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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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können. „Wenn man es so betrachtet, hast du einige Dinge hinzugewonnen – nicht zuletzt die Fähigkeit, arabisch zu sprechen. Dennoch bist du immer noch Sando. Der beste Beweis dafür ist die Besessenheit, mit der du um Maria kämpfst. An die paar Ticks des geschätzten Herrn Hakim wirst du dich schon gewöhnen.“
    So rau Massef auch gesprochen hatte, es beruhigte Sando. In der Tat: Sein Gefühl für Maria war stark wie eh und je. Und das Klavierspielen hatte er auch noch nicht verlernt. Sogar sein Hass auf Mike Lemming erschien ihm jetzt als ein Beleg dafür, dass er seine alte Identität bewahrt hatte. Vielleicht sollte er künftig Bens Gewohnheiten, die er an sich entdeckte, sportlicher nehmen und – die Garnelen im Reis schmeckten doch gar nicht so schlecht.
    Er lächelte in die Runde, nahm seine Gabel und aß mit wachsendem Appetit von den Meeresfrüchten.
    „Es wird Zeit, dass ihr von eurem Ausflug erzählt“, sagte Denise erleichtert. „Wir wissen nur von dem Totalschaden, den der arme Massef Sandos Jugendfreund zu verdanken hat. Er scheint sich zur echten Plage zu entwickeln.“
    Sando verzog schmerzlich sein Gesicht. „Bitte sag nicht Jugendfreund , Denise.“
    Er tastete nach Fatimas Verband, unter dem die Wunde immer noch schmerzte.
    „Ist ja gut“, beschwichtigte ihn Denise.
    Sando atmete tief durch und erzählte von seiner Begegnung mit Maria, die vielversprechend begonnen hatte und mit einem Desaster endete. Er sprach von der alten Dienerin, die ihm vorgeworfen hatte, Maria mit seiner Fragerei zu quälen, und von seiner Entdeckung, dass es sich bei ihr um die Mutter eines der toten KORE-Kämpfer handelte. Eine Hadesentlassene.
    Massef war erstaunt, denn davon hatte ihm Sando unterwegs nichts erzählt.
    „Das beweist doch, dass Maria in den Händen dieser Seelenretter-Bande ist“, brummte Nabil finster.
    Denise begann, geräuschvoll die gebrauchten Teller übereinanderzustapeln. „Wer weiß, was sie mit ihrer Seele angestellt haben“, sagte sie mit einem verräterischen Beben in der Stimme.
    Sie balancierte den Tellerberg hinaus in die Küche.
    Massef war in Gedanken noch bei der Dienerin. „Hast du sie nach ihrer Zeit im Hades gefragt, Sando?“
    „Ja, es kam aber nicht viel. Sie sprach dankbar von jemandem, der sie dort herausgeholt hätte. Aber Namen hat sie nicht erwähnt, sie hat immer nur von IHM gesprochen.“
    „Vielleicht hat sie Lorenzo Battoni gemeint“, zirpte Ben.
    Sando übersetzte.
    Massef hielt es nicht mehr auf seinem Stuhl. Er umrundete ein ums andere Mal den Tisch und schnaufte geräuschvoll.
    „Eins verstehe ich nicht. Wie kommt es, dass die entlassenen Frauen, ausnahmslos unschuldige Opfer, mit dem Geheimbund der Seelenretter zusammenarbeiten und ihre Söhne willig dem KORE zur Verfügung stellen? Was haben die Seelenretter vor? Welche Rolle spielt in ihren Plänen der Hades?“
    Am nächsten Tag platzte die Medienbombe. Nachdem als erste Zeitung die „Katharsia TIMES“ das Material veröffentlicht hatte, lief der Skandal um den Präsidentenberater Battoni als Spitzenmeldung in allen Nachrichten. Kommentatoren forderten die sofortige Entlassung des Geheimbündlers, eine strenge Überprüfung des KORE hinsichtlich seiner Verfassungstreue wurde angemahnt und in einigen Talkrunden ging man sogar so weit, die Auflösung der Truppe zu fordern.
    In ersten Stellungnahmen aus Regierungskreisen wurde die Einsetzung einer Untersuchungskommission angekündigt, die die Vorgänge um den Präsidentenberater lückenlos aufklären sollte. Außerdem ermittle der katharsische Nachrichtendienst gegen den Geheimbund der Seelenretter, so die offizielle Verlautbarung, wegen des Verdachts einer verfassungsfeindlichen Verschwörung.
    Sando, Denise, Massef, Gregor und Nabil saßen am Bildschirm im Arbeitsraum des Reporters, klickten sich durch die zahllosen Sender und lauschten atemlos den verbalen Attacken, die auf allen Kanälen in Richtung Battoni geführt wurden. Ben geisterte wie benommen durch den Raum und Sando konnte hören, wie er jedes Mal entzückt aufzirpte, wenn jemand harte Konsequenzen forderte.
    Auch Denise war völlig aus dem Häuschen. „Das überlebt er nicht … Ganz bestimmt nicht … Nein, das überlebt er nicht …“, murmelte sie unaufhörlich vor sich hin.
    „Dass sie gleich so hart zuschlagen, wer hätte das gedacht!“, röhrte Nabil begeistert. „Das gibt mir den Glauben an Katharsia wieder.“
    Auch Sando hatte erstmals das Gefühl, dass nun alles gut

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