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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Leitung. Der schien schwer von Begriff zu sein, denn Nabil wurde ungeduldig. „Nun geben Sie mir schon Herrn de Teynac! Es eilt!“, rief er aufgeregt, nachdem er mehrmals vergeblich nach Denises Vater gefragt hatte.
    „Wie bitte? Er kann jetzt nicht? Es geht um das Leben seiner Tochter, verdammt noch mal! Wer sind Sie eigentlich? Der Notarzt?“
    Alle horchten auf.
    Nabil rief irritiert: „Wieso der Notarzt? Woher wussten Sie, dass Denise …? Wie bitte? Sie sind nicht wegen Denise da? Ja, weshalb dann?“
    Die Hand, mit der Nabil das Telefon hielt, zitterte bei der Antwort, die er bekam.
    „Um Himmels willen!“, sagte er. „Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht! Wir sind gleich bei Ihnen.“
    Entgeistert schaute er seine Gefährten an.
    „Was ist los?“, fragte Gregor. „Nun sag schon!“
    „Denises Vater ist sterbenskrank. Der Notarzt ist bei ihm.“
    In das betroffene Schweigen hinein, bemerkte Sando leise: „Sie ist sein Wunschwesen …“
    Ihnen war klar, dass Denises Leben davon abhing, ob es dem Notarzt gelang, den Vater des kleinen Engels zu retten.
    Ein leises Bremsgeräusch. Mit einem sanften Ruck hielt der Fluggleiter auf dem Dach eines Hauses. Die Türen sprangen auf. Nabil, der Kräftigste von ihnen, hob Denise aus dem Fahrzeug. Ein Herr mittleren Alters eilte herbei.
    „Sie gestatten? Fouchet“, sagte er. „Ich assistiere dem Notarzt. Er hat mich gebeten, Sie ins Haus zu geleiten.“
    Der Ton, mit dem er sprach, war – wie seine Kleidung – von erlesener Korrektheit. Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er voraus. Mit Denise auf den Armen folgte ihm Nabil, so schnell er es vermochte. Sando ging dicht neben ihm und hielt ihren Kopf fest, damit er bei diesem unsanften Transport nicht so schaukelte. Gregor blieb ihnen dicht auf den Fersen und Bens Seele umkreiste den traurigen Zug. Sie näherten sich einer großen Flügeltür, rechts daneben befand sich ein offener Schrank mit Stromzähler und Sicherungen, an denen sich ein Mann in hellblauer Montur zu schaffen machte. Als er die Herankommenden bemerkte, sprang er herzu und öffnete die Tür. „Danke“, sagte Fouchet. „Ist das Stromnetz jetzt stabil?“
    „Alles in Ordnung, Herr Fouchet“, antwortete der Mann in Hellblau, auf dessen Brust der Schriftzug „Emergency“ leuchtete.
    Sie betraten einen weiten, freundlichen Raum, durch dessen Glasfront an der Stirnseite das Tageslicht nahezu ungehindert hereinflutete. Die Wände zur Rechten und zur Linken bestanden aus Bücherregalen, die bis zur Decke hinaufragten. In der Mitte des Raumes erspähte Sando mit klopfendem Herzen einen Konzertflügel. Die geöffnete Tastaturklappe und einige herumliegende Notenblätter erweckten den Eindruck, als habe vor wenigen Augenblicken noch jemand musiziert. Sando kribbelte es in den Fingern, die Tasten zu berühren, doch das Heulen einer Alarmsirene riss ihn zurück in das reale Trauerspiel.
    Fouchet machte erschrocken Halt und stolperte beinahe über seine makellos glänzenden Lackschuhe. Beunruhigt schaute er sich um, als versuche er, in der Luft etwas Unsichtbares zu erspähen. Doch nach wenigen Augenblicken verstummte die Sirene wieder.
    Fouchet atmete auf und ging weiter voran. Zu Sandos Bedauern ließ er den Konzertflügel links liegen und steuerte rechterhand auf einen Durchgang zu, der durch die Bücherwand in einen etwas kleineren Seitenraum führte.
    Es war, als würden sie eine Intensivstation betreten. Das rhythmische Zischen einer Herz-Lungen-Maschine mischte sich mit dem Piepen von Überwachungsgeräten. Auf einer Reihe von Monitoren zuckten unstet leuchtende Kurven. Ein Gewirr von Kabeln und Schläuchen durchzog den Raum und verhängte den Blick auf zwei Liegen, die in der Mitte des Raumes dicht beieinander standen. Dass auf einer davon ein Mensch lag, konnten die Freunde nur an der Form erahnen, mit der sich ein hellblaues Tuch an den darunter befindlichen Körper anschmiegte.
    Hinter den Monitoren tauchte unvermittelt eine Gestalt mit Mundschutz und Haube auf.
    „Professor Merlin, der Notarzt“, stellte Fouchet den Mann vor.
    Wortlos wies Professor Merlin auf die freie Liege, die offenbar für Denise bestimmt war. Dutzende von Elektroden und Schläuche lagen bereit zum Anschluss an ihren Körper.
    Sanft legte Nabil den bewusstlosen kleinen Engel ab. Sando staunte über die Schnelligkeit, mit der die Notfallmediziner eine so komplizierte Technik für eine zweite Patientin installiert hatten. Ihr Anruf aus dem Schwebemobil lag doch

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