Im Moment dachte er ohnehin nur darüber nach, wie er ihr Trost spenden und dafür sorgen konnte, dass sie sich wieder besser fühlte.
    „Wie oft hast du diesen Albtraum?“, wollte er wissen.
    „Das kommt darauf an. Diesmal wurde er tatsächlich durch das Feuerwerk ausgelöst. Manchmal quält er mich Nacht für Nacht, dann habe ich mal eine längere Zeit Ruhe.“
    Er nickte. „Weißt du, querida , wir alle sind ein Produkt unserer Vergangenheit. Und deine ist offenbar schwerer zu ertragen als die der meisten anderen Menschen. Trotzdem müssen wir lernen, besonders quälende Erinnerungen loszulassen, sonst behindern sie unser Leben und schränken es ein.“
    Natürlich war Carlos nicht der Erste, der ihr das predigte, aber aus seinem Mund ergaben die Worte plötzlich Sinn. Lag es vielleicht daran, dass er ihr nie etwas anderes als die Wahrheit gesagt – oder besser – mitten ins Gesicht geschleudert hatte?
    „Ich weiß das“, gestand sie seufzend, „aber es ist leichter gesagt als getan.“
    Kat nahm ihren Kopf von seiner Brust und schaute Carlos offen an. „Noch ein paar Lebenshilfe-Tipps, Boss ?“, versuchte sie, einen leichteren Ton anzuschlagen.
    „Du musst dir immer wieder klarmachen, dass du viel mehr als das Produkt der Umstände bist, in die dich andere gegen deinen Willen verstrickt haben“, antwortete er völlig ernst. „Sonst räumst du deinen Widersachern viel zu viel Macht über dich ein. Und damit musst du gleich jetzt anfangen, versprochen, kleine Princesa ?“
    Immer noch verblüffte es Kat, wie mühelos Carlos sich vom zynischen Tyrannen in einen verständnisvollen Zuhörer verwandeln konnte. „Ich will es versuchen.“
    „Gut“,

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