Kates Geheimnis
aufs Bett sinken ließ und über ihr zusammenbrach.
Er wurde sehr still. Jill lauschte ihrem donnernden Herzschlag und konnte sich nicht rühren. Ihr erster klarer Gedanke war, wie warm sein Körper sie bedeckte und dass er sie umarmte, die Hände auf ihren Brüsten. Sie lächelte, als er herunterrollte.
»Hab ich dir wehgetan?«, flüsterte er.
»Nein«, flüsterte Jill zurück.
Er schaute sie an, und sie sah, dass er lächelte, das Lächeln eines gesättigten, befriedigten Mannes. Dann streckte er einen Arm aus und zog sie an sich. Jill schlief zuerst ein.
478
An der Schwelle zum Esszimmer blieb Jill stehen.
Sie sah Alex, bevor er sie bemerkte - er war in die Sonntagszeitung vertieft. Sie konnte nicht sprechen.
Sie konnte ihn nur anstarren. Ihr Herz dröhnte wie ein Ferrari beim Kavaliersstart, und sie war ein einziges Nervenbündel.
Die vergangene Nacht war ein Riesenfehler gewesen. Denn es war besser gewesen, als sie sich hätte vorstellen können - und ein Teil von ihr dachte bereits an eine weitere Nacht in Alex’ Armen. Ihr hätte klar sein müssen, dass sie nicht mit ihm ins Bett gehen konnte, ohne etwas für ihn zu empfinden, und schon war es passiert, gegen ihren Willen und gegen besseres Wissen. Und was sollte sie jetzt tun?
Was für ein schrecklicher, zerstörerischer Fehler.
Denn die Tatsache, dass sie sich geliebt hatten, änderte überhaupt nichts. Er war immer noch ein Sheldon, die Wahrheit über Kate lag immer noch im Dunkeln, und irgendwann würde sie nach Hause fliegen und die Scherben ihres Lebens einsammeln müssen.
Plötzlich merkte er, dass sie in der Tür stand, denn sein Kopf schnellte hoch und seine aufgerissenen blauen Augen schauten direkt in ihre - und dann sprang er so hastig auf, dass der Stuhl laut über den Boden kratzte und fast umgefallen wäre. Sein Kaffee ergoss sich über die blütenweiße Tischdecke.
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Jill hoffte, dass er genauso nervös war wie sie.
Bereute er ebenfalls ihre gemeinsame Nacht? Und bedeutete sie ihm etwas, wenigstens ein bisschen?
»Hi«, sagte sie nervös. Sie konnte immer noch nicht lächeln, als sie den Raum betrat. Alles erschien ihr sogar noch schlimmer. Jetzt, bei Tageslicht, musste sie immer wieder an KCs Warnung und die gestohlenen Briefe denken. Wenn Alex dieser verfluchte König der Schwerter war, dann hatte sie einen katastrophalen Fehler gemacht. »Guten Morgen.«
»Guten Morgen«; sagte er und stand da, während sie näher kam. Er starrte sie mit solcher Intensität an, dass Jill die Röte ins Gesicht stieg.
Sie sah ihm zu, wie er ihr einen Kaffee einschenkte.
Der kleinen
Geste kam auf einmal enorme Bedeutung zu. Wie viele Männer heutzutage wohl so etwas taten? Seine leicht gebräunten Hände zitterten nicht. Himmel.
Wenn nur letzte Nacht nichts geschehen wäre. Wenn sie nur immer noch einfach Freunde wären. Alex hatte Recht gehabt, als er gesagt hatte, dass die Lage zu kompliziert für eine Affäre sei.
»Danke«, sagte sie. Alles an der letzten Nacht erschien ihr falsch, außer dem Sex. Er war ein Sheldon, sie war ein Niemand. Selbst wenn es keine weiteren Barrieren zwischen ihnen gegeben hätte, diese eine würde vollkommen genügen.
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»Ist das zu fassen? Die Sonne scheint«, sagte Jill viel zu fröhlich. Ihre Wangen schienen zu brennen.
Er sah sie mit unbeweglichem, ausdruckslosem Gesicht an, als habe sie chinesisch gesprochen.
Schließlich sagte er: »Ja.«
Jill trank ihren Kaffee mit gesenktem Blick. Sie fragte sich, ob sie die vergangene Nacht zur Sprache bringen sollte oder ob sie so tun sollten, als sei nichts geschehen. Er nahm ihr die Entscheidung ab, indem er sagte: »Was steht heute auf dem Plan?« Er fuhr mit der Gabel in das Rührei auf seinem Teller.
Jill griff nach einem Rosinenbrötchen, eher erleichtert als enttäuscht. Er würde so tun, als habe es die letzte Nacht nie gegeben. Das war ihr nur recht.
Sie würde sich nicht erlauben, sich verletzt zu fühlen.
»Die Kirche.«
»Das hab ich mir gedacht.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sie konnte seine Miene nicht deuten.
»Okay, ich fahr dich nach dem Frühstück hin.«
»Danke«, sagte Jill langsam. Sie wünschte, sie hätte wenigstens eine Ahnung davon, was er fühlte. Hatte sie aber nicht. Da war nur diese unglaubliche Spannung zwischen ihnen. »Ich kann selber fahren, wenn dir das lieber ist.« Sie sagte sich, dass es sie nicht treffen würde, wenn er ihr sagte, sie sollte ihrer eigenen Wege gehen.
»Ich fahr dich.« Es klang
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