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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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gesehen.
    Schützend hing ein zweiter, dunstiger Regenbogen über dem ersten. Ein Mutterbogen, der über seine Tochter wachte, zufrieden, sich in ihrer Schönheit zu sonnen.
    Am Wohnzimmerfenster wartete die vertraute Silhouette. Kaum hatte Jonah uns entdeckt, erhob er sich, krümmte den Rücken und schlug mit dem Schwanz. Mit weit vorgerecktem Kopf sah er herunter auf das Auto. Wir konnten das Blau seiner Augen blitzen sehen, als er das Gesicht gegen die Scheibe drückte.
    »Da freut sich jemand, dich zu sehen«, sagte ich zu Lydia.
    Als Lydia den Weg hochlief, sprang Jonah vom Fensterbrett und verschwand, um auf der anderen Seite der Haustür zu warten. Wir hörten ihn miauen. Lydia drehte den Schlüssel im Schloss und Jonah drückte die Tür auf und sprang in ihre Arme.
    »Ich hab dich so vermisst, mein Kleiner!«, rief sie und vergrub ihr Gesicht in seinem Fell.
    Jonahs tiefes, vibrierendes Schnurren erinnerte mich an etwas, das ich erst vor kurzem gehört hatte – die Mönche, die bei Sonnenuntergang sangen. Ich dachte an den Schuster und die Katze, die sein Mönch war. Jonah wäre nur allzu gern bereit, die Rolle von Lydias Guru zu übernehmen.
    Lydia fiel es unerwartet schwer, wieder zum »normalen« Leben zurückzufinden. Während sie nach spiritueller Vollkommenheit gestrebt hatte, war vieles auf der Strecke geblieben. Als Erstes brachte sie ihre Facebook-Seite auf den neuesten Stand. Beim Betrachten der alten Seite mit den vielen Fotos von ihr in Klöstern oder bei Spendenaktionen sagte sie mit tränenerstickter Stimme: »Ich sehe ja nicht mal wie ein richtiger Mensch aus!«
    Sie verzog sich ins Badezimmer und kam nach einer halben Ewigkeit perfekt geschminkt wieder heraus.
    »Mach bitte ein Foto von mir«, sagte sie und drückte mir eine Kamera in die Hand.
    Ich saß gerade in ein neues Buch vertieft vor dem Computer, aber ihre Stimme sagte mir, dass es dringend war. Wir gingen in den Garten und sie stellte sich mit einem schüchternen Lächeln unter den Baum. Anders als viele ihrer Altersgenossen, die ständig Selbstporträts mit ihren Handys machten und dafür mit strahlendem Lächeln posierten, hatte Lydia vergessen, wie man sich vor einer Kamera verhielt. Sie nahm mir die Kamera ab und löschte die meisten Fotos gleich wieder. Wenn ich ihr gesagt hätte, was ich wirklich dachte, dass sie nämlich von innen heraus strahlte, wäre sie schamrot angelaufen. Die Worte ihres Lehrers fielen mir wieder ein – »Unter den Perlen, die es auf dieser Welt gibt, ist Lydia unser Diamant.«
    Anfangs fiel es ihr schwer, wieder Anschluss zu finden. Einige ihrer alten Freunde schienen nur noch Party machen zu wollen. Sie hatte Schwierigkeiten, sich anzupassen. Ein paarmal kam sie weinend nach Hause und sagte wieder, sie habe die letzten fünf Jahre vergeudet. Ich versuchte sie zu beruhigen. Ihre Erfahrungen mochten ihr jetzt vielleicht wertlos vorkommen, aber sie hatten sie reifer gemacht und ihren Horizont enorm erweitert, und das würde ihr immer bleiben.
    Eines Samstagabends spazierte ich mit ihr zusammen die Chapel Street entlang und sie bemerkte die bewundernden Blicke der jungen Männer nicht einmal. Als ich sie mit dem Ellbogen anstieß und sie fragte, ob sie den süßen Typen bemerkt habe, der sich ganz offensichtlich für sie interessierte, zuckte sie geradezu erschreckt zusammen.
    Wir drei anderen freuten uns, wenn sie sich breitschlagen ließ, mit uns in die Oper, ein Musical und den einen oder anderen schlechten Film zu gehen. Diese Form von Unterhaltung hatte sie während ihrer frommen Phase als »Ablenkung« betrachtet.
    Wie schön es war, sie wieder in Kleidern zu sehen, die nicht aus Secondhandläden stammten. Erstaunlicherweise ging sie am liebsten in eine Boutique, in der man konservative Kleider und Accessoires aus Kaschmir und Leder bekam. Jonah war natürlich begeistert davon. Wann immer sich die Gelegenheit bot, verschwand er in ihrem Zimmer und mopste ihr einen Schal.
    »Es ist mir ja peinlich«, sagte sie eines Tages, »aber ich habe wirklich eine Schwäche für Fellmuster.«
    Ich kaufte ihre eine Handtasche mit Leopardenfell-Muster. Jonah ging natürlich davon aus, dass sie für ihn sei, und fing an, sie durchs Haus zu schleppen.
    Lydia entwickelte sich zur wahren Meisterköchin. Sie perfektionierte das Ingwerplätzchen-Rezept meiner Mutter und verwandelte unser Esszimmer in einen Gourmettempel.
    Sobald Jonah sie in der Küche mit den Töpfen klappern hörte, rannte er zu ihr. Seine

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