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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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mich!“
    „Ganz so einfach ist’s freilich nicht. Da braucht’s noch das Retamin dazu. Ohne das Zeugs passiert gar nix.“
    „Retamin?“
    „Na … wie soll ich sagen … das ist so ein Stoff, so was Nebelartiges, wie eben bei dir in dem Kokon. Und gesetzt den Fall, du hast genug davon, kannst du dir halt so ein nettes Tierchen träumen.“ Stadlmeyr schnalzte mit der Zunge und Josi ließ ein tiefes Schnurren hören.
    Sando war beeindruckt. Wenn es stimmte, was der Mann da behauptete, musste Katharsia eine Art Schlaraffenland sein, wo alle Wünsche in Erfüllung gingen. Zwar fand er es ziemlich abgedreht, sich ein solches Monster zu wünschen, aber es machte Spaß, darauf zu reiten, gemächlich durch die grün gepunktete Landschaft zu schaukeln, umweht vom ewigen Wind.
    „Auf der Erde ist diese Gegend voller Plastikmüll“, sinnierte er.
    Stadlmeyr hob den Kopf von seinem Kissen und musterte ihn unverwandt. „Und hier ist’s so rein, da würde jede Tüte sofort ins Auge fallen, nicht wahr?“
    „Sie sagen es.“
    Stadlmeyrs Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Und? Hast so ein Ding erspäht?“
    Sando konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Stadlmeyr auf die blaue Tüte mit dem aufgedruckten Kometenmenschen anspielte, in der der seltsame Hühnergott gesteckt hatte. Und eine innere Stimme riet ihm, nichts von dem Fund zu erzählen.
    „Nein. Sollte ich?“, fragte er.
    Franz winkte ab und legte seinen Kopf wieder auf das Kissen.
    Die Stadt Makala war inzwischen näher gekommen. Das gleichmäßige Schaukeln auf dem Rücken des Riesentieres in der untergehenden Sonne hatte die beiden Reisenden schläfrig gemacht. Sando war sogar richtig eingedämmert, als er im Unterbewusstsein spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Josi war aus dem Rhythmus gekommen. Aus der Tiefe ihres massigen Körpers kamen dumpfe, drohende Laute, die den Pavillon auf ihrem Rücken in heftige Schwingungen versetzten. Die gewaltige Echse hatte den Kopf gehoben und verfolgte mit kreisenden Kugelaugen eine Staffel von Helikoptern, die offenbar die Gegend nach irgendetwas absuchten. Ihre Rotoren drehten sich gespenstisch leise und hingen gleich einem Heiligenschein über den Kabinen. Begleitet wurden diese Fluggeräte durch vogelartige Wesen. Eines von ihnen hielt nun direkt auf Josi zu – offenbar in der Absicht, auf der Plattform zu landen. Sando spürte, wie sich der Körper der Echse spannte. Die Kugelaugen fixierten das geflügelte Wesen.
    „Ruhig, Josi! Ruhig, um Gottes willen!“, rief Stadlmeyr. Er sprang auf und hastete – einige Male gefährlich rutschend – über den schmalen Grat des Rückenkammes nach vorn zum Kopf des Tieres. Dort kniete er nieder und klatschte mit der flachen Hand auf die spiegelglänzenden Schuppen. „Ruhig, Josi! Ganz ruhig! Du wirst doch keinen Engel angreifen?!“
    Josi knurrte noch ein wenig, aber ihr Körper entspannte sich.
    „Brav, Josi! So ist’s brav!“
    Erleichtert kletterte Stadlmeyr zurück und gab dem Engel ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei. Aber das geflügelte Wesen behielt den Sicherheitsabstand bei und forderte mit dröhnender Stimme eine gefahrlose Landemöglichkeit.
    Franz rief aus Leibeskräften: „Das Tier ist völlig harmlos!“
    Der Engel schien verstanden zu haben. Zögernd näherte er sich in immer enger werdenden Kreisen.
    Franz raunte Sando zu: „Der gehört zu einer ganz speziellen Truppe – Gefahrenabwehr. Mit denen ist nicht gut Kirschen essen, sie haben keine Seelen.“
    Sando beobachtete mit einem flauen Gefühl im Magen den Anflug des gefiederten Gesellen. Er trug einen schwarzen Helm mit einem Visier, hinter dem man die Augen nicht sehen konnte. Die Ausrüstung hing an breiten grünen Gurten, die sich über der Brust kreuzten, und seine Panzerung war in den Farben der Gegend gehalten: rot mit grünen Punkten. Mit rauschenden Flügeln ging der Engel auf der Plattform nieder. Die Waffe in seiner Hand, ein großkalibriges Rohr, das über einen Schlauch mit dem Tornister auf seinem Rücken verbunden war, erinnerte Sando an einen Flammenwerfer. Stadlmeyr ging auf ihn zu, blieb aber in respektvollem Abstand stehen.
    Der Kämpfer hob seine Hand zum Gruß an den Helm, öffnete das Visier, hinter dem schwarze Augen zum Vorschein kamen. „Flugrat Adebar, guten Tag!“, dröhnte es lautstark.
    Sando zuckte zusammen.
    Der Geflügelte stutzte und fingerte an einem Kästchen auf seiner Brust herum.
    „Pardon! Es war nicht meine Absicht, Sie zu erschrecken“,

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