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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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sattsehen.
    „Dass sie nicht zusammenstoßen, so eng wie sie fliegen!“, wunderte er sich.
    „Aber Sando, so viel ist doch gar nicht los“, sagte Denise mit einem prüfenden Blick aus dem Fenster. „In Stoßzeiten bewegen sich die Mobile in mehreren Trassen übereinander. Zwölf Ebenen bietet der Turm.“
    „Unglaublich!“, sagte Sando.
    „Ich werde uns so ein Ding besorgen, damit wir in die Stadt kommen“, kündigte Denise an und bemerkte den skeptischen Blick des Jungen.
    „Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde es nicht steuern, das erledigt ein Computer. Ich gebe nur das Ziel ein. Du kennst das doch aus Makala.“
    Als sie das Flugzeug verlassen hatten und im Terminal auf ihr Gepäck warteten, zog Denise ihr Telefon hervor. Sie hatte eine Nachricht erhalten. „Die Adresse des Quartiers, das mein Vater für uns besorgt hat“, sagte sie, während sie den Text mit dem Daumen weiterscrollte. „Wir werden 18 Uhr dort erwartet.“
    Bis dahin waren noch drei Stunden Zeit.
    „Was machen wir jetzt?“
    „Wir könnten uns solange in der Stadt umsehen“, schlug Nabil vor und stieß auf ungeteilte Zustimmung.
    Nachdem alle ihr Gepäck vom Band gezerrt hatten, schlugen sie sich zum Fuß des Glaskugelturmes durch, von dem aus die Schwebemobile in Richtung Paris starteten. Die unteren Etagen bildeten ein Parkhaus, in dem Mietmobile bereitstanden.
    Denise betrachtete die verschiedenen Fahrzeugtypen, die zur Auswahl standen.
    „Na, welches nehmen wir?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, steuerte sie auf ein kleines, besonders sportliches Modell zu. Sandos Herz hüpfte höher angesichts dieses stromlinienförmigen Gefährts. Doch Nabil schüttelte den Kopf und öffnete die Tür eines geräumigen Familiengleiters.
    „Hier passen wir wenigstens alle hinein, ohne uns die Knochen zu verrenken.“
    Gregor stimmte zu und stieg kurzerhand ein. Mehr von Nabil geschoben als freiwillig folgte Sando. Den Rucksack auf dem Rücken, ließ er sich auf das weiche Polster fallen, sodass Ben, gequetscht vom Kokon, empört aufzirpte. Zuletzt fügte sich Denise. Mit den Augen rollend bestieg sie die dickbauchige Familienkutsche und konnte es sich nicht verkneifen, das Wort „Langweiler“ an die Adresse von Nabil zu schicken. Der quittierte dies mit einem charmanten Lächeln.
    Seufzend warf der kleine Engel eine Münze ein und sagte ungnädig: „Eiffelturm!“
    Augenblicklich schlossen sich die Türen. Das Mobil setzte sich in Bewegung, fuhr in eine der durchsichtigen Röhren ein, die hinauf zu den Abflugebenen führten. Oben angelangt, schoss es aus dem Turm heraus. Dem Druck nach zu urteilen, der die Gefährten in die Sitze presste, musste die Beschleunigung enorm sein. Doch etwa drei Meter voraus entdeckte Sando einen weiteren Gleiter, der ohne erkennbare Bewegung in der Luft zu verharren schien.
    Das kann nur heißen , dachte er bewundernd, dass er genauso schnell fliegt wie wir.
    Gregor deutete nach oben. Auch über ihnen hing scheinbar reglos ein Schwebemobil. „Jetzt sind mehrere Ebenen gleichzeitig in Betrieb“, sagte er, der Sandos Interesse bemerkt hatte.
    Denise, die die Strecke genau kannte, rief: „Pass auf, Sando, gleich kommt eine Abzweigung!“
    Schon drückte es ihn seitlich in den Sitz. Sie flogen eine Linksbiegung. Das Mobil über ihnen raste nach rechts davon.
    Bald erschien die Stadt am Horizont. Der Verkehr nahm zu. Sando sah beklommen, wie eine Perlenkette Hunderter Gondeln auf sie zuraste. Er hob instinktiv die Hände vors Gesicht. Doch nichts geschah. Die Gleiter bogen in ihre Richtung ein und hingen nun reglos über ihnen, jagten mit ihnen gemeinsam auf Paris zu. Als sie das Stadtgebiet erreichten, steigerte sich der Verkehr zu einem verwirrenden Schauspiel. Es flirrte über der Metropole in etwa einem Dutzend Ebenen, ein unüberschaubares Geflecht von Schwebemobilkolonnen, die sich einfädelten und ausfädelten, dabei die Ebenen wechselnd, ohne das Tempo zu drosseln. Alles bewegte sich auf virtuellen Trassen über den Häuserzeilen nach einem geheimnisvollen Regelwerk. Unzählige Türme, die aus der Stadtsilhouette aufragten, standen wie Stützmasten in diesem pulsierenden Netz, fraßen ganze Gondelketten in sich hinein und spien gleichzeitig Schwebemobile in alle Himmelsrichtungen aus.
    „Ich kann nirgendwo einen Stau entdecken.“ Sando suchte mit den Augen das Gewirr ab.
    „Das wäre ja noch schöner!“, sagte Denise. „Das Zentralhirn steuert jedes Schwebemobil ohne Zwischenstopp zum

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