Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Schatten gefolgt, während der Kaiser es vorzog, in der Nähe seiner Gondel zu bleiben.
„Es ist nur schwach …“, murmelte der Magier. „Stellt Euch vor, eine der Hofdamen im Kaiserlichen Palast würde ein Flakon mit Duftstoffen von ihrer Drachengondel aus in die Bucht von Drakor vergießen, sodass sich die Substanz mit dem Ozean vermischt - und Ihr hättet dann die Aufgabe, diesen Duft aus dem Geruch von Salz, Tang, Fisch und Möwenkot herauszuriechen.“
„Ich beneide Euch nicht um Eure Aufgabe, Meister Ubranos.“ Am Tonfall war nicht zu erkennen, ob Tarejo dies ehrlich meinte oder spöttisch.
Ubranos ging nicht darauf ein, sondern blickte sich um. Er unterstützte seine Zaubersinne, indem er eine magische Formel vor sich hin murmelte. Dabei benutzte er eine der alten Sprachen von Magus, die den Legenden nach nur während des Zweiten Äons in Gebrauch gewesen waren, als die Magier den Drachen die Herrschaft über die Welt streitig gemacht hatten. Ubranos’ Augen glühten weiterhin, während er vor sich hin sprach. Schließlich verstummte er, schaute sich noch einmal um und sagte dann auf Drachenisch: „Es sind so viele Spuren hier, dass die Nuance, die ich suche, nicht eindeutig zu bestimmen ist. Dennoch gehe ich davon aus, dass wir Rajin im Landesinneren suchen müssen. Und außerdem ist da noch etwas anderes, das alles überdeckt: Wut … Zorn … der Durst nach Rache … namenloser Schmerz … ruhelose Seelen … Ah, ich hasse es, meine magischen Sinne auf Schlachtfeldern zu ruinieren!“ Ubranos wandte ruckartig den Kopf und sah Tarejo an. „Da ist etwas Böses. Eine Aura, die uns wie ein Fluch verfolgen wird, wenn wir noch länger bleiben.“
Tarejo lachte heiser. Mit dem Stiefel stieß er einen der gefallenen Barbaren an und drehte ihn herum, sodass der Leichnam auf dem Rücken lag. „Der Fluch der gemeinen Tat? Der Schatten von Totenseelen, die einem des Nachts auf die Brust kriechen und einem den Atem rauben? Das ist Aberglaube, für den du als Ketzer verdammt werden kannst.“
„Aberglaube?“ Die Stimme Ubranos’ wurde sehr ernst. „Ich glaube an gar nichts, außer an die Kraft der Magie und an das, was ich selbst wahrnehme, werter Lord Drachenmeister. Und davor sollten wir alle uns fürchten. Also lasst uns aufbrechen!“
„Von meiner Klinge habe ich das Blut so vieler abgewischt – ob nun Magier oder Menschen –, dass eine ganze Legion von bösen Geistern mich verfolgen müsste“, höhnte Tarejo, „aber ich erfreue mich noch immer bester Gesundheit!“
Die Nasenflügel des Magiers bebten, aber seine Augen glühten nicht mehr, waren normal geworden. Er starrte den Lord Drachenmeister finster an, dann wirbelte er herum und machte sich auf den Rückweg zur kaiserlichen Gondel.
Tarejo folgte ihm, und dabei staubte unter dem Tritt seiner Stiefel die Asche jener empor, die das Feuer der Kriegsdrachen verbrannt hatte.
„Ich hoffe nur, dass die Drachen eine Reise ins Landesinnere ohne Probleme mitmachen“, gab Tarejo während des Rückwegs zur Gondel seiner Hauptsorge Ausdruck. „Die Biester mögen die Kälte nicht.“
„Da sagt Ihr nichts Neues“, brummte Ubranos.
„Könntet Ihr da nicht etwas machen? Mit Euren magischen Fähigkeiten, meine ich.“
Ubranos lachte heiser. „Das könnte ich. Solltet Ihr frieren, Lord Drachenmeister, ist es keine Schwierigkeit für mich, Euren Geist mit einem Wärmezauber so zu beeinflussen, dass Ihr Euch wohl fühlt, selbst wenn Ihr nur im Hemd die Gletscher besteigen wolltet. Zumindest für eine Weile wäre das möglich. Aber bei Drachen ist das etwas anderes. Barajans Bann ist immer noch wirksam, solange die Drachenringe existieren, und dieser Bann verschließt uns Magiern den Geist der Drachen.“
„Ist das nicht nur eine Legende?“, fragte der Lord Drachenmeister. „Eine Legende, die es Euch jetzt erlaubt, Euch herauszureden?“
Ein dünnes Lächeln umspielte die Lippen des Magiers. „Wenn es nur eine Legende wäre – glaubt Ihr nicht, dass dann auch der Großmeister von Magus über eine Armada von Kriegsdrachen verfügen würde?“
„Aber was sollte der Großmeister damit anfangen wollen?“, fragte Tarejo. „Schließlich stehen dem Regenten von Magus und seinen Getreuen gewiss genügend magische Mittel zur Verfügung, um Kriege zu führen. Und wenn ich die Pläne unseres Kaisers richtig verstanden habe, werden wir sehr bald wissen, wie groß die militärischen Fortschritte des Reiches Magus tatsächlich sind.
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