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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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dieser Sendung über seine Motive zu sprechen.“
    „Ich bin gekommen, weil Öffentlichkeit die einzige Chance ist, größten Schaden von Katharsia abzuwenden“, sagte Professor Strondheim, ohne eine Frage abzuwarten.
    „Von welchem Schaden sprechen Sie?“
    „Meine Forschungsergebnisse dürfen unter keinen Umständen in die Hände des KORE oder der Seelenretter fallen. Das hätte schlimmste Auswirkungen auf Katharsia. Stellen Sie sich vor, welch ein Machtmittel diese Leute in der Hand hätten, wenn sie die Retaminproduktion beherrschten.“
    „Wie weit waren Sie denn mit Ihren Forschungen?“
    „Ich war praktisch am Ziel. Ich hatte bereits einen so genannten Key entwickelt, der in der Lage war, das Retamin in kleinen Mengen zu synthetisieren.“
    Während das Publikum diese Neuigkeit mit einem Raunen aufnahm, wechselte Sando vielsagende Blicke mit seinen Gefährten. Gleich würde Strondheim erklären müssen, dass er den Key verloren hatte – und dann schlug die Stunde für ihre Überraschung.
    „In kleinen Mengen?“, hakte Vitelli nach. „Das heißt, es war noch ein weiter Weg bis zur Großproduktion?“
    „Nein. Mit einem funktionstüchtigen Key kann die Großproduktion sofort beginnen. Er ist Teil der neuesten Syntheseverstärkertechnologie.“
    „Syntheseverstärkertechnologie?“
    „Korrekt, Herr Vitelli. Jedes Werk, das mit dieser Technologie ausgerüstet ist, produziert im großen Maßstab sofort den Stoff, den der Key im Kleinen produziert. Sie müssen sich das vorstellen wie diese Mikrofonanlage. Wenn Sie leise hineinsprechen, kommt Ihre Stimme laut aus den Boxen heraus. Und warum? Weil ein Verstärker dazwischengeschaltet ist. Spricht ein anderer ins Mikrofon, ist es eine andere Stimme, die nun laut zu hören ist. Dieselbe Anlage vermag also verschiedenste Stimmen wiederzugeben. So ist es auch bei den Syntheseverstärkern. Was immer der kleine Key produziert, es wird verstärkt und in großen Mengen ausgegeben. Bisher gibt es nur eine Handvoll solcher Werke. Sie produzieren im Moment vor allem Treibstoffe und Kunstfasern. Dafür wurden bereits entsprechende Keys entwickelt. Aber mit einem Handgriff ließe sich diese Produktion sofort umstellen. Man müsste nur den Retamin-Key einsetzen.“
    „Das ist ja fabelhaft!“, freute sich Vitelli und stellte genau die Frage, die nun jedem im Studio, jedem der Millionen Zuschauer auf den Lippen brannte: „Mit Ihrem Key könnte also sofort die Retaminproduktion beginnen?“
    Katharsia wartete auf das Wort, das einem Befreiungssignal gleichkam.
    In die knisternde Stille hinein sagte Professor Strondheim bedächtig: „Im Prinzip … ja.“
    Das Aufatmen war nur halb. Im Prinzip? Was sollte das heißen? Dies fragte sich jeder, der gebannt an Strondheims Lippen hing, im Saal und draußen an den Bildschirmen. Und Vitelli stellte dem Professor genau diese Frage.
    Die Antwort kam etwas umständlich: „Nun, es fehlten nur noch Kleinigkeiten, die nicht die Synthese selbst betrafen … Ich hatte noch Probleme mit der Zugriffssicherheit. Das heißt, der Key sollte nur funktionieren, wenn berechtigte Personen darauf zugreifen würden. Kein schwerwiegendes Problem.“
    Kein schwerwiegendes Problem, na also! Katharsia entspannte sich und Vitelli, untrüglicher Seismograf für Stimmungen, fragte heiter und ein wenig respektlos: „Warum haben Sie es dann nicht gelöst, das Problem, wenn es so einfach war?“
    Die Zuschauer reagierten mit einem freundlichen Lachen. Ihre Sympathie galt nun dem Professor, dem Mann, der alles zum Guten wenden konnte. Mit der Zugriffssicherheit würde er schon fertig werden!
    Allein Professor Strondheim blieb ernst. Mit belegter Stimme erklärte er: „Ganz einfach: Während ich an der Zugriffssicherheit arbeitete, sah ich mich gezwungen, alles stehen und liegen zu lassen und unterzutauchen. Ich hoffte, das letzte kleine Problem an meinem Zufluchtsort lösen zu können. Für die technischen Möglichkeiten hatte ich gesorgt. Doch als ich mich an die Arbeit machen wollte, stellte ich fest, dass das Wichtigste fehlte …“
    Dem Professor versagte die Stimme. Vitelli reichte ihm ein Glas Wasser. Im Saal war es so still, dass man hörte, wie die Kehle des Wissenschaftlers beim Trinken auf und nieder hüpfte.
    Nachdem er das Glas wieder abgesetzt hatte, bohrte Vitelli behutsam nach: „Ähm … Herr Professor … Sie sagten, das Wichtigste fehlte?“
    Strondheim nickte. „Ja, der Key. Er ist mir bei der Flucht abhanden gekommen.“
    Die

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