Kat und der heissbluetige Spanier
damit nicht aus. Sag du es mir.“
„Aber genau das ist doch der Punkt“, erwiderte Carlos gepresst, von Kats verletzter Miene tiefer getroffen, als er zugeben wollte. „ Du hättest mir vorher etwas sagen sollen, denkst du nicht? Nämlich, dass du noch nie zuvor mit einem Mann geschlafen hast.“
Kat zuckte zusammen, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben, und spürte, wie sich heftiger Widerstand in ihr regte. Was sollte das werden? Erst verführte er sie nach allen Regeln der Kunst und dann erdreistete sich dieser arrogante Kerl, ihr eine Moralpredigt zu halten?
„Keine Ahnung“, erwiderte sie im leichten Partyton. „Wie du ja selbst hast feststellen können, bin ich auf diesem Gebiet noch gänzlich unerfahren. Ist es tatsächlich so, dass eine Frau derartige Geständnisse ablegen muss, bevor sie einem Mann erlaubt, sie zu verführen?“
Carlos’ Gesicht verfinsterte sich. „Wie soll ich das wissen?“, platzte er unbeherrscht heraus. „Du bist schließlich die erste Jungfrau, mit der ich geschlafen habe!“ Es hörte sich tatsächlich wie ein Vorwurf an.
„Und?“, fragte sie mit mühsam beherrschter Stimme. „Hat es dir wenigstens gefallen?“
„Natürlich hat es das!“, knurrte er gereizt. „Ich habe ja auch nur gesagt, es wäre besser gewesen, du hättest mich gewarnt!“
Ihn gewarnt? Man warnte Autofahrer vor Eis auf der Straße oder Segler vor Sturm auf hoher See … aber vor einer Jungfrau? Plötzlich hatte Kat es satt, immer wie die Katze um den heißen Brei herumzureden.
„Ich hatte Angst, es könnte die Stimmung beeinträchtigen“, erklärte sie offen und ehrlich.
„Das hätte es wohl auch getan“, gab Carlos nach einer langen Pause widerstrebend zu. Zumindest hätte er dann versucht, seine Begierde zu zügeln und so schnell wie möglich aus Kats Nähe zu fliehen. Ob ihm das gelungen wäre? Darüber wagte er keine Prognose abzugeben. Trotzdem hielt sich das seltsame Gefühl, irgendwie von Kat ausgetrickst worden zu sein. Es war, als hätte sie ihn mit einer Art Liebeszauber geködert, dem er hilflos verfallen war.
Und jetzt? Wie, zur Hölle, sollte es mit ihnen weitergehen?
„ Madre de Dios , ich kann es einfach nicht fassen! Du hast immer den Eindruck erweckt …“
Ihr Herz zuckte schmerzhaft in ihrer Brust. „Was für einen Eindruck, Carlos?“, fragte sie gefährlich leise.
Verlegen zuckte er mit den Schultern, doch dann gab er sich einen Ruck. „Seien wir doch ehrlich, Kat, du hast dich in der Vergangenheit nicht gerade wie die Unschuld vom Lande angezogen oder benommen.“
Das tat weh, und trotzdem entsprach es der Wahrheit, wie sie zugeben musste.
Abgesehen von den letzten Tagen auf der Jacht hatte sie sich nur mit Designer-Labels behängt und häufig genug die provokantesten Modeverrücktheiten ausgesucht. Inzwischen gestand Kat sich auch zögernd ein, dass sie dadurch bewusst und unbewusst die falschen Signale ausgesendet hatte. Aber bisher war ihr das herzlich egal gewesen. Es hatte einfach zu ihrer Maskerade gehört, mit der sie glaubte, sich vor zu viel Nähe schützen zu müssen.
Konnte sie Carlos also dafür tadeln, dass er sie nach ihrem Auftritt auf dem Balfour Charity Ball tatsächlich für ein leichtlebiges Geschöpf mit einer Menge Liebhaber im Schlepptau gehalten hatte?
„Das äußere Erscheinungsbild kann leicht täuschen …“
„Du hättest es mir sagen müssen!“, wiederholte Carlos bitter.
„Und dann?“
„Dann hätte ich dich nie angerührt, querida .“
Kat lächelte schwach. „Vielleicht habe ich es ja gerade deshalb nicht getan.“
Einen Moment schwieg Carlos. „Aber warum gerade ich, Kat?“, fragte er dann überraschend sanft.
Machte er Witze? Fast hätte Kat laut aufgelacht. Unsinnige Erklärungen schwirrten wie aufgescheuchte Vögel in ihrem Kopf herum. Die schlichte Wahrheit konnte sie ihm doch wohl kaum sagen, oder? Dass sie an nichts anderes hatte denken können, als in seinen Armen zu liegen und sich von ihm küssen zu lassen, seit sie ihn mit dieser blassen, zarten Schönheit an der Seite im Ballsaal von Balfour Manorhatte auftauchen sehen.
Wahrscheinlich hätte es seinem Ego womöglich noch geschmeichelt, doch Kat vermutete eher, dass er Angst hatte, sie könnte versuchen, ihn in irgendeiner Form an die Kette zu legen … was unter Garantie jede normale Frau versuchen würde, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam!
Und wenn Kat ehrlich zu sich selbst war, musste sie zugeben, dass sie nicht anders war. Nur auf die
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