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Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Barkasse, die er allein hätte segeln können, gewesen wäre, hätte die Reise ein enormes Risiko dargestellt. Die See zwischen Winterland und Sturmland war unberechenbar, und den starken Strömungen sowie den unvorhersagbaren Wetterwendungen konnten eigentlich nur größere Schiffe trotzen.
    Aber mit einer Barkasse konnte Kallfaer eventuell die Küste entlang nach Süden segeln. Am Südkap Winterlands lag der Hof von Orik Wulfgarssohn, Wulfgar Wulfgarssohns jüngerem Bruder. Vor vielen Jahren hatte Orik im Streit einen Mann erschlagen und war dafür vom Kapitänsrat verbannt worden.
    Aber angesichts dessen, was sich in Winterborg zugetragen hatte, würde Orik Wulfgarssohn nicht mehr nachtragend sein, zumal die Drachenier die Sippe seines Bruders gänzlich ausgelöscht hatten.
    Kallfaer wusste, dass Orik es im Laufe der Jahre zu einigem Wohlstand gebracht hatte. An die hundertfünfzig Menschen lebten auf seinem Hof, und er nannte drei prächtige Langhäuser sowie ein Kesselhaus zum Aufkochen von Seemammutfleisch sein Eigen. Außerdem züchtete er Riesenschneeratten.
    Hin und wieder ankerten Händler, die nach Winterborg kamen, zuerst in der Bucht bei Oriks Hof und verkauften ihm den besseren Teil ihrer Waren zu einem höheren Preis, was in Winterborg schon wiederholt für Missstimmung gesorgt hatte. In mehr oder minder regelmäßigen Abständen hatte der Kapitänsrat daher darüber debattiert, ob der damalige Richtspruch nicht zu milde gewesen war und man Orik nicht nachträglich noch zum Tode oder wenigstens zum Verlust seines gesamten Vermögens verurteilen könnte.
    Aber diese Debatten hatten stets zum gleichen Ergebnis geführt. Es hätte sich nämlich nie jemand gefunden, der bereit gewesen wäre, ein neues Urteil mit seinen Männern durchzusetzen, da man sehr wohl wusste, dass eine Reihe sehr guter Kämpfer und Seeleute aus Borgland in Oriks Diensten standen und man Verluste in ungewisser Höhe in Kauf nehmen musste, wenn man Oriks Hof angriff.
    Kallfaer musste gestehen, bei den Zusammenkünften des Winterborger Kapitänsrates stets für eine nachträgliche härtere Bestrafung Oriks gestimmt zu haben, da er der Ansicht gewesen war, dass das milde Urteil auf den Einfluss der Sippe von Wulfgar Eishaar zurückging, aber nicht dem Willen der Götter entsprach. Nun musste Kallfaer damit rechnen, dass die Kunde über sein Abstimmungsverhalten mit den Händlern auch bis zu Oriks Hof gelangt war.
    Dennoch meinte er hoffen zu dürfen, dass Orik den aus seiner Sicht vielleicht gerechtfertigten Zorn gegen Kallfaer zügeln konnte, denn schließlich mussten sich alle Seemannen der Gefahr durch die drachenische Kriegsdrachenarmada entgegenstellen.
    Kallfaer musste Oriks Hof erreichen. Sein Entschluss stand fest. So sah er sich im Hafen nach einer Barkasse um, die noch einigermaßen seetüchtig war oder die sich zumindest mit geringem Aufwand notdürftig reparieren ließ.
    Aber die Drachenier hatten ihren Vernichtungsschlag mit aller Gründlichkeit geführt. Nur verkohlte Wracks lagen noch am Ufer. Die Barkassen waren ebenfalls zerstört. Manche hatten die Drachenier brennend hinaus in die Bucht treiben lassen, und die Ebbe hatte sie fortgezogen. Sie waren unerreichbar.
    Aber noch etwas anderes fiel Kallfaer auf: An dem Felsen, den man die „Vergebliche Friedensgabe“ nannte, kauerten Tausende von Eismöwen. Sie kreischten nicht, wie es sonst ihre Art war. Sie bewegten nicht einmal die Flügel. Nur etwa ein Dutzend Schritt entfernt lagen ein paar im Kampf gefallene Tote beider Seiten. Aber keiner der Vögel wagte es, sich an den Leichen gütlich zu tun.
    Hin und wieder machte einer von ihnen ein paar Schritte voran, auf die Leichen zu, nur um sogleich wieder zurückzuweichen.
    Kallfaer schluckte. Der Legende nach ließen die Eismöwen stets dem Totengott Ogjyr den Vortritt und stürzten sich erst dann auf die Toten, wenn der Herr des Augenmonds die Seelen von den Leibern getrennt hatte. Ogjyr musste noch da sein, und seine Aura hielt die gefiederten Aasfresser zurück. Anders war es für Kallfaer nicht erklärbar, dass die Eismöwen sich nicht an die Toten heranwagten und so furchtsam an der „Vergeblichen Friedensgabe“ kauerten.
    Kallfaer ließ einen letzten Blick über den Hafen und die zerstörten Schiffe schweifen. Es wurde Zeit, dass er sich von diesem Ort des Todes entfernte. Vielleicht lebte er nur noch deshalb, weil Ogjyr noch nicht dazu gekommen war, seine Seele vom Körper zu trennen, weil in den Ruinen von

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