Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
Vom Netzwerk:
Schachtes war eine Leiter befestigt,
die der Jäger installieren ließ, um Reparaturen an der Anlage vornehmen zu können
und um einen zweiten Ausweg zu haben, wenn der Aufzug doch einmal versagte.
    Sie
entschieden spontan, es zu riskieren. Olja stieg auf die Leiter und krabbelte
die ersten Sprossen empor, ohne zu wissen, wie hoch sie klettern mussten. Nadja
beeilte sich, hinterher zu kommen. Doch plötzlich spürte Olja einen heftigen
Schlag. Im gleichen Moment ließen die Mädchen die Leiter los und knallten mit voller
Wucht auf den Betonboden. „Scheiße“, rief Olja ihrer Freundin zu, die aus
deutlich geringerer Höhe gefallen war. „Das Teil steht unter Strom – ich hätte
mir denken können, dass es hier irgendeinen Scheiß gibt.“ Ihre Gedanken wurden
von der Sirene unterbrochen, die in den Katakomben losheulte. Die Mädchen
fragten sich besorgt, ob der Alarm ihnen galt. „Wir müssen es verschieben – den
Strom kriegen wir nicht weg“, meinte Olja. Die beiden schlichen sich aus dem
Schacht und hetzten auf den Rädern zurück. Sie hatten Glück, dass die Wachen
noch nicht wieder Stellung bezogen hatten.
    Nicole
Vandereycken bemerkte nicht, dass sie beschattet wurde, als sie in die Avenue
Louise einbog. Der Verfolger hatte einigen Abstand gehalten, er ahnte wohl,
dass Nicole schnell Verdacht schöpfen würde, wenn er zu auffällig vorging.
Nicole fand schnell einen Parkplatz in einer Seitenstraße des Boulevards. Sie
musste in einer Stunde im Kommissariat sein, aber vorher wollte sie noch ein
Kleid für den Abend besorgen. Sie ging in den Versace-Laden am Boulevard de
Waterloo und wurde schnell fündig. Die Psychologin entschied sich für ein
giftgrünes Modell mit wenig Stoff.
    Die
KLM setzte eine harte Landung hin, der Pilot musste nur noch schwach bremsen,
um die Boeing 727 in Parkposition zu bringen. Hugo strahlte, als er den
Ukrainer am Terminal begrüßte. Er hatte viel Arbeit für ihn. Dimitri Shevchenko
war ein ziemlich introvertierter Mann, verglichen mit Jorge Ramos war er
deutlich kleiner aber dafür noch etwas muskulöser. Mit seiner braunen
Kunstlederjacke, der grünen Tarnhose und schwarzen Springerstiefeln
signalisierte Dimitri seine sofortige Einsatzbereitschaft. Äußerlich hatte sich
der Mann in den letzten Jahren kaum verändert. Mit seinem blassen, breiten
Gesicht und den ausgeprägten Wangenknochen war der Kämpfer schon von Weitem zu
erkennen. Hugo stand mit seiner getönten Brille und dem mausgrauen Anzug in
einem herben Kontrast zu dem Ankömmling. Niemand wäre auf die Idee gekommen,
dass diese beiden Männer einmal zusammen in der französischen Fremdenlegion
Seite an Seite gekämpft hatten. Sie fuhren nach Matongè, in ein Viertel, dass
auf der anderen Seite der Chaussée d’Ixelles lag. Hier lebten in erster Linie
Schwarzafrikaner und andere Immigranten. Hugo hatte alles bestens organisiert
und Dimitri ein kleines Appartement besorgt. Hier würde er kaum auffallen. Die
Bude hatte knapp 30 Quadratmeter, er hatte sie frisch streichen und mit einem
neuen Teppich auslegen lassen. Das gammelige alte Interieur hatte er komplett
entsorgt und durch neue Billig-Möbel ersetzt. Der große Dielenschrank war
randvoll mit Klamotten in Dimitris Größe bepackt, die vorwiegend aus einem
Armee-Laden stammten: Jeans, Pullover, T-Shirts, Hemden aber auch feine Anzüge
und robuste Gore-Tex-Sachen. Der Killer war für jeden Anlass perfekt
ausgestattet. „Ich hoffe, du fühlst dich wohl hier“, sagte Hugo, während er
zwei Flaschen Jupiler aus dem großen metallenen Kühlschrank holte. „Ich muss
mich ja um nichts kümmern“, erwiderte Dimitri freudig. „Damit hast du beinahe
recht“, sagte Hugo grinsend. „Du wirst morgen deinen ersten Auftrag erledigen,
aber darüber sprechen wir später.“ Der Killer leerte das Bier in einem Zug.
    Freddy
De Breuyn ließ seinen Rechner heiß laufen, aber weder er noch seine Kollegen
stießen in den Datenbanken auf irgendeinen einen Paul, der zu ihrer Mordserie
passte. Van den Berg saß in seinem Büro und studierte eine Galoppzeitung, die
Informationen über die Winterrennen brachte. Der Kommissar wollte, so bald es
ging, wieder auf die Rennbahn. Er dachte an seinen letzten Ausflug, der ein so
abruptes Ende genommen hatte. Im gleichen Augenblick stürmte Deflandre in sein
Büro, er wirkte gehetzt. „Wir haben einen Hinweis.“ Van den Berg legte die
Zeitung beiseite und zog gespannt die Stirn in Falten. „Der Spanier ist
mehrmals in Elsene gesehen

Weitere Kostenlose Bücher