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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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der
Wachen und Kameras. Sie passten höllisch auf, nichts Unvorsichtiges zu sagen,
denn die Katakomben waren nicht nur mit Kameras, sondern auch mit empfindlichen
Mikrofonen ausgestattet. Eine hundertprozentige Bewachung blieb aber trotz
aller Anstrengungen utopisch. Wenn die Mädchen flüsterten, wurde das nicht von
den Mikros erfasst. Genauso wenig konnten sie die immer raffiniertere Zeichensprache
entschlüsseln. Der Jäger verzichtete ohnehin meist darauf, die Mädchen für
Fehlverhalten zu bestrafen. Weil er sicher war, dass sie keine Chance hatten,
aus den Katakomben zu fliehen, und alles andere interessierte ihn nicht
besonders.
    Er
schritt auch nicht ein, als er merkte, dass die Mädchen Gruppen bildeten.
Catherine und Dorothee zogen sich oft auf den Tennisplatz zurück, Olja und
Nadja zum Karate. Die beiden Russinnen waren die Ersten, die dahinter kamen, wo
der zweite Fluchtweg lag. Der Fahrstuhl, mit dem der Jäger dreimal täglich in
die Katakomben hinab fuhr, war die allseits bekannte Alternative. Er war auf
den ersten Metern der früheren Bunkeranlage eingebaut worden und weithin
sichtbar. Die Mädchen hatten kapiert, dass es keine reelle Möglichkeit gab, mit
dem Lift in die Freiheit zu gelangen. Der Aufzug war nicht nur gut bewacht, sie
wussten, dass es den passenden Fingerabdruck und das dazugehörige Auge
brauchte, um die Tür der kleinen stählernen Kabine öffnen zu können. Dass sie
den zweiten Weg nach oben entdeckten, war dem Zufall, aber auch Oljas Technikverständnis
zu verdanken. Ihr Vater, der Ingenieur war und sein Geld damit verdiente, die
Elektrik von Hochhäusern zu warten, hatte ihr Interesse für Technik geweckt.
    An
einem Julimorgen waren Hugo und der Jäger in die Katakomben gekommen, hatten
hektisch das Wachpersonal zusammengetrommelt und am Fahrstuhl versammelt. Worum
es ging, hatten Olja und Nadja nicht mitbekommen. Sie checkten aber schnell,
dass es die perfekte Gelegenheit war, die Katakomben ungestört zu erkunden.
Olja wusste, dass es einen großen Schacht geben musste, der die riesige Anlage
mit Frischluft, Strom und Wasser versorgte. Im hinteren Trakt, wo das
Schwimmbecken, die Küche und die Sportanlagen untergebracht waren, gab es den
größten Bedarf an Ressourcen, sie fand es am logischsten, den Schacht in diesem
Bereich zu planen. Olja nahm Nadja an die Hand, schnappte sich zwei der
High-Tech-Räder und raste mit ihr ans andere Ende der Katakomben. Es war den
Mädchen erlaubt, die Bikes zu benutzen. Natürlich war ihnen klar, dass jede
ihrer Bewegungen von den Videokameras aufgezeichnet wurde, aber dieses Risiko
mussten sie jetzt eingehen. Wenn sie nichts unternahmen, würden sie
unausweichlich auf ihren baldigen Tod zusteuern. Der Jäger hatte ihnen gerade
erst eröffnet, dass mit dem zwanzigsten Geburtstag alles vorbei sein würde. Sie
kamen ans Ende der breiten Röhre – Olja deutete auf jene Stelle, von der sie glaubte,
dass sich dahinter der Fluchtweg verbergen konnte. „Hinter dieser Wand könnte
er sein – das wäre logisch, von hier aus ist die Entfernung zum Pool, zur Küche
und zu den Sportanlagen gleich weit“, flüsterte die Russin. Die beiden tasteten
die Wand ab und fanden nach einer Weile einen schmalen Spalt. „Volltreffer, ich
wette meinen Arsch darauf, dass wir hier finden, was wir suchen“, meinte Olja
euphorisch. „Aber wie kommen wir da rein?“, erwiderte Nadja ratlos. „Die
Mädchen drückten gegen die Wand, aber nichts bewegte sich. „Abgefahren, ich
sehe hier gar keinen Sicherheitsmechanismus, kein Schloss, keine Tastaturen
oder so ein Scheiß“, raunte Olja verärgert. Intuitiv drückte das kräftige
Mädchen in einem anderen Rhythmus gegen die Türe, zweimal in kurzen Abständen.
Zu ihrem Erstaunen ließ sich die Wand nun mit großer Leichtigkeit bewegen. „Geil!“
Als sie den Schacht betraten, wurde es automatisch hell. Die Mädchen zuckten
zusammen. Es war ziemlich laut in der Anlage – sie mussten fast schreien, um
sich verstehen zu können. Es machte ihnen nichts aus, denn jetzt konnten sie
zum ersten Mal miteinander sprechen, ohne abgehört zu werden. Olja bemerkte, dass
der Raum durch eine Alarmanlage gesichert war und wunderte sich, dass sie ganz
offensichtlich ausgeschaltet war. Als sie den Schacht hinaufblickten, wurde den
Mädchen bewusst, wie tief sie unter der Erde waren. Sie waren sich unsicher, ob
es realistisch war, durch die Röhre in die Freiheit zu fliehen. Theoretisch
hatten sie eine Chance, denn inmitten des

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