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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Sando.
    „Hühnergott?“ Ben lachte spitzbübisch. „Das klingt ja, als hättest du ihnen wirklich einen Bären aufbinden wollen.“
    Sando fingerte die Madonna hervor.
    „Das Medaillon kennt ihr ja. Ihr wisst aber nicht, dass es ein Geheimfach hat.“
    Er ließ mit einem kurzen Fingerdruck das Bildnis der Madonna nach oben klappen, nahm den Hühnergott heraus und reichte ihn Ben. Der drehte den metallisch funkelnden Gegenstand zwischen den Fingern und sah Sando fragend an. Denise, deren Neugier nun den Kummer überwog, nahm Ben den Hühnergott ab und visierte durch das Loch Nabil an.
    „Ein nettes Schmuckstück. Es glänzt so schön. Wo hast du es her, Sando?“
    „Ich habe es am Tag meiner Ankunft in der Wüste bei Makala gefunden. Und weil ich nicht wusste, was das ist, habe ich es ,Hühnergott‘ getauft.“
    „Und jetzt weißt du, was es ist?“
    „Ich habe so eine Ahnung …“
    Ben schaute Sando gespannt an. „Nun sag schon! Warum sollte sich die Gefahrenabwehr für das Ding interessieren?“
    „Hühnergott“, berichtigte Sando. „Nenn es bitte Hühnergott.“
    „Heraus damit und spann uns nicht so auf die Folter!“, drängelte Denise.
    Die Neugier hatte offenbar ihren Kummer besiegt.
    „Es steckte in einer Plastiktüte.“
    „Na und? Ist das wichtig?“
    „Die Tüte trug das Logo des Dresdner Retamininstitutes. Als ich sie fand, wurde gerade der Chef des Instituts, Professor Strondheim, in der Wüste bei Makala gesucht.“
    Ben begriff die Brisanz des Gesagten zuerst.
    „Du meinst, dieser … äh … Hühnergott gehört dem Dresdner Institut? Er könnte die verschwundenen Forschungsergebnisse enthalten …“
    Sando nickte.
    „Und ich habe noch eine Ahnung“, flüsterte er, sich umsehend, ob nicht irgendwo wieder eine Spitzelseele herumgeisterte. Als er festgestellt hatte, dass die Luft rein war, wandte er sich an Ben: „Es könnte sein, dass du dem Hühnergott deine Wiedergeburt verdankst.“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Das Retamin, das plötzlich beim Brainscreening aufgetaucht war – die Gefahrenabwehr hat keine Erklärung dafür. Der Beamte behauptete, dass es nicht vom KORE stammte. Und damals im Helikopter gab es kurz vor dem Absturz auch plötzlich einen Retaminnebel. Erinnerst du dich, Denise?“
    „Und ob! Man stürzt schließlich nicht jeden Tag ab.“
    „Battoni hat mir unterstellt, dass das Retamin in dem Hubschrauber von uns gekommen wäre. Ich habe das natürlich abgestritten. Aber was, wenn er Recht hätte? Ich habe dieses kleine Ding hier …“
    „Hühnergott“, warf Ben grinsend ein.
    „Ja… äh … diesen Hühnergott im Verdacht, dass er Retamin produzieren kann.“
    „Das glaub ich nicht“, brummte Nabil skeptisch.
    Ben wiegte bedächtig den Kopf hin und her und sagte dann: „Zwei Retaminnebel – das ist ein Zufall zu viel.“
    Er nahm den glänzenden Gegenstand und tastete ihn mit seinen Fingern ab in der Hoffnung, einen geheimen Mechanismus zu finden. Doch die makellose Oberfläche gab ihr Geheimnis nicht preis.
    „Na, was ist? Wo bleibt denn nun der Nebel?“, zog ihn Nabil auf.
    Ben zuckte mit den Schultern und gab Sando den Hühnergott zurück.
    „Das ist ja das Problem. Ich weiß nicht, wie es funktioniert“, sagte Sando resigniert. „Es muss etwas geben, was die Retaminproduktion auslöst. Aber was?“
    Nun machte der Hühnergott die Runde. Doch sie kamen des Rätsels Lösung nicht auf die Spur. Jeder Versuch, ihm eine Reaktion zu entlocken, scheiterte kläglich.
    Als Letzter wog Gregor das kleine Metallstück in der Hand. „Es ist unglaublich! So leicht wiegen Macht und Reichtum.“ Er blickte in die Runde. „Was machen wir jetzt damit?“
    „Verhindern, dass es in die falschen Hände gerät“, brummte Nabil.
    „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Denise.
    Mit einem beredten Blick auf den kleinen Engel erwiderte der Hüne: „Vor allem darf niemand von uns ausposaunen, dass wir den meistgesuchten Gegenstand Katharsias besitzen.“
    Denise schluckte und holte zu einer Antwort aus.
    Ben beeilte sich zu erklären: „Der Hühnergott muss dorthin zurück, wo er hingehört – nach Dresden ins Retamininstitut!“
    Sandos Herz hüpfte vor Freude.
    „Wir bringen ihn hin! Gemeinsam!“, rief er und nur ein mittelschwerer Schwindelanfall verhinderte, dass er sofort zum Aufbruch in seine Heimatstadt blies.
    „Dresden läuft uns nicht weg“, sagte Ben und machte den anderen ein Zeichen, mit ihm das Krankenzimmer zu verlassen.

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