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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Hinweisen gingen zum Foto
der Toten ein. Die meisten waren wertlos, aber es kamen genügend Anrufe, die
jeden Zweifel über die Identität der Toten beseitigten. Die Gesuchte war
Dorothee Lerisse - die vermisste Prostituierte vom Gare du Nord.
    Van
den Berg fuhr mit Deflandre in die heruntergekommene Bahnhofsgegend. „Jetzt
haben wir wenigstens doppelten Grund da aufzutauchen“, frohlockte der
Kommissar. „Vielleicht holt der Mörder seine Opfer aus den Puffs“, meinte
Deflandre. „Jedenfalls haben wir eine Nutte, aber wir wissen nicht, ob
Catherine auch auf den Strich gegangen ist.“ Über einem Flatscreen tickerten Kurznachrichten
von der belgischen Regierungskrise. „Bald ist Flandern unabhängig“, frohlockte
Deflandre, der amüsiert in van den Bergs mürrisches Gesicht blickte. „Findest
du nicht, dass unser Land schon klein und unbedeutend genug ist?“ „Wenn wir die
Wallonen nicht mehr mit durchziehen müssen, haben wir alle mehr Kohle. Das ist es
doch, was zählt.“ Van den Berg hob abwehrend die Hand. „Ist dir klar, dass uns
die Wallonen auch schon mal durchgefüttert haben?“ „Das ist lange her. Mein
Vater hat mir davon erzählt, wie hochmütig die auf uns herabgeschaut haben. Als
Bauern haben die uns beschimpft. Jetzt kriegen die das doppelt und dreifach
zurück.“ Der Kommissar verdrehte genervt die Augen. „Komm mal runter Eric, wir
sind Belgier, basta!“
    In
der Rue de la Prairie hing immer noch der ramponierte Zettel, der Dorothee
Lerisse als vermisst meldete. Im Fenster nebenan saß eine Frau, die mit der
getöteten Hure eine gewisse Ähnlichkeit hatte. Auch sie hatte schulterlange
dunkle Haare und ein Dekolleté, das man ohne zu übertreiben als üppig
bezeichnen konnte. Die Frau öffnete die schäbige Holztür. „Was wollt ihr? Seid
ihr Flics ?“ „Erraten“, antwortete van den Berg
lachend. „Es geht um Dorothee Lerisse. Wie gut kannten sie sie?“ „Wir haben
hier ein halbes Jahr zusammen angeschafft und hier im Haus zusammengewohnt -
das heißt, in zwei Zimmern nebeneinander. Aber das ist Jahre her. Haben sie etwas
von ihr gehört?“ „Schauen sie kein Fernsehen? Sie ist tot!“, bemerkte Deflandre
schroff.“ Die Hure wurde blass. „Scheiße, man hat sie umgebracht, richtig?“
„Schon möglich“, wich van den Berg aus. Er kramte nach dem Foto von Catherine
Bouvier in seiner Jackentasche. „Kennen sie die?“ Die Frau studierte das Foto
und schüttelte den Kopf. „So eine Süße wäre mir bestimmt aufgefallen.“ Wie
viele der Frauen hatten noch engeren Kontakt zu Dorothee?“ „Wie soll ich das
noch wissen? Das ist lange her!“ „Wussten sie, dass das Mädchen minderjährig
war?“ Die Nutte zuckte ungläubig mit den Schultern. „Glauben sie, ich lasse mir
von den Mädels die Ausweise zeigen?“ Van den Berg fuhr zurück ins Kommissariat,
Eric Deflandre blieb im Bahnhofsviertel. „Ich will morgen früh alle Frauen, die
mit Dorothee in Kontakt standen, im Büro sitzen haben, okay?“ „Ich tue mein
Bestes!“ gab Deflandre zurück.
    Van
den Berg schossen die Namen durch den Kopf, die Freddy De Breuyn seinem Rechner
entlockt hatte: Thierry Muller und Yves Grangé. Er rief Nicole an - die beiden
entschieden, sich in einer halben Stunde im Präsidium zu treffen. Van den Berg
hoffte, dass die beiden Männer sie auf die richtige Spur führen würden. Sie
hatten herzlich wenig in der Hand – das musste sich schnell ändern. „Wir fahren
sofort los“, begrüßte er die Psychologin, die ganz in Schwarz gekleidet war.

 
 
 
 
 
 
 
 
       4

 
 
 
    Die
beiden Vorbestraften waren ordnungsgemäß gemeldet. De Breuyn hatte allerdings
vergeblich versucht, die Telefonnummern der verurteilten Mörder
herauszubekommen. „Wir fahren erst zu Muller“, sagte van den Berg im
Befehlston. Nicole lächelte charmant. „Warum nicht?“ Sie fuhren in hohem Tempo
in Richtung Norden, nach Schaerbeek. Die Kommune hatte sich in den letzten
Jahrzehnten zu einem reinen Einwandererstadtteil entwickelt. Gewalt und
Kriminalität gehörten zum Alltag im größten Brüsseler Bezirk. Sie bogen in die
Rue Dupont ein, einer schmuddeligen Straße, deren bessere Zeiten lange
zurücklagen. „Da muss es sein“, rief Deflandre. Die beiden Polizisten sprangen
ungeduldig aus dem Wagen. Van den Berg näherte sich der unscheinbaren
Eingangstür mit gezogener Waffe. Das Namensschild am Briefkasten bestätigte,
dass sie an der richtigen Adresse waren. Nicole kauerte lässig

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