Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
Vom Netzwerk:
Kästchen ab und schwebte zu Gregor, der gerade die Kokonhülle einnähte.
    „He, Sando“, zirpte er, „Gregor weiß noch gar nicht, dass ich heute Djamila begegnet bin. Bitte sag es ihm.“
    Sando setzte Gregor ins Bild, verschwieg aber auch seine Bedenken nicht.
    Gregor unterbrach seine Arbeit, suchte mit seinen Augen vergeblich nach einem Anhaltspunkt, der auf seinen alten Freund hindeuten würde, und sagte dann in eine unbestimmte Richtung: „Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass sie es ist, Ben.“
    „Sie ist es, Gregor! Ich weiß, dass sie es ist!“
    Sando übersetzte sinngemäß: „Ben ist überzeugt davon, dass er Djamila endlich gefunden hat.“
    Inzwischen hatte Gregor den Rucksack fertiggestellt. Bevor Ben hineinschlüpfen konnte, warf Sando rasch seine wenigen Habseligkeiten hinein. „Ein leerer Rucksack wäre verdächtig“, kam er Bens Protest zuvor. „Und irgendwie muss ich ja auch meine Sachen mitnehmen.“
    Draußen hupte das Taxi. Bewegt nahmen sie Abschied von Massef.
    Der Flughafen war schnell erreicht. Beim Einchecken hatte es keine Probleme gegeben. Nun standen sie vor der Sicherheitskontrolle. Es hatte sich eine lange Schlange gebildet, denn die Beamten durchleuchteten gründlich jedes Gepäckstück.
    Sando spürte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Nur nicht nervös werden!
    Gregor war mit seinem Gepäck als Erster an der Reihe. Die Uniformierten ließen ihn anstandslos passieren. Nabil folgte ihm. Auch er kam ohne Probleme durch und winkte von der anderen Seite der Barriere. Jetzt legte Denise ihre Sachen auf das Transportband. Der Beamte ließ das Gepäck durch den Scanner fahren, schaute träge auf den Monitor und winkte den kleinen Engel gähnend durch die Schranke.
    Heute scheinen sie wirklich nicht so genau hinzusehen , dachte Sando beruhigt und nahm seinen Rucksack ab.
    Er sah, wie Ben eilig herausschlüpfte und über die Barriere hinweg hinüber auf die andere Seite schwebte.
    Hoffentlich ist hier nirgends ein Ortungsgerät installiert , dachte Sando mit bangem Herzen.
    Er sah sich unauffällig um. Doch nichts geschah. Kein Warnton, keine Sirene. Alles blieb ruhig.
    Jetzt verschwand sein Rucksack im Scanner. Der Uniformierte am Monitor blinzelte irritiert. Er winkte eine Kollegin heran. Sie diskutierten miteinander.
    Denise, Gregor und Nabil warfen Sando alarmierte Blicke zu. Ein Uniformierter trat an ihn heran.
    „Würdest du mir bitte folgen, Junge!“, sagte er höflich, aber bestimmt. Unter seiner Mütze lugte blondes Haar hervor.
    Sando hörte das Blut in seinen Ohren pochen. „Aber warum …? Was ist denn … los …?“
    Er starrte auf die blonden Strähnen, dachte darüber nach, woher der Mann stammen mochte, und es fiel ihm nicht auf, wie nebensächlich das in diesem Moment war.
    „Das sagen wir dir in unserem Büro“, drang die Stimme des Blonden in sein Bewusstsein. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Mann nachzutraben. Ihm dicht auf den Fersen folgte ein weiterer Beamter.
    Im Büro angekommen, forderten die Männer ihn auf, seinen Rucksack auszupacken. Sie untersuchten die wenigen Dinge genauestens. Dann sagte der Blonde: „Der Monitor zeigte einen unklaren Schatten über dem gesamten Rucksack. Das ist ungewöhnlich.“
    Er nahm das leere Gepäckstück zur Hand und stülpte das Futter nach außen. „Wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich um Kokonmaterial. Sein Besitz ist für Privatpersonen strengstens untersagt. Wie kommst du dazu, Junge?“
    Ehe Sando jedoch antworten konnte, mischte sich der andere ein: „Wir dürfen ihn dazu nicht befragen. Für solche Vergehen ist allein das KORE zuständig.“
    Sando zuckte zusammen.
    Der Blonde hatte seine Reaktion bemerkt. Er warf ihm einen prüfenden Blick zu, nahm dann seinen Kollegen beiseite und sprach leise mit ihm. Sando sollte offenbar nichts hören, doch besondere Mühe gaben sich die Flughafenbeamten nicht, den Inhalt ihres Gespräches zu verbergen. Sando verstand jedes Wort.
    „Du meinst tatsächlich, wir müssten ihn wegen einer solchen Kleinigkeit gleich dem KORE übergeben?“
    „Das ist Vorschrift“, erwiderte der Angesprochene fest, doch der Blonde gab sich damit nicht zufrieden.
    „Wenn wir uns immer an die Vorschriften halten wollten, würde hier bald gar nichts mehr gehen.“
    „Du willst das allen Ernstes allein regeln?“
    In der Frage schwang Beunruhigung, sogar eine gewisse Furcht mit.
    „Nun ja …“, sagte der Blonde. „Hast du heute die Nachrichten verfolgt?

Weitere Kostenlose Bücher