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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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waren ganz scharf darauf, dem Menschen ins Gesicht zu sehen, der mich in diesem See ertränkt hat …“
    „Es war ein Unfall, das weißt du!“
    „… und der dafür nicht etwa in den Hades kam, sondern in Katharsia munter weiter morden darf.“
    Sando blieb die Luft weg vor Empörung, doch Lemming sprach ungerührt weiter.
    „Meine Kameraden haben mich angefleht, ihnen den Menschen zu zeigen, der den Präsidentenberater Battoni auf dem Gewissen hat. Sollte ich ihnen den Wunsch abschlagen?“
    Es herrschte ein eisiges Schweigen.
    Jetzt erst bemerkte Sando auf den Helmen der schwarzen Gestalten das Schlangenzeichen der Seelenretter. Es war ein wenig abgewandelt. Die symbolische Seele wand sich durch einen Buchstaben, der wie ein B aussah.
    Mike Lemming bemerkte Sandos Blick. „Battoni-Jugend“, erklärte er. „Schon mal gehört? Vortrupp und Kampfreserve der Seelenretter. Du kannst dir also denken, dass wir den Mord an Battoni nicht einfach so hinnehmen werden.“
    Es war nicht die Wärme der untergehenden Sonne, die Sando den Schweiß auf die Stirn trieb. „Ihr irrt euch!“, sagte er mit belegter Stimme. „Battoni ist von seinen eigenen Leuten ermordet worden.“
    In die Reihe der schwarzen Gestalten kam Bewegung. Schlagstöcke und Messer tauchten auf. Dumpfe Laute des Zorns quollen durch die geschlossenen Visiere.
    „Aber ich war doch dabei!“, schrie Sando in seiner Angst.
    Lemming hob die Hand. Allmählich kehrte wieder Ruhe ein.
    „Das ist es ja eben, Hasenscharte. Du warst dabei, als Battoni starb. Das sagt alles.“
    Auf seinen Wink hin stiegen die Vermummten von ihren Maschinen und begannen Sando mit gezückten Messern zu umkreisen. Ihre schwarzen Stiefel knirschten im Sand. Immer enger zogen sie die Spur um ihr wehrloses Opfer.
    „Was wollt ihr von mir?!“, keuchte der Junge, der sich schneller und schneller drehte, verzweifelt bemüht, alle Angreifer im Auge zu behalten.
    Plötzlich wurde er von hinten gepackt. Eisenharte Arme umschlangen ihn, sodass er sich nicht mehr rühren konnte. Jemand zerrte Sando an den Haaren, zwang ihn, zu Mike Lemming aufzuschauen. Schwarz hob der sich ab vor dem roten Gegenlicht der Sonne. Langsam hob er seine Hand. Daran baumelte das Medaillon. Wie gebannt folgte Sando den Bewegungen des Schmuckstückes. Kannte Lemming dessen Geheimnis?
    „Du liebst es, dieses Glitzerdings, nicht wahr?“, sagte Lemming gedehnt. „Schon in der Galerie hast du es ganz verzückt angeschaut.“
    Er hob den Arm so hoch, dass das Bildnis der Madonna vor seinem Visier schlingerte. „Ich verstehe nicht viel davon, aber es scheint einen ungewöhnlichen Wert zu besitzen. Dafür hast du dich sogar hierher getraut, in die Höhle des Löwen.“
    „Beim Juwelier würde es nichts bringen“, versuchte Sando, seinen Wert herunterzuspielen. „Es ist für mich nur ein persönliches Erinnerungsstück.“
    „Und dafür begibst du dich in Lebensgefahr?“ Mike Lemming glaubte ihm nicht. „Was soll das für eine Erinnerung sein, die dir mehr wert ist als dein Leben?“
    Mit zwei Fingern griff er nach dem baumelnden Gegenstand und betrachtete ihn argwöhnisch von allen Seiten. Wenn sich das Medaillon jetzt öffnete und den Hühnergott preisgab! Sando wurde ganz übel bei dieser Vorstellung. Er musste irgendetwas sagen, was glaubhaft klang. Aber was? Sollte er etwa von Maria erzählen? Es widerstrebte ihm zutiefst, dem Menschen, den er hasste, sein Innerstes anzuvertrauen. Doch womit konnte man jemanden besser überzeugen als mit der Wahrheit?
    „Das Medaillon gehört Maria.“
    „Maria?“ In Lemmings Stimme klang Hohn. „Sieh an, das Bürschchen hat schon eine Freundin.“
    Er ließ das Medaillon wieder genüsslich baumeln.
    Sando zeigte darauf und sagte: „Sie hat es mir anvertraut. Bitte gib es mir.“
    Er versuchte, danach zu greifen, doch Lemming war schneller, zog seine Hand zurück.
    „Na, nicht so voreilig, Hasenscharte! Seit wann hast du denn eine Freundin? Sicher erst, seit du so ein Glattgesicht bist …“ Mit seinem Handschuh, der nach Schweiß und Leder roch, berührte er Sando an den Lippen. „Mit Narbe wollte dich keine, oder?“
    „Du irrst dich! Sie kennt mich nur mit Narbe“, sagte Sando, der dem Brechreiz nahe war.
    „Tatsächlich? Eine Bekanntschaft von früher? Wie hieß sie doch gleich? Maria?“
    „Ja, Maria.“
    „Ein Allerweltsname. Kenne ich sie?“
    „Ja, es ist die Klavierlehrerin aus unserer Straße.“
    In Lemmings Helm gluckste es. „Sag, dass das

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