Kat und der heissbluetige Spanier
sagte Carlos, legte seine Hände auf ihre Schultern, drückte sie in die Kissen zurück und zog die leichte Decke bis zu ihrem Kinn hoch. „Und jetzt schließ rasch die Augen, du brauchst deinen Schlaf.“
Schlafen? Das war wirklich das Letzte, woran Kat momentan dachte! Und plötzlich war die Angst wieder da, dass die Geister der Vergangenheit zurückkehren könnten, wenn Carlos sie allein ließ. Seit sie seine schützenden Arme nicht mehr um sich spürte, hatte Kat das Gefühl, ihr Körper verwandle sich langsam von innen her in einen Eisblock.
„Wo … wo gehst du jetzt hin?“, fragte sie alarmiert und bemühte sich, die aufsteigende Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken.
Was zur Hölle dachte sie denn, wo er hier an Bord hätte hingehen können, außer in sein eigenes Bett?
„Ebenfalls schlafen“, erklärte Carlos brüsker als beabsichtigt.
„Nicht …“ Kat schluckte hart und versuchte, sich zu beherrschen, doch es war ihr unmöglich. „Geh bitte nicht, ich …“
„Was?“
„Ich habe immer noch Angst“, bekannte sie kläglich.
Mechanisch knipste er die kleine Lampe auf dem Nachttisch an, als würde das Licht helfen, Kats Angst zu vertreiben. Vielleicht war es ja tatsächlich so, denn er fühlte sich in dieser ungewohnten Situation verdammt hilflos.
„Okay“, sagte er schließlich nach einem langen Blick in ihre angstgeweiteten blauen Augen. „Ich bleibe, aber nur für ein Weilchen, verstanden?“
„Ja“, wisperte Kat. „Danke.“
Da es ihm sinnlos schien, noch länger zuzuschauen, wie sie unter der dünnen Decke zitterte, ließ sich Carlos erneut auf dem Bett nieder, diesmal in ganzer Länge, den Rücken gegen das Kopfteil gestützt. Zum zweiten Mal in dieser Nacht zog er Kat in seine Arme. Schließlich ging es einzig und allein darum, ihr Halt und Sicherheit zu geben. Und was half da besser als warmer, freundlicher Körperkontakt?
Doch sehr bald musste er feststellen, dass es keine gute Idee gewesen war. Wie ein zutrauliches Kätzchen schmiegte Kat sich bereitwillig an ihn, was dazu führte, dass Carlos’ nur mühsam verdrängte erotische Fantasien sich ungebremst und mit aller Macht zurückmeldeten!
„Das ist schön“, seufzte sie wohlig und genoss mit allen Sinnen, wie Carlos mit seinen Fingern in ihrem Haar spielte.
„Geht es dir schon besser?“, fragte er mit einer Stimme, die ihm nicht zu gehören schien.
„Viel besser!“, versicherte Kat aufrichtig und hob den Kopf, um ihn anzusehen. „Aber ich … vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich dich nicht mit meiner Vergangenheit belastet hätte. Vielleicht …“
„Vergiss es“, unterbrach er sie brüsk. „Außerdem ist es für Skrupel längst zu spät.“
Daraufhin ließ sie sich wieder zurücksinken und starrte zur Decke empor. Dann lachte sie leise. „Seltsam, da habe ich die schrecklichen Erinnerungen so angestrengt in meinem Unterbewusstsein verschlossen, weil ich Angst hatte, sie könnten mich vernichten, wenn ich sie zulasse, und jetzt, wo ich sie ausgesprochen habe, fühle ich mich unendlich viel leichter.“
„Willst du damit sagen, dass du vorher noch nie mit jemandem darüber geredet hast?“
„Nie, weder mit meiner Mutter noch mit Oscar noch mit einem der Psychologen, mit denen ich ohnehin nicht besonders viel anfangen konnte. Und als Partygespräch eignet sich das Thema auch nicht unbedingt, oder was denkst du?“
Ihre letzte Bemerkung ignorierte er. „Ich wundere mich nur, dass dein Vater mir nichts davon erzählt hat.“
„Hat er nicht?“
„Kein Wort! Madre de Dios , Kat! Glaubst du wirklich, ich hätte dich an Bord gehen lassen, wenn ich auch nur das Geringste von deinem Kindheitstrauma geahnt hätte?“
Seltsam, Carlos’ leidenschaftliches Statement hätte ihr eigentlich aus der Seele sprechen müssen, stattdessen ertappte Kat sich dabei, dass sie nachträglich froh über Oscars mangelnde Sensibilität war. Denn so schlimm wie zu Beginn der Reise erschien ihr die Arbeit an Bord der Corazón Frío längst nicht mehr.
„Tja, als besonders feinfühlig würde wohl niemand Oscar bezeichnen können.“
„Und das ist noch geschmeichelt!“, stieß Carlos erbittert hervor. „Aber du selbst musst doch auch gewusst haben, dass ich dich sofort hätte gehen lassen, wenn du mir deine Geschichte früher erzählt hättest.“
„Tatsächlich?“
„Selbstverständlich!“, knurrte er ungeduldig. „Warum hast du mir nichts davon gesagt, Kat?“
„Vielleicht weil ich ziemlich stur
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