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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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tun?“
    „Das ist schon richtig, aber aus deinem Pass geht hervor, dass du ein Neuankömmling bist – und denen gegenüber sind sie in der Regel sehr nachsichtig.“
    Massefs Zeigefinger vollführte einen Stepptanz auf der Maustaste. „Da haben wir es doch!“, rief er plötzlich aus. „Es gibt noch freie Plätze! Also, meine Herrschaften, ich buche jetzt.“
    Der Reporter machte die Sache klar und bemerkte mit einem Seitenblick, dass Sando ein sehr unglückliches Gesicht machte.
    „Was ist denn los, Sando?“
    Der Junge wand sich.
    „Spuck es schon aus!“, drängte Massef.
    „Na ja … wenn ich Ben nehme, heißt das doch … also … ich müsste mit dieser … Blümchentasche herumlaufen.“
    Nun war es heraus.
    „Schon geklärt!“, erwiderte Denise schniefend. „Ich nehme sie.“
    „Das kommt nicht infrage, Denise!“, mischte sich Massef ein. „Bei Sando ist Ben sicherer.“
    „Das scheint unseren lieben Sando aber nicht zu interessieren“, entgegnete Denise spitz. „Sein äußeres Erscheinungsbild ist ihm offenbar wichtiger.“
    Sando spürte, wie das Blut in seiner Kopfwunde puckerte. Am Morgen hatte er Fatimas aufwendigen Verband gegen ein unauffälliges Pflaster getauscht. Jetzt hatte er das Gefühl, der frische Schorf darunter platze vor Ärger.
    Doch ehe er ihm Luft machen konnte, schlug Gregor vor: „Ich könnte ja das Kokonfutter in eine andere Tasche nähen. Vielleicht haben Sie eine, die Sando besser gefällt, Herr Massef. Ich meine, mit diesem Täschchen fällt er doch auf. So etwas trägt kein Junge.“
    Die Situation entspannte sich spürbar.
    Massef sah Gregor dankbar an. „Ich werde sehen, ob sich etwas findet“, versprach er und schickte sich an, den Raum zu verlassen.
    „Ich komme mit!“, rief ihm Denise nach. „Taschen Aussuchen ist meine Leidenschaft.“
    Sando wollte gerade heftig widersprechen, als er bemerkte, wie es um Denises Augen schelmisch zuckte. Also lachte er und Massef verschwand nach draußen.
    Den Zurückbleibenden drangen nun wieder die Stimmen der Nachrichtensprecher ins Bewusstsein. Sie wurden nicht müde, immer neue Einzelheiten über die Battoni-Affäre zu melden. Sogar der Präsident geriet zunehmend unter Druck. Warum, so fragten die Kommentatoren, hatte der mächtigste Mann Katharsias einen solch dubiosen Mann in den Kreis seiner engsten Vertrauten einbezogen? Warum war er bei wichtigen Entscheidungen wie der KORE-Gründung seinem Berater so arglos gefolgt?
    Massef kam zurück. Er brachte Nähzeug und einen kleinen Rucksack mit.
    „Ein Markenartikel“, teilte der Reporter aufgeräumt mit und zeigte auf einen kleinen leuchtenden Blitz am Verschluss. „Nicht billig und der neueste Schrei unter jungen Leuten. Na, Sando, was ist? Wärst du bereit, damit auf die Straße zu gehen?“
    Der Junge grinste verlegen. „Na, klar. Kein Problem.“
    Gregor nahm wortlos den Rucksack an sich und machte sich mit flinken Fingern an die Arbeit. Viel Zeit blieb ihm nicht. Das Taxi zum Flughafen war bereits bestellt und würde bald vor der Tür stehen.
    „Was ist eigentlich mit Ihnen, Herr Massef?“, fragte Sando. „Wollen Sie nicht mit uns kommen?“
    Der Reporter schüttelte den Kopf. „Was mich betrifft, halte ich es für besser, wenn ich in Makala bleibe. Jemand muss hier die Stellung halten. Als Unverdächtiger kann ich mich noch frei bewegen.“
    „Das ist aber schade.“ Sando hatte den Reporter irgendwie ins Herz geschlossen und es fiel ihm schwer, nun bald Abschied von ihm nehmen zu müssen. Die anderen waren bereits beim Packen. Denise zog aus den paar Sachen, die sie bei ihrer Flucht aus Bens Haus mitgenommen hatte, noch eine Überraschung für Sando heraus: das rote Spiegelkästchen von Fatima. Sie hatte es in der Hektik, als die Verfolger an die Haustür pochten, mit in ihren Rucksack geworfen.
    „Danke, Denise, es ist ein Andenken an Fatima“, sagte Sando gerührt.
    „Fatima?“, zirpte Ben und geisterte heran. „War hier eben die Rede von Fatima?“
    Sando streckte ihm das Kästchen entgegen und sagte: „Es stammt von ihr. Sie hat es mir geschenkt.“
    Ben wuselte aufgeregt um das Kleinod herum. Er hoffte, einen Hinweis darauf zu finden, dass es einmal Djamila gehört hatte.
    „Würdest du es bitte für mich öffnen?“, bat er den Jungen.
    Der tat ihm den Gefallen.
    Ben betrachtete jede Einzelheit genau. Wie ein Spürhund schnupperte er an dem roten Samt. Doch er fand nichts, was als Beweis getaugt hätte. Enttäuscht ließ er von dem

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