Kater mit Karma
einen Brief von einem wunderbaren Mann namens Arthur Judson, der mir schrieb, er sei damals an der Unfallstelle gewesen und bis zuletzt bei Sam geblieben.
Es bedurfte eines schmächtigen schwarzen Kätzchens, um den sechsjährigen Rob wieder zum Lächeln zu bringen. Cleo schien sofort zu begreifen, dass wir uns in einer Krise befanden. Indem sie mit ihm schmuste und spielte und kaum von seiner Seite wich, half sie Rob, sich in einem neuen Leben ohne seinen großen Bruder zurechtzufinden. Damals verstand ich zum ersten Mal, wie tief die heilende Kraft von Tieren gehen kann.
Sams Tod veränderte unser Leben und unsere Herzen sollten nie wieder ganz heilen. Doch in all den Jahren wachte Cleo über uns, während wir langsam wieder zu uns kamen. Als ich erneut schwanger wurde, schmiegte sie sich an meinen wachsenden Bauch und leistete mir nach der Geburt in endlosen Nächten Gesellschaft, wenn ich die kleine Lydia stillte. Ein paar Jahre später stand sie mir bei meiner Scheidung bei, und als ich dann soweit war, warf sie ein wachsames Katzenauge auf das armselige Häuflein meiner Verehrer, um dafür zu sorgen, dass ich die richtige Wahl traf. Wie sich zeigte, war Philip – der erste Mann, der Cleos Zustimmung fand – die richtige Wahl, auch wenn er mittlerweile einen Großteil seiner Zeit in Flugzeugen verbringt. Vor der Geburt unserer Tochter Katharine rollte sich Cleo wieder ordnungsgemäß auf meinem Bauch zusammen und begleitete mich dann erneut durch die Stillzeit.
Von all unseren Kindern hatte Rob die stärkste Beziehung zu Cleo. In seiner Kindheit spielte sie Katzenspiele mit ihm und sie wachte über ihn, als er mit Anfang zwanzig eine schwere Krankheit durchmachte. Diese kleine schwarze Katze war in der Zeit unserer Trauer, beim Umzug nach Australien und schließlich im ganz normalen Chaos des Alltags an unserer Seite gewesen. Etwa um die Zeit, als Rob sich in Chantelle, die Frau seiner Träume verliebte, räumte Cleo dann würdevoll ihren Platz und bekam plötzlich weiße Schnurrhaare. Es war beinahe, als betrachtete sie ihre Pflicht als getan, nun, da Rob erwachsen und glücklich und unsere Familie, mehr oder weniger, wieder auf die Beine gekommen war. Sie konnte uns nun verlassen und in den Katzenhimmel übersiedeln, falls es den gibt.
Ich schwor mir, dass ich nach Cleo nie wieder eine Katze haben würde. Doch als alles wieder kompliziert zu werden begann, platzte ein kleiner Siamkater in unser Leben.
Diese Geschichte erzählt davon, wie eine Katze zur anderen führt, dass rebellische Katzen und Töchter mehr gemeinsam haben, als man annehmen würde, und wie ich lernte, dass es manchmal in Ordnung ist, Kompromisse zu schließen und Medikamente zu nehmen.
Jonah ist die Katze, von der ich geschworen hatte, dass wir sie nie haben würden. Aber wie meine Mutter zu sagen pflegte, sag niemals nie.
2.
Abschied
Deine alte Katze sucht dein nächstes Kätzchen aus.
»Wann legt ihr euch eigentlich wieder eine Katze zu?«, fragte meine Nachbarin Irene, an den Gartenzaun gelehnt.
Was für eine taktlose Frage , dachte ich. Man zieht schließlich auch nicht los um eine neue Mutter einzukaufen, sobald ihr Sarg in die Erde gesenkt ist, oder?
Ich blinzelte zu Irene hoch. Zum Schutz vor der grellen Sonne trug sie eine Sonnenbrille und einen dieser albernen Hüte aus einem Outdoorladen. Ich lachte etwas gezwungen und fragte, was sie meine.
»Jeden Vormittag bist du hier draußen und sprichst mit dem Busch, unter dem ihr Cleo begraben habt. Das ist nicht gesund.«
Gesund? Was versteht sie denn davon? , dachte ich und starrte in meinen Kaffeebecher. Nach dem Frühstück mit einer toten Katze zu sprechen, war ganz und gar harmlos und nicht halb so verrückt wie manche andere Dinge, die ich neuerdings tat, zum Beispiel Kleidungsstücke verkehrt herum tragen und Geburtstagskarten sechs Monate im voraus kaufen. Ganz zu schweigen von meiner wachsenden Leidenschaft für Kreuzworträtsel und Spielshows im Fernsehen. Außerdem war es meine Sache, wenn ich mich mit einer toten Katze unterhalten wollte.
»Eine Freundin von mir hat gerade drei Kätzchen bekommen«, fuhr sie fort. »Also, ich meine natürlich nicht, dass sie sie selbst auf die Welt gebracht hat, ha ha …«
Wenn es darum geht, ein Kätzchen loszuwerden, kennt der Erfindungsreichtum der Leute keine Grenzen. »Sieh sie dir doch einfach mal an«, flöten sie voller Zuversicht, dass man auf der Stelle dahinschmilzt, sobald man den Blick auf irgendein dreibeiniges,
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