Kates Geheimnis
schon okay.« Sein Lächeln wirkte aufgesetzt. Jill betrachtete eingehend ihr Glas.
»Alles in Ordnung?«
Ihre Blicke trafen sich, und sie sah, dass seine blauen Augen sich förmlich an ihr festsaugten.
»Eigentlich nicht.«
»Du hattest einen harten Tag.«
»Ja.« Jill starrte in ihren Brandy. Das war stark untertrieben. »Die Fotos«, hauchte sie.
Auch er studierte gründlich seinen Drink, vielleicht, um ihrem Blick auszuweichen. »Was ist damit?«
Sie sah ihn an. »Auf dem ersten habe ich genau so ausgesehen wie Kate. «
»Das hab ich gemerkt.«
Sie fuhr zusammen und verschüttete etwas Brandy.
»Hast du? Du hast gar nichts gesagt.«
»Ich hatte nicht bemerkt, dass du es gesehen hattest.« Seine Augen wanderten von ihrem Gesicht zu ihren nackten Armen, ihren Händen; dann senkte er sie.
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Jill wusste nicht, was dieser Blick bedeuten sollte.
Ihr T-Shirt war zwar ärmellos, aber nicht weiter aufregend.
Alex setzte sich zurecht. »Was bedeutet das für dich?«, fragte er schließlich vorsichtig.
Sie stellte das Glas ab. »Ist das nicht offensichtlich?«
»Nein. Ist es nicht«, gab er gedehnt zurück.
»Weißt du nicht mehr, seine letzten Worte an mich waren ... « Sie hielt inne. Ihre Blicke trafen sich: »Ich liebe dich ... Kate.«
»Du hast dich verhört«, sagte er, ohne zu zögern.
Sein Ton war ausdruckslos.
»Ich habe mich nicht verhört«, flüsterte Jill, die seinem Blick immer noch standhielt.
Er packte ihre Schulter. Seine Augen blitzten. »Was willst du damit sagen? Dass Hal dich mit einer Frau verwechselt hat, die 1909 gestorben ist?«
Plötzlich waren sie nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Sie wusste nicht, wer sich bewegt hatte, sie oder er. Und er war zornig. Warum?
War er wütend auf sie oder auf Hal? Jill wagte nicht zu fragen.
Er ließ die Hände sinken. Auf einmal wandte er fluchend die Augen ab. »Ich hab’s dir schon mal gesagt, Hal hat sich gern in Traumwelten geflüchtet«, sagte er grob. »Er wusste genau, wer du bist.«
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Jill erstarrte. In ihr bekämpften sich Verlangen, schreckliche Angst und das Bedürfnis nach der Wahrheit. Und eine sehr reale Befürchtung. »Wusste er, dass ich Kate Gallaghers Urenkelin bin?«
Er stand auf und wich ihrem Blick aus. »Ich weiß es nicht. Woher denn auch? Wir wissen ja noch nicht einmal, ob du überhaupt Kates Urenkelin bist.« Er sah ihr in die Augen. Dann sagte er abrupt: »Einer von uns sollte jetzt wirklich zurück ins Bett.«
»Alex«, sagte Jill langsam. Sie ignorierte die kleine Alarmglocke in ihrem Kopf.
Er starrte sie immer noch an. Sein Kiefer arbeitete.
Warum machte er sich nicht an sie heran? Sie waren beide angetrunken, sie auf jeden Fall, und es war sehr spät, die Nacht draußen war schwarz und nebelverhangen, und niemand würde je davon erfahren. Es war so lange her. Sie brauchte es, brauchte ihn. Alex in seinen verwaschenen, engen Jeans und seinen weichen, körperbetonten Pullis.
Aber er rührte sich nicht. Er sprach nicht einmal.
Jill drehte sich um und kippte ein Drittel ihres Brandys herunter.
Dann wandte sie sich ihm wieder zu. »Du machst es mir nicht gerade einfach.« Sie räusperte sich. »Sollen wir nach oben gehen?« »Nach oben?«
Jill konnte es nicht fassen. Er war sehr clever und sehr aufmerksam. Er wusste genau, was sie meinte. Er 469
war ja kein Idiot - auch wenn er sich wie einer benahm.
»Soll das heißen, du willst mich nicht?«, fragte sie und versuchte zu lächeln, unberührt darüber hinwegzugehen - doch es gelang ihr nicht.
Alex starrte sie an - und ließ die Hände in seinen Hosentaschen verschwinden. »Weißt du überhaupt, was du da machst?«, fragte er barsch.
Sie wich einen Schritt zurück. »Natürlich. Ich bin ein großes Mädchen ...«
Er fiel ihr ins Wort. »Du bist ein Paket Dynamit, ein Nervenbündel, und wenn ich mich nicht irre, bist du im Moment sehr, sehr verletzlich.« Er starrte sie an.
Jill wurde klar, dass er sie tatsächlich zurückwies, und sie wich weiter zurück, schockiert, verletzt, verwirrt und verblüfft. »Du willst mich nicht?«
»Ich will dich. Noch viel mehr als vor ein paar Tagen. Aber du willst mich nicht.«
Jill fiel keine Antwort ein. »Nein«, flüsterte sie und fürchtete, er könnte Recht haben. »Du irrst dich.«
»Ich mag dich, Jill«, sagte er grimmig. »Ich bin aber auch ein sehr guter Menschenkenner. Du bist nicht leichtfertig. Du willst keinen One-Night-Stand.
Du bist eine Romantikerin, und versuch ja nicht, mir etwas
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