Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Zumindest ich rechne mit einem baldigen großen Krieg.“
„Gegen Magus?“
„Es wird sich zeigen, wer bereit ist, sich dem Kaiser zu unterwerfen, und wer es vorzieht, vernichtet zu werden.“
„Der Kaiser ist ein Mann klarer Entscheidungen“, murmelte Ubranos.
Wenig später gellten Befehle in drachenischer Sprache über jenes Ruinenfeld, das einst Winterborg gewesen und von dem, abgesehen vom Heiligen Stein in der Mitte, nichts geblieben war.
Die kaiserlichen Krieger zogen sich in die Gondeln zurück, die wenig später von den in der Luft kreisenden Großdrachen angehoben wurden. Die Seile wurden eingehakt, und es dauerte nicht lange, dann nahm die Armada der Kriegsdrachen Kurs auf das Landesinnere.
Sie ließen den im Sommer eisfreien Küstengürtel hinter sich, und bald stieg die Kälte der ersten Gletscher zu den Gondeln auf. Man hörte die dröhnenden Schreie der Drachen, denen diese klimatischen Bedingungen überhaupt nicht gefielen. Die vereinzelten Wilddrachen, die die Armada begleiteten und von Kaiser Katagi mittels seiner Drachenringe gelenkt wurden, flogen der Armada nicht mehr voraus, sondern folgten ihr widerwillig und in deutlichem Abstand.
Die kaiserlichen Navigatoren brüteten über den Karten. Vom Inneren Winterlands gab es in Drachenia nur unzulängliches Kartenmaterial. Die Navigatoren hatten innerhalb der kaiserlichen Gondel einen eigenen Raum. Dort beschäftigten sie sich mit den Werken der Kartenzeichner aus Etana und Jandrakor, von denen die Meisten ihr Handwerk bei den Kartenmeistern des Luftreichs Tajima gelernt hatten.
Der Kaiser selbst stattete diesem erlauchten Kreis kluger Männer hin und wieder einen Besuch ab, aber mit Einzelheiten wollte er nicht belästigt werden. Zumeist aber stand Katagi am verglasten Aussichtsfenster seines kaiserlichen Gemachs und blickte hinaus in die schneebedeckte Ödnis. Inzwischen trug er ein wärmeres und dafür nicht ganz so prächtiges Wams unter seinem purpurnen Kaisermantel, denn die Kälte kroch mittlerweile auch in die kaiserliche Gondel.
Die Finger seiner rechten Hand glitten über die kunstvollen Gravuren der Drachenringe an seiner Linken. Ich werde Euch finden, Prinz Rajin … Finden und zur Strecke bringen wie ein wildes Tier, zu dem Euch die Jugend in diesem barbarischen Land ja wohl gewiss auch gemacht haben dürfte …
Nya lag reglos in einer Kabine, die kaum die halbe Größe des Alkovens maß, den ihre Eltern als Schlafstätte benutzt hatten. Eine Abstellkammer ohne Fenster, in der es stockdunkel war.
Zwischendurch kam einer der kaiserlichen Krieger und brachte ihr eine Decke, die er über ihren erstarrten Körper ausbreitete, denn es wurde immer kälter.
Ansonsten war Nya allein mit ihren Gedanken und den grausamen Erinnerungen. Sie hatte gesehen, wie ihre Mutter von einem Pfeil getötet worden war. Was mit ihrem Vater geschehen war, wusste sie nicht, aber sie war überzeugt davon, dass auch er nicht mehr am Leben war – so wie alle anderen Einwohner Winterborgs.
Nya versuchte sich zu bewegen. Aber eine unheimliche Kraft hinderte sie daran, selbst den kleinen Finger zu rühren. Die einzige Regung, die sie zustande brachte, war ein Blinzeln mit den Augenlidern. Sie atmete flach, aber regelmäßig, und ihr Herz schlug. Aber ansonsten war nichts, wie es hätte sein sollen. Der Mann mit den Jadeaugen verfügte offenbar über Zaubermacht. Ein paar winterländische Händler, die schon bis zum Hafen Dalbos im Lande Magus vorgedrungen waren, um dort Waren zu kaufen oder anzubieten, hatten einiges über das Aussehen der Magier berichtet: über die auffällig gebogenen und sehr buschigen Augenbrauen, über die so genannte Magierfalte auf der Stirn, die von der Form her aussah wie eine nach unten gerichtete Pfeilspitze, und vor allem über das grüne Leuchten der Augen, das mal stärker und mal schwächer zutage trat und manchmal auch gar nicht zu sehen war.
Dieser Mann musste ein Magier in den Diensten des Kaisers sein. Mit Schaudern dachte Nya daran, wie er ihre Seele durchforscht und sie bis in den letzten Winkel durchdrungen hatte. Eine innere Kälte hatte sie dabei erfasst, gegen die sich der härteste Winter ihrer rauen Heimat wie ein laues Frühlingslüftchen ausnahm.
2. Kapitel:
Der Herr des Augenmondes
Als Kallfaer Eisenhammer erwachte, war alles, was er zunächst spürte, ein furchtbarer Schmerz. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass ihn etwas am Kopf getroffen hatte. Verschwommene Bilder an das
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