Katharsia (German Edition)
Stationszimmers taxierte, trat sein Vorgesetzter dicht an Sando heran und raunte: „Du meinst, hier gibt es irgendwo ein Mikrofon?“
„Kein Mikrofon“, hielt Sando dagegen, „sondern eine Seele.“
„Ach so, eine Seele …“
Der Beamte nickte verständnisvoll und es war klar, dass er kein Wort glaubte. Sando ließ sich davon nicht beeindrucken. Er sprach den Eindringling direkt an: „He, willst du mir nicht sagen, wer dich geschickt hat?“
Überrascht aufzirpend suchte die Seele das Weite.
Die beiden Abwehrmänner schauten ihn entgeistert an.
„Was war denn das?“, fragte der eine.
„Er glaubt offenbar, er sei ein Auvisor“, ergänzte der andere resigniert.
Auf diese Reaktion war Sando gefasst. Er wusste, dass es wahrscheinlicher war, einen Sechser im Lotto zu gewinnen, als einem Auvisor zu begegnen.
Womit Sando aber nicht gerechnet hatte, war, dass die Abwehrleute nun alles in Zweifel zogen, was er ihnen erzählt hatte.
„Du scheinst eine blühende Fantasie zu haben, Junge“, sagte der Ältere kopfschüttelnd. „Hühnergott … Ich hätte es beinahe geglaubt.“
Das wollte Sando nicht auf sich sitzen lassen. Er holte das Medaillon mit der Madonna aus seinem Hemd. Seine Finger waren schon dabei, es zu öffnen, als Doktor Fasin den Raum betrat.
Mit einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, erklärte er: „So, Schluss jetzt! Die Zeit ist längst um, meine Herren.“
Ohne Weiteres fügten sich die Abwehrleute in ihr Schicksal.
„Mehr war sowieso nicht zu erfahren“, murmelte der Ältere, als er an Doktor Fasin vorbeiging und das Krankenzimmer verließ.
Der Doktor lauschte noch einen Moment den sich entfernenden Schritten nach. Dann wandte er sich fröhlich an Sando, der eben dabei war, das Medaillon wieder wegzustecken. „Na, hast du ihnen die Madonna gezeigt?“
Sando blickte erstaunt auf, woraufhin Doktor Fasin lachte.
„Aber, aber, du hast wohl vergessen, dass wir schon über deine Madonna gesprochen haben?“
Sando erinnerte sich an das reichhaltige Mahl im Anwesen des Doktors am Tage seiner Ankunft. Stadlmeyr, der Retaminschmuggler, hatte ihn auf seiner Riesenechse dort hingebracht.
Am Namen „Stadlmeyr“ hakten sich seine Gedanken fest. War er nicht beim Brainscreening in den Erinnerungen des alten Herrn de Teynac, Denises Vater, aufgetaucht? Vielleicht konnte Doktor Fasin etwas dazu sagen.
„Herr Doktor, Sie kannten doch diesen Stadlmeyr?“
Doktor Fasin, der sich auf einen Stuhl neben Sandos Bett gesetzt hatte, horchte auf.
„Ja, ein unangenehmer Nachbar. Sein Anwesen in der Wüste lag unweit von meinem. Warum fragst du?“
„Er tauchte in den Erinnerungen des alten Herrn de Teynac auf.“
Überrascht fragte der Doktor: „Sie haben dort im Haus ein Brainscreening veranstaltet?“
Sando nickte, woraufhin Doktor Fasin mit seinen Fingern auf die Bettkante trommelte. Begleitet von dem leisen Geräusch, das dabei entstand, murmelte er: „Ich hätte es mir denken können … Wozu sonst hätten sie einen Spezialisten wie Professor Merlin aus New York einfliegen lassen. Ich bin allerdings einigermaßen verwundert, dass sich der Herr Kollege auf so etwas einlässt …“
Das leise Trommeln brach ab.
„Und du warst dabei und hast Stadlmeyr gesehen?“
„Ja, er war Krankenpfleger. Nun ja … Pfleger kann man eigentlich nicht sagen. Er hat bei medizinischen Versuchen an Menschen mitgeholfen.“
„Ja, das traue ich meinem sauberen Nachbarn zu. Und sonst? Hast du noch jemanden erkannt?“
„Da war noch Denise – genauer gesagt, ihr irdisches Vorbild. Sie war Krankenschwester und hat versucht, dem kleinen Teynac zu helfen. Doch es hat nichts genützt, Professor Sin… Wie hieß er doch gleich? Professor Sindelmann … nein … Sindelfang …“
Doktor Fasins Körper spannte sich. „Professor Sindelfang also?“
„Ja“, bestätigte Sando. „Er hat Denise einfach entlassen. Der kleine Teynac ist später an den Experimenten gestorben.“
„So war das also …“ Doktor Fasins Finger trommelten wieder leise. „Und hast du auch den Professor gesehen? Ich meine … Professor Sindelfang?“
„Nein. Kurz bevor er zu erkennen war, hat der Mann vom KORE, Fouchet hieß er, uns hinausgeschickt.“
Das Getrommel setzte wieder aus. „Aber dieser Fouchet und Professor Merlin haben ihn gesehen?“
„Ich nehme es an. Wenn ich richtig gehört habe, war Präsidentenberater Battoni sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Untersuchung.“
„Ex-Präsidentenberater!“,
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