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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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rechneten damit, erneut angegriffen zu
werden. Unversehrt erreichten die Männer das Herzstück der Katakomben. Fünfzehn
Mädchen saßen, dicht aneinandergereiht, auf ihren Stühlen. „Ist das abgefahren
hier“, rief Renquin fassungslos, als er vor der Flügeltüre des Saals stand. Die
bleichen, verunsicherten Mädchen rannten auf ihre Befreier zu und fielen ihnen
in die Arme. Sie wimmerten, ihre Todesangst war an ihren Augen noch immer
abzulesen. Renquin erschrak, als er die Brandmale bemerkte. Noch nie hatte er
etwas dermaßen Abstoßendes gesehen. „Wie geht es ihnen?“, fragte der Cop
hilflos. Er begriff, dass er sich mit den Mädchen nur mit Händen und Füßen
verständigen konnte. Mit Russisch hatte Renquin nichts am Hut. „Wir müssen hier
erstmal raus, wir nehmen den Fahrstuhl hier.“ Eine Viertelstunde versuchte Renquin
die ausgefeilte Technik zu kapieren, dann gab er auf. Ihnen blieb nichts übrig,
als den gleichen Weg zu nehmen, den sie gekommen waren. Vor der Leiter zuckte
er zurück. „Wartet, wenn ihr nicht gegrillt werden wollt.“ Renquin war nicht
nur ein Meister darin, Spuren zu entdecken, die seinen Kollegen verborgen
blieben. Er verfügte auch über einen hohen technischen Sachverstand, seine
Kenntnisse hatte er sich vor Jahren als Autodidakt angeeignet. Die Leiter war
gleich fünffach verkabelt, mit Anschlüssen, die sämtlich rot ummantelt waren.
„Das soll uns wohl sagen, dass wir ein Problem bekommen, wenn wir das falsche
Kabel kappen“, lachte Renquin. „Ich wette, es ist ein Bluff.“ Nacheinander
trennte der Teamleiter sämtliche Kabelverbindungen fein säuberlich ab, ohne
dass etwas passierte. „Das hätten wir“, sagte er strahlend. Renquin ließ einen
seiner Männer vorgehen, dann folgten abwechselnd fünf Mädchen und ein Polizist.
Er selbst ging als Letzter die Sprossen nach oben.

 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
       15

 
 
    Van
den Berg hatte die Operation gut überstanden. Für die Ärzte war es ein
Routineeingriff gewesen, denn die Kugel saß nicht besonders tief. Nicole eilte
am nächsten Morgen um sieben Uhr ins Krankenhaus und war einigermaßen
überrascht, als sie den Kommissar komplett angezogen auf dem Bett sitzen sah.
„Hat dir der Doc nicht verordnet, noch mindestens drei Tage hier zu bleiben?“
„Klar hat er das, aber du solltest mich besser kennen.“ Nicole wusste, dass es wenig
Sinn hatte, van den Berg seinen Willen auszureden genauso, wie es umgekehrt bei
ihr der Fall war. Sie drückte ihm eine Lütticher Waffel in die Hand, die van
den Berg in Windeseile verputzte. Da platzte die Krankenschwester ins Zimmer.
„Ich kann nicht zulassen, dass sie in ihrem Zustand gehen“, sagte sie streng.
„Doch können sie, ich unterschreibe ihnen, dass ich das Krankenhaus auf eigenes
Risiko verlasse.“ Die Schwester schaute säuerlich drein. „Wie sie wollen!“
Nicole lachte. „Ich dachte, du kämst bei älteren Damen so gut an.“ „Inzwischen
auch bei den alten Schachteln nicht mehr“, erwiderte der Kommissar lachend. „Es
hat sich einiges getan, als du geschlummert hast“, meinte Nicole, während sie
auf dem Weg zu ihrem Wagen waren. Der Alfa Romeo hatte die Verfolgungsjagd mit
Hugo äußerlich gut überstanden. „Das Wichtigste zuerst“, begann Nicole
grinsend. „Sie haben deinen Wagen gefunden. Er stand heute Morgen ziemlich
verlassen auf einem Supermarktplatz. Die Schusslöcher haben den Angestellten
offensichtlich einen gehörigen Schrecken eingejagt.“ „Kann mir schon vorstellen,
wie er aussieht – wie ein Schweizer Käse.“ „Und jetzt halte dich fest: Die
Mädchen sind frei.“ Van den Bergs Gesichtszüge entspannten sich so sehr, wie
seit Wochen nicht mehr. „Na endlich! Lass mich raten: Es gibt ein verstecktes
Verließ in der Villa.“ „Das stimmt fast – Fontaine hat eine Bunkeranlage unter
seinem Haus in eine schicke Kellerlandschaft verwandelt – sie muss der absolute
Wahnsinn sein.“ Der Kommissar schüttelte wortlos den Kopf. „Was ist mit Eric?“
„Er hat uns verraten – es gibt keinen Zweifel. Er ist abgetaucht, genauso wie
Hugo und Fontaine.“ Van den Berg schaute nachdenklich gen Himmel. Eine kleine
Wolke schob sich vor die Sonne.
    Sie
fuhren auf direktem Weg zum Bunker. Renquin hatte es noch immer nicht
geschafft, den Lift in Gang zu bringen – van den Berg und Nicole mussten den
langen unbequemen Weg über die Leiter nehmen. Für die beiden war der Abstieg
nicht ganz so

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