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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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die letzten fünf Jahre meines Lebens verschwendet«, sagte sie leise schluchzend. »Ich hätte auf Partys gehen und mich mit meinen Freunden amüsieren können, statt mich völlig abzuschotten und Stunde um Stunde zu meditieren.«
    Ich wiegte sie sanft in meinen Armen und ließ die letzten Tage Revue passieren. Jetzt verstand ich, warum sie ihre Haare hatte wachsen lassen und nichts erwidert hatte, als ihr Lehrer ihr anbot, Nonne zu werden. Sie wurde keineswegs dazu gedrängt, sich einer althergebrachten Religion zu unterwerfen, im Gegenteil, Lydia gebot nach wie vor ganz allein über ihr Leben.
    »Ich muss nach Hause«, sagte sie.
    Jetzt, nachdem ich ihre Liebe zu dem Kloster und Sri Lanka endlich verstanden hatte, wollte sie nach Hause?
    »Wirklich?«, fragte ich. »Keine braunen Gewänder mehr?«
    Gott, was machte ich denn da? Wollte ich sie etwa überreden, Nonne zu werden?
    »Dieser Ort wird immer ein Teil von mir sein, aber …«
    Ihre Stimme verlor sich. Ich widerstand der Versuchung, den Satz für sie zu beenden.
    »Aber was?«
    »Ich fühle mich nicht mehr am richtigen Platz hier. Eines Tages werde ich sicher zurückkommen, aber das wird eine ganze Weile dauern. Ich möchte meinen Abschluss in Psychologie machen. Ich habe Kontakt mit der Universität in Melbourne aufgenommen, und sie haben einen Platz für mich. Ich würde gerne das, was ich hier gelernt habe, mit unserem westlichen Denken kombinieren …«
    Sie vergrub ihren Kopf an meiner Schulter und fragte, ob ich damit einverstanden wäre, wenn sie in ein paar Tagen mit mir zurückfliegen und eine Weile zu Hause wohnen würde.
    In diesen Tagen mit Lydia in Sri Lanka hatte ich unendlich viel gelernt. All die Sorgen, die ich mir wegen primitiver Klos, vegetarischer Currys und Moskitos gemacht hatte, waren unnötig gewesen. Die schreckliche Insel der Tränen hatte sich als eine Oase berückender Widersprüche erwiesen. Nicht nur das, hier hatte ich mich wieder an die abenteuerlustige Frau erinnert, die ich einmal gewesen war.
    Am wichtigsten aber war, dass diese wunderschöne Insel mir geholfen hatte, Lydia zu verstehen. Bei all den Konflikten zwischen uns war es weniger darum gegangen, dass wir so unterschiedlich waren, als darum, dass wir uns so sehr ähnelten.
    Der Himmel hatte sich inzwischen von Violett zu Blauschwarz verfärbt.
    »Ich habe so ein schlechtes Gewissen, weil ich weggefahren bin, als du krank warst«, sagte sie und ihre Wangen glänzten im nachlassenden Licht. »Ich wusste nicht, was ich tat.«
    »Aber als ich dich wirklich gebraucht habe, bist du nach Hause gekommen«, sagte ich und wiegte sie zärtlich in den Armen. »Du hast dich fantastisch um mich gekümmert. Was ich nicht zuletzt deinem Vater zu verdanken habe, der dir den Flug bezahlt hat.«
    Sie hob den Kopf und wischte die Tränen weg.
    »Aber den hat doch mein Lehrer bezahlt«, sagte sie.
    » Dein Lehrer? « Ich starrte sie an. »Ich dachte, er wäre derjenige gewesen, der dich mit aller Macht hierbehalten wollte.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Nein, überhaupt nicht. In der Zeit hat er mich nicht einmal unterrichten wollen. Er hat sich mehr oder weniger geweigert, überhaupt mit mir zu sprechen. Er hat mir unmissverständlich klargemacht, dass ich bei dir sein sollte. Im Buddhismus gilt die Familie sehr viel.«
    Serendip, die Insel der glücklichen Zufälle, hatte sich ihre größte Überraschung bis zum Schluss aufbewahrt. Der charismatische Mönch, dem ich unterstellt hatte, meine Tochter verführen und uns entziehen zu wollen, war sehr viel großherziger und verständnisvoller gewesen, als ich ihm je zugebilligt hätte.
    Ich war ein Idiot gewesen, diesen Mann so falsch zu beurteilen. Er hatte stets unsere Familie im Blick gehabt. Kein Wunder, dass von Steve keine Antwort gekommen war, als ich ihm den Dankesbrief geschickt hatte.
    Aber eines war bei all dem Durcheinander gleich geblieben – die Entschlossenheit meiner Tochter, die Welt zu verändern.
    Die undurchdringliche Schwärze der Tropen hüllte uns ein. Als die Stimmen der Mönche verstummten, begannen die Nachtvögel und Insekten ihre Hymne auf das Leben anzustimmen.

44.
Der Kreis schließt sich
    Glück ist eine Katze auf deinem Schoß und eine zufriedene Tochter.
    Als das Auto vor unserem Haus hielt, spannte sich ein doppelter Regenbogen über den Himmel. Die Farben des unteren Bogens waren so satt und klar, dass ich sie einzeln unterscheiden konnte. Noch nie hatte ich einen derart leuchtenden Regenbogen

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