Katakomben (van den Berg)
mir nicht vorstellen, dass sie das noch
mal in Belgien probieren“, erwiderte Nicole. „Im Moment haben die beiden genug
damit zu tun, abzutauchen. Ich glaube nicht, dass sie in nächster Zeit aktiv
werden“, nuschelte sie, bevor sie sich an einem kleinen Knochen verschluckte.
„Was mich am meisten beschäftigt, ist Eric“, meinte der Kommissar. „Wie konnte
er sich mit solchen Dreckstypen einlassen?“ „Ich fand immer, dass er komisch
drauf war. Seine zynischen Kommentare über Tote, wie er die Kollegen in den
Dreck zog. Er war zu keinerlei Gefühlen fähig – alle waren ihm scheißegal.“ „Aber
wir waren ein gutes Team, und Eric konnte wahnsinnig witzig sein.“ „Ich sage ja
nicht, dass er ein schlechter Polizist war, und sicher war er auch kein
Langweiler, aber er ist ein Asozialer.“ „Eric ein Asozialer? Übertreibst du
nicht ein bisschen?“ Nicole hielt es für besser, zu schweigen – sie spürte, wie
sehr den Kommissar Deflandres Verrat mitnahm. Sie wechselten das Thema. „Ich
glaube nicht, dass der Russe auspacken wird“, meinte van den Berg. „Sollen wir
wetten?“, hielt Nicole dagegen. „Warum bist du dir so sicher?“ „Nenn es von mir
aus Intuition – er wird uns alles verraten, um seinen Arsch zu retten.“ „Also
gut, um ein Abendessen?“ Nicole schlug ein. Van den Bergs Handy klingelte. Es
war De Breuyn. „Marc, dein Wagen ist wieder hier, er ist ein wenig löchrig,
aber er fährt sich wie ein neuer Schlitten“, ulkte der Polizist. „Ich werde die
Löcher später zählen. Wir schauen zuerst noch mal im Krankenhaus vorbei –
Nicole hat so eine Intuition, dass unser Killer gleich auspackt.“ Nicole freute
sich, dass ihr Kollege so aufgeräumt war, wie schon lange nicht mehr – sie
hoffte, dass seine Gemütslage eine Weile anhalten würde. Dimitri grinste die
Polizisten frech an, als sie an sein Krankenbett traten. „Haben sie es sich
überlegt?“, kam van den Berg gleich zur Sache. „Ich traue euch nicht, ich will
Garantien.“ „Die einzige Garantie, die ich ihnen geben kann, ist die, dass wir
ihnen die drei Mädchenmorde allein zuschieben werden, wenn sie nicht
kooperieren. Und dass wir ihnen den ungemütlichsten Knast in ganz Belgien
suchen werden“, sagte Nicole mit einem süffisanten Lächeln. „Glaubt ihr, dass
ihr mir Angst machen könnt?“, zischte der Mörder verächtlich. „Wenn wir Hugo
und Fontaine auf eigene Faust kriegen, werden sie nichts davon haben, das
verspreche ich ihnen, und früher oder später werden wir sie eh schnappen.“
„Komm, wir verschwenden hier unsere Zeit“, raunte der Kommissar und gab Nicole
das Zeichen zu gehen. „Wartet, verdammt noch mal. Ich weiß, dass ihr mich
verarschen wollt, aber gut, ich helfe euch.“ Nicole setzte sich auf die Bettkante.
„Fangen sie an!“ „Damit eines klar ist, mit diesem kranken Bastard habe ich
nichts zu tun.“ „Ach nein?“ „Ich weiß nicht einmal, wie er heißt.“ „Da können
wir ihnen helfen, sein Name ist Fontaine.“ „Nie gehört, mein Mann war Hugo, er
hat mich angeheuert. Mir ging es nur um die Kohle, verstehen sie?“ „Woher
kannten sie ihn?“ „Aus der Legion!“ „Sie meinen die französische
Fremdenlegion?“ „Ganz richtig, wir waren dort zwei Jahre zusammen stationiert.“
„Und sie sind seitdem in Kontakt geblieben?“ „Wir haben ab und zu E-Mails
geschrieben, aber nicht oft.“ „Wann hat er sich bei ihnen gemeldet?“ „Vor einer
Woche.“ „Was hat er ihnen gesagt?“ „Er meinte, er hätte einen gut bezahlten Job
für mich.“ „Was sollten sie für ihn tun?“ „Hugo gab mir den Auftrag, drei Mädchen
zu töten, mit Spritzen, die er vorbereitet hatte. Und ich sollte neue Mädchen
besorgen, aber erst in ein paar Wochen.“ „Woher sollten sie die Mädchen holen?“
„Ukraine – ist nicht schwer, kein Problem!“, meinte der Killer grinsend. „Es
hat ihnen nichts ausgemacht, junge, unschuldige Mädchen umzubringen?“, fragte
van den Berg, dem es schwerfiel, seine Verachtung gegenüber dem Killer zu
unterdrücken. „So unschuldig sahen sie nicht aus. Wissen sie, da wo ich
herkomme, ist ein Menschenleben nicht mehr wert, als ein Butterbrot. Hugo hat
mir 100.000 gezahlt – wenn alles klappt, noch mal das Gleiche. Hätten sie doch
auch gemacht, oder?“ Van den Berg fand Dimitri Shevchenko immer abstoßender.
„Kommen wir zur wichtigsten Frage: Wo ist Hugo?“ „Meinen sie, er ruft mich an,
und erzählt mir, wohin er unterwegs ist?“ „Wir
Weitere Kostenlose Bücher