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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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gekauft, so, wie er vor Ihnen liegt. Er war sehr preiswert … für einen Markenartikel.“
    „Ach, sieh mal an!“, rief der Untersuchungsbeamte belustigt. „Noch neu in Katharsia, aber schon wissen, welche Marken hier bevorzugt werden.“
    „In meinem Alter ist das so … Ich habe geschaut, was andere Jungen tragen.“
    „Und dich mit ihnen gebalgt, nicht wahr?“
    Der Mann wies auf das Pflaster an Sandos Kopf. Sando widersprach nicht. Er hoffte, ein Junge, der sich mit anderen prügelte, wirkte weniger verdächtig.
    Nun entdeckte der Beamte die Löcher im Kokon, steckte seine Finger hindurch und sagte in gnädigem Ton: „Na ja, in dem Zustand kann man keinen hohen Preis verlangen, nicht wahr?“
    Sando schwieg. Was würde nun kommen?
    Der Mann blickte an ihm vorbei, schien mit sich zu kämpfen.
    „Ich nehme dir zwar nicht ab, dass du nichts über das Kokonmaterial weißt“, begann er dann, „ich muss dich als Neuankömmling trotzdem belehren, das ist Vorschrift. Nimm also zur Kenntnis: Mit Kokon können Seelen gefangen gehalten werden. Daher ist der Besitz für Privatpersonen bei Strafe verboten. In deinem Falle allerdings …“, er nestelte an den Löchern im Futter herum, „… ist das Material eindeutig unbrauchbar. Daher lasse ich Gnade vor Recht ergehen.“
    Er warf den Rucksack zu Sandos übrigen Habseligkeiten auf den Schreibtisch. „Nimm deine Sachen und verschwinde!“
Sando glaubte, nicht recht gehört zu haben. Sollte er wirklich so glimpflich aus der Sache herauskommen?
    Schnell stopfte er das heraushängende Futter wieder in den Rucksack und sammelte alles wieder ein.
    Der KORE-Mann beobachtete ihn dabei und sagte beinahe freundlich: „Ich rate dir, den Kokon alsbald herauszutrennen, wenn du neuerliche Schwierigkeiten vermeiden willst.“
    Sando nickte wortlos. Als er sich umdrehte, um hinauszugehen, fiel sein Blick auf einen stummgeschalteten Bildschirm. Er zeigte das Foto des Präsidentenberaters Battoni. Ein blinkender Kreis auf seiner Kleidung machte den Betrachter auf das Seelenretter-Abzeichen aufmerksam. Dann wechselte das Bild. Ein Turm war zu sehen, zweifelsohne der Eiffelturm. Sando hatte aber im Vorbeigehen keine Zeit, eventuelle Unterschiede zur irdischen Variante auszumachen. Was er noch mitbekam, war eine aufgebrachte Menschenmenge am Fuße des Turmes, der bis an die Zähne bewaffnete KORE-Engel gegenüberstanden.
    Paris , dachte Sando beunruhigt, was mag dort vor sich gehen?
    Er hatte das Büro schon verlassen, als er den Untersuchungsbeamten noch rufen hörte: „In fünf Minuten geht deine Maschine! Wenn du dich beeilst, schaffst du sie noch!“
    Sando jubelte innerlich. Die gewonnene Freiheit verlieh ihm das Gefühl der Schwerelosigkeit. Er jagte durch den Flughafen auf der Suche nach dem richtigen Terminal.
    „Mister Sando Brendel, bitte sofort zum Ausgang zehn!“, schallte eine Stimme aus den Lautsprechern und trieb ihn voran.
    Denise, Gregor und Nabil eilten ihm entgegen. Ihnen voraus schwebte Ben. Die Ansage hatte ihnen verraten, dass Sando freigekommen sein musste. Erleichtert umarmten sie einander und nahmen in letzter Minute den Weg über die Brücke in die Maschine.

PARIS
    Die Zeit des Fluges verging schnell. Ein leichtes Rumpeln signalisierte Sando, dass das Fahrwerk des Jets Bodenkontakt hatte.
    Er schaute hinaus. Blinkende Leuchtzeichen rasten vorbei. In der Ferne erkannte er das Pariser Terminal. Es hatte gewaltige Ausmaße und wirkte dennoch leicht wie ein Hauch, denn seine lichtdurchflutete Fassade bestand überwiegend aus Glas. Ein ebenso luftig gebauter hoher Turm, der eine Glaskugel trug, erregte seine Aufmerksamkeit. Er ragte aus dem Terminal heraus und schien die Endstation einer Seilbahn zu sein. Wie aufgereiht auf eine Perlenschnur rasten vom Horizont her blitzende Gondeln heran und verschwanden in der Kugel. Das Gleiche geschah in der Gegenrichtung: Der Turm spuckte eine Gondel nach der anderen aus, die mit zunehmender Geschwindigkeit wie Leuchtspurgeschosse dem Horizont entgegenjagten. Dahinter mochte Paris liegen.
    Sando stieß Denise an. „Sieh mal, die Seilbahn! Es ist gigantisch!“
    Denise lächelte.
    „Das ist keine Seilbahn. Es sind Schwebemobile.“
    Nun war Sando erst recht fasziniert von dem Schauspiel.
    „Ich dachte, die könnten nur in Bodennähe schweben.“
    Zum ersten Mal sah er Mobile in solcher Höhe.
    „Es sind Mobile der neuesten Generation, so genannte Fluggleiter “, erklärte Denise.
    Sando konnte sich nicht

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