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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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etwas für sie tun?“ „Ich glaube nicht“, meinte van den Berg
ernst. „Aber vielleicht ihr Sohn …“ Lerisse guckte den Kommissar irritiert an.
Dann rief er den Jungen, der Patrique hieß, ins Wohnzimmer. Es stellte sich
heraus, dass der Kommissar das Alter des Schülers richtig geschätzt hatte. Der
Junge gab den beiden die Hand, ohne sie dabei anzuschauen. „Du hast uns den
Zettel ans Auto gemacht, richtig?“, fragte van den Berg, während er dem Jungen
das Blatt vors Gesicht hielt. Der Teenager schüttelte schweigend den Kopf. „Wir
können einen Schriftenabgleich machen“, sagte Nicole scharf, „dann wissen wir
ganz schnell, ob du das hier geschrieben hast.“ Der Junge nickte verlegen.
Nicole bemerkte, dass er rot wurde. „Also gut“, setzte der Kommissar an. „Wir
sollen also nach einem Paul suchen. Warum?“ „Doro hat sich mit ihm getroffen,
bevor sie abgehauen ist“, sagte der Junge leise. „Wie kommst du darauf, dass
deine Schwester abgehauen ist?“ „Weil sie plötzlich weg war.“ „Hatte sie einen
Grund abzuhauen? Gab es Streit mit deinen Eltern?“ „Nein, das nicht. Sie hat
gesagt, dass sie einfach mal weg will.“ „Erzähl mir von diesem Paul!“ „Muss ein
toller Typ gewesen sein. Doro hat sich mit ihm getroffen. Sie hat ein richtiges
Geheimnis daraus gemacht!“ „Wo haben sie sich getroffen?“ Der Junge zuckte mit den
Schultern. „Wie sah der Mann aus?“ „Ich weiß es nicht.“ Van den Berg nahm
Blickkontakt mit Nicole auf. Die Psychologin schaute den Jungen misstrauisch
an. „Deine Schwester hat ein Geheimnis daraus gemacht und du hast nicht
nachgebohrt?“, wollte Nicole wissen. „Ich habe es versucht, ich habe sie einmal
verfolgt, aber sie hat´s gemerkt und mich abgehängt.“ Die Psychologin nickte
wohlwollend. „Warum hast du das nicht ausgesagt, als deine Schwester
verschwunden ist?“, fragte van den Berg leicht gereizt. „Mich hat niemand
gefragt!“, erwiderte der Junge forsch. „Das kann doch wohl nicht wahr sein. Du
willst mir erzählen, dass niemand mit dir gesprochen hat, als deine Eltern die
Vermisstenanzeige aufgegeben haben?“ „Patrique war damals erst zehn.
Wahrscheinlich haben ihre Kollegen seiner Aussage deshalb nicht soviel
Bedeutung beigemessen“, erklärte der Bankdirektor, der das Gespräch aus dem
Hintergrund verfolgte. Nicole wandte sich erneut an den Jungen. „Es ist
erstaunlich, dass du das noch weißt mit diesem Paul, nach fünf Jahren …“ „Ich
habe ein gutes Gedächtnis“, antwortete der Junge lächelnd. „Wenn das so ist,
möchte ich dich bitten, noch einmal nachzudenken, ob dir doch noch etwas zu
diesem Paul einfällt. Das könnte uns helfen, den Fall aufzuklären, verstehst du?
Jede Kleinigkeit ist wichtig!“ Die Polizisten verabschiedeten sich. „Das mit
dem Zettel hättest du nicht anonym machen müssen. Wir tun niemandem was“,
meinte Nicole beim Verlassen des Hauses. Der Junge nickte, aber sein Blick
verriet Skepsis.
    Hugo
stieg beschwingt in seinen BMW. Er schob Bachs Sinfonie für Klarinette in
seinen CD-Player. Hugo liebte klassische Musik und er bedauerte, dass kaum
jemand in seinem Umfeld diese Leidenschaft teilte. Jorge hatte ihn
verständnislos angeschaut, als er auf einer gemeinsamen Reise Beethovens Neunte
eingelegt hatte. Hugo fragte sich, ob Dimitri mehr Sinn für die großen
Komponisten haben würde. Nach einer halben Stunde war er am Ziel. Hugo fuhr in
das große Parkhaus und schaute suchend auf den großen Monitor. Der KLM-Flug
1863 aus Kiew war bereits im Landeanflug - Hugos gute Stimmung steigerte sich
zu Euphorie.

 
    Der
Jäger verließ die Villa und stieg in seinen Wagen, ein neues Modell der
Mercedes S-Klasse, den er einen Monat zuvor gekauft hatte. Das Automobil bot so
ziemlich alles, was man als Zusatzausstattung bekommen konnte, sämtliche
Scheiben waren dunkel getönt, zudem war das Fahrzeug mit vier Bildschirmen
ausgestattet. Wenn der Jäger eine neue E-E-Mail bekam, erschien sie automatisch
auf den Monitoren. Er wartete gespannt darauf, was Hugo von Dimitri berichten
würde.
    Der
Jäger war kurz vor Antwerpen, in wenigen Minuten war er am Ziel. Er fuhr die
repräsentative Auffahrt entlang und parkte direkt vor dem eleganten Klubhaus.
Die Pferdeställe waren ein paar Hundert Meter hinter dem Hauptgebäude
untergebracht. Der Jäger liebte es, sich in der feinen Gesellschaft zu bewegen.
Er hatte jahrelang Golf gespielt, inzwischen waren ihm die Clubs nicht mehr
elitär genug.

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