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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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war krebsrot, seine Halsschlagader schwoll
bedrohlich an. Intuitiv hob er den Arm des Mädchens an. Da war es wieder: das
Brandmal. Wie bei der ersten Toten hatte der Mörder dem Mädchen eine Zahl
eingebrannt. Diesmal war es die 1, ebenfalls inmitten eines Kreises.
    Van
den Berg verbrachte die nächsten Minuten vor sich hin fluchend auf der Bank vor
dem Gotteshaus. Er blickte gen Himmel in den hartnäckigen Nieselregen. „Was ist
los?“, rief Deflandre, der mit Nicole am Tatort eintraf. „Wieder ein junges
Mädchen“, schrie der Kommissar mit beleidigtem Unterton, denn er empfand das
Verbrechen wie eine persönliche Demütigung. „Ich bin mir jetzt sicher, dass wir
es mit einem Psychopathen zu tun haben“, meinte Deflandre und schaute zu
Nicole, als wollte er eine Zustimmung für seine Feststellung haben. Die
Psychologin, die mit ihren weichen Gesichtszügen und dem schicken Outfit nicht
so recht in den Polizeidienst zu passen schien, dachte nach. Sie ließ sich Zeit
mit ihrer Antwort. „Ich habe leider recht behalten. Er ist auf junge Mädchen
abonniert, was bei Sexualverbrechern nicht gerade außergewöhnlich ist. Es hätte
mich überrascht, wenn er seinen Opfertypus geändert hätte.“ „Wir haben wieder
dieses beschissene Brandmal“, fluchte van den Berg. Die Psychologin schaute
sich das Zeichen genau an. „Eine 1“, sinnierte Nicole. „Die 1 – das Sinnbild
für den Anfang und das Zeichen für Gott.“ Dann schwieg sie. „Das passt zu allem
anderen, zu der Kirche und zu den Allmachtsphantasien, von denen du gesprochen
hast“, meinte van den Berg. „Ja, aber ich bin mir nicht mehr sicher – aber
frage mich nicht warum.“ „Wir überlassen das Feld den Kollegen. Wir brauchen
Spuren“, sagte van den Berg, während er beschwörend die Hände nach oben reckte.
    Sie
entschieden, den Besuch am Gare du Nord erst einmal aufzuschieben, sie wollten
später hinfahren. Erst mussten sie die Sonderkommission zusammentrommeln. Wenn
sie dem Mörder nicht bald auf die Spur kamen, würden sie von den Schmierfinken zerrissen
werden. Van den Berg dachte an die Boulevardpresse, an die lästigen Reporter,
die jetzt erst recht penetrante und zynische Fragen stellen würden. Zwei Opfer,
beide vergiftet vor einer Kirche, dachte van den Berg. Ein hübscheres Thema konnte
es für die billigen Blätter nicht geben. Im Besprechungsraum des Kommissariats
waren alle Kollegen versammelt, als van den Berg ins Zimmer gehetzt kam. „Das
Foto der Toten muss sofort an alle Medien raus. Fernsehen, Zeitungen,
Internet!“
    De
Coster trat in den Raum, als sich die Zusammenkunft gerade aufgelöst hatte.
„Ich bin sicher, dass wir es mit einem Profi zu tun haben. Spuren haben wir
kaum gefunden, genau wie an der St. Michel. Das Opfer ist sehr wahrscheinlich
wieder vergiftet worden, wir haben die gleichen Einstiche gefunden.“ Van den
Berg dachte nach. „Sonst habt ihr nichts?“ „Doch“, sagte De Coster, der es
manchmal gerne spannend machte. „Ich habe mir natürlich gleich das Brandzeichen
angesehen.“ „Erzähl schon!“ „Es ist blasser als das, was ich mir schon
anschauen durfte, ein Hinweis darauf, dass es älter ist. Die Unterschiede sind
allerdings marginal, mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen.“ „Vielleicht lasse
ich mir auch so was machen, sieht abgefahren aus“, scherzte Deflandre, der
glaubte, er müsse die gereizte Stimmung ein wenig auflockern. Nicole lächelte
gequält, die Psychologin hatte nicht viel übrig für die Scherze des Polizisten,
den sie ziemlich albern fand.
    „Vielleicht
kommen wir auf die Bedeutung der Zahlen, wenn wir sie kombinieren, vielleicht
stehen sie für die Buchstaben des Alphabets, für A und H.“ „Ich denke, es
dürfte Tausende Möglichkeiten geben. Das ist eine große Scheiße!“, echauffierte
sich van den Berg. „Das ist doch mal eine schöne Aufgabe für die lieben
Kollegen, sie sollen alle Kriminalfälle auflisten, in denen Zahlen und Kreise
eine Rolle spielen.“ Van den Berg machte eine wegwerfende Handbewegung. Nicole
dachte nach. „Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, die Bedeutung des Kreises zu
ergründen. Die Zahl ergibt aber ganz bestimmt einen Sinn“, legte sich Nicole
fest. „Vielleicht ist es eine Jahreszahl 18 …“, schlussfolgerte van den Berg.
„Aber was ist dann mit den beiden fehlenden Nummern?“ Sie waren sich einig,
dass sie das Zahlenrätsel nicht lösen konnten – noch nicht.
    Die
Telefone im Kommissariat liefen heiß. Hunderte von

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