Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katerstimmung (German Edition)

Katerstimmung (German Edition)

Titel: Katerstimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Reinartz
Vom Netzwerk:
wissen. Für mich. Gut, wenn sie mir jetzt einen konkreten Ort … aber das war das Luna Mar auch, und trotzdem ist sie nicht gekommen. Ein Handy klingelt. Meines ist es nicht.
    «Ah, Rafa. Das ist der Organisator von dem Germanistentag», sagt Señora la Profesora, als sie auf das Display blickt. Die Cordkugel! Die haben wohl inzwischen die K-Frage geklärt und den wahren Dr. ausgemacht. Sein Double scheint den Ernst der Lage noch zu verkennen.
    «Da würde ich jetzt aber auf keinen Fall rangehen», rufe ich daher von der Rückbank.
    «Wieso?», fragen mich Concepción und Wilhelms Augen.
    «Ja … wegen Handy am Steuer.»
    «Ach! Wir sind in Spanien, da wird nicht kontrolliert so was.»
    «Joa … würd ich so nicht … wir wurden auf dem Weg zum Kongress von der Polizei angehalten.»
    «Und wieso?»
    Ratlos schaue ich zu Lenny rüber. Der zuckt mit den Schultern. Concepción dreht sich um und erwartet eine Antwort.
    «Weil wir von einer Drogenbande verfolgt wurden und mit 180 Sachen und den Überresten eines Dealers im Kofferraum bei Rot über eine Kreuzung gedonnert sind!»
    Für einen Moment traut sich niemand etwas zu sagen. Dann fängt Señora la Profesora an laut loszuprusten. Lenny, Wilhelm und ich steigen sofort ein.
    «Und ich habe das noch für zwei Sekunden geglaubt!», hickst die unbefleckte Empfängnis, dann gibt sie mir das Handy: «Okay, nehmen Sie das an.»
    Ich drücke auf den grünen Hörer und komme nicht einmal dazu, mich vorzustellen. Ich solle aufpassen mit diesen Betrügern an Bord, mich unauffällig verhalten und am besten direkt zu einer Polizeistation fahren. Er habe es ja von Anfang an im Gefühl gehabt, dass da etwas nicht stimmt. Peter Wackel!
    Könnte die Cordkugel gesagt haben. In Wahrheit verstehe ich nur «policía» in einem nicht enden wollenden Satz spanischer Empörungen.
    «Ja, selbstverständlich dürfen Sie die Folien auch in Ihren Vorlesungen verwenden. Das wird Dr. Kamphaus eine Ehre sein», antworte ich und lege auf, ohne eine Reaktion abzuwarten. Ich presse die Taste mit dem roten Hörer, bis das Handy aus ist. Dann lege ich es zurück in die Ablage zwischen den beiden Vordersitzen. «Die sind noch immer ganz aus dem Häuschen.»
    Inzwischen hat auch mein Handy wieder lautstark um Aufmerksamkeit gebeten. Ana hat geantwortet.
    «Du wirst mich finden, es ist nicht so groß dort. Sonst können wir am roten Wand uns sehen um 10.»
    Wie bitte? Nicht so groß? Gottmannsbühl ist nicht so groß. Groß Grönau ist nicht so groß. Nicht so groß heißt, dass auf jedes Kino zwei coole Clubs kommen. Gibt nur leider kein einziges Kino. Nur donnerstags den Filmnachmittag im Pfarrheim. Diese Woche: Pretty Woman . Wenn die Bäckerei zu hat, wird nicht bei bring-broetchen.de bestellt, sondern einfach privat bei der Gundi geschellt. Na klar mach ich den Laden noch mal geschwind auf. Valencia ist nicht nicht so groß!
    Und was für eine rote Wand? Lenny hatte wohl doch recht. Die schreibt mir extra diese rätselhaften Botschaften. Die will gefunden werden.
    «Was machst du eigentlich die ganze Zeit?», will Lenny wissen.
    «Ana hat mir geschrieben.»
    Er lacht. «Hat sie nicht!»
    «Doch, wieso?»
    «Die Freundin hat dir doch im Luna Mar gesagt, dass du nach Hause fliegen sollst.»
    «Ja, aber jetzt hat Ana mir geschrieben, dass ich zur roten Wand kommen soll.»
    «Zur roten Wand?»
    «Ja, Mysterious Girl 3000, das hast du doch mal …»
    «Welche rote Wand?»
    «In Valencia.»
    «Willst du mich verarschen?»
    «Ich habe ja nicht gesagt, dass ich da hingehe.»
    «Ich glaub dir kein Wort.»
    Trotzig zeige ich Lenny Anas SMS. Er guckt verstört wie eine Flunder vor der Röhrenrutsche. Für ihn war das Ana-Ding wohl schon komplett durch.
    «Ach du Scheiße. Woher … egal.»
    Ein bisschen stolz bin ich schon darauf, dass ich es noch in die Verlängerung geschafft habe. Treffer in der Nachspielzeit. Und das auswärts und nachdem mir der Schiedsrichter schon das Verlassen des Platzes nahegelegt hatte. Immer weitermachen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Doofreporter reloaded
    In Barcelona lassen wir uns spontan vor einem edlen Hotel mit weißen Markisen absetzen. Von da müssen wir zwar noch eine ganze Weile laufen, aber wenn der Star des Germanistentags in einem Hostel übernachtete, wäre das wohl so unglaubwürdig, als führe der Leiter der Treberhilfe einen Maserati.
    Als wir gegen drei Uhr im Hostel ankommen, hat die Sonne uns rote Nasen tätowiert. Sie harmonieren gut mit der Farbe der Sofas

Weitere Kostenlose Bücher