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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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erzählen. Er war sich nicht sicher, ob diese Männer vertrauenswürdig waren. Die Erfahrungen mit dem KORE hatten ihn misstrauisch gemacht. Konnte er wissen, ob es bei der Gefahrenabwehr nicht ebenso korrupt zuging? Andererseits sehnte er sich nach einem Zustand, in dem er nicht mehr der Gejagte war. Er hatte genug von einem Leben, das nur aus Verfolgung und Flucht bestand. Und der Hühnergott auf seiner Brust hatte sicher dazu beigetragen, dass man ihm keine Ruhe ließ. Sollte er ihn hergeben?
    Noch bevor er sich darüber klar war, begann sein Mund zu erzählen: „Es war … ich war gerade angekommen in Katharsia … Ich lag in der Wüste … ganz schwach war ich vor Durst … Da sah ich sie … ich meine, die blaue Tüte … Sie hing einfach da … in einem Strauch …“
    Die Beamten hingen an seinen Lippen. Der Jüngere unterließ es sogar, Notizen zu machen, weil er befürchtete, das Schreibgeräusch könnte den Jungen vom Erzählen abhalten.
    „Ich dachte, ich werde verrückt“, fuhr Sando fort. „Da komme ich ins Jenseits und das erste, was ich sehe, ist eine gewöhnliche Plastiktüte … grellblau in einer trostlosen Wüste …“
    Sando drückte seine Finger an die Schläfen, als könne er immer noch nicht glauben, was er gesehen hatte.
    Der Jüngere konnte nicht mehr an sich halten und platzte in Sandos Erzählung hinein: „Und? Was war drin in der …“
    Er brach unvermittelt ab. Ein strafender Blick seines Vorgesetzten hatte ihm befohlen, zu schweigen. Betreten beugte sich der junge Beamte über sein Notizbuch, während der andere nach einem nervösen Blick auf die Uhr ein aufmunterndes Lächeln in Sandos Richtung sandte.
    „In der Tüte war so etwas wie … ein Hühnergott.“
    Die Herren von der Gefahrenabwehr blickten erstaunt.
    „Ein Hühnergott? Was meinst du damit?“
    „Na ja, es hatte die Form eines Hühnergottes …ein Loch in der Mitte … aber aus Metall. Es glänzte so …“
    Sando griff an seine Brust, er wollte das Medaillon herausholen und öffnen, um den Hühnergott endlich zu treuen Händen zu übergeben. Doch eine Bewegung im Hintergrund des Krankenzimmers hielt ihn von seinem Vorhaben ab. War da noch jemand im Raum? Die Beamten schienen nichts zu bemerken. Vielleicht waren sie zu sehr auf Sandos Schilderung fixiert?
    Jetzt regte sich der Ältere, doch nur deshalb, weil Sando nicht weitersprach. Behutsam fragte er: „Was ist nun mit dem Hühnergott?“ Aber der Junge war misstrauisch geworden. Unverwandt sah er an den Abwehrleuten vorbei, versuchte, die Ursache der Bewegung auszumachen.
    Einige Atemzüge lang passierte nichts, dann erschien eine Seele. Offenbar in der Gewissheit, nicht bemerkt zu werden, schwebte sie auf Sando zu und postierte sich über dem Bett, wo sie den besten Überblick hatte.
    Im ersten Moment war Sando so perplex, dass er sich im Bett aufsetzte und unverwandt in ihre Richtung starrte.
    „He, Junge, was ist mit dir?“
    Die Frage brachte ihn zurück. Rücklings ließ er sich ins Kissen fallen.
    „Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann“, erklärte er bestimmt.
    Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Er nahm nicht wahr, was die enttäuschten Beamten nun alles hervorbrachten, um doch noch zu der gewünschten Information zu kommen.
    Sie setzen Seelen als Spitzel ein , dachte er wütend. Sie wollen mich reinlegen!
    Abrupt drehte er den Beamten den Rücken zu. Doch es dauerte nicht lange, da war er wieder in der Lage, sich eine vernünftige Frage zu stellen – und die lautete: Wozu sollten sie sich selbst bespitzeln?
    Daraufhin wandte er sich wieder den Herren zu, sah ihre Ratlosigkeit und dachte: Da steckt sicher das KORE dahinter! Und es war Sandos Bauch, der nun entschied, den Männern der Gefahrenabwehr zu helfen. Immerhin hatten sie ihn und seine Gefährten aus den Klauen des KORE befreit.
    „Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann“, wiederholte er, worauf sich die Beamten resigniert anschickten, das Zimmer zu verlassen.
    Grimmig sah Sando zur Decke hinauf und setzte hinzu: „… solange uns eine Seele im Raum bespitzelt.“
    Der Ältere fuhr herum wie von der Tarantel gestochen. „Wie meinst du das, Junge?“
    Mit einem Seitenblick stellte Sando schadenfroh fest, dass die Seele verunsichert hin und her geisterte. Doch sie wollte offenbar nicht wahrhaben, dass sie entdeckt worden war.
    „Wie ich das meine? Ganz einfach! Wir sind nicht allein hier. Jemand hört uns zu.“
    Während der jüngere Beamte daraufhin die Einrichtung des

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