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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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gegenwärtiger Aufenthaltsort bisher nicht ermittelt werden konnte, auf diesem Wege mitzuteilen, er möge sich unverzüglich bei einer beliebigen Dienststelle der Gefahrenabwehr melden. Dort habe er die Gelegenheit, den Key vorzulegen und sich von den geäußerten Vorwürfen zu entlasten.“
    Zustimmendes Gemurmel im Saal.
    „Meine Damen und Herren, seien wir optimistisch“, sprach Vitelli weiter. „Vielleicht wendet es sich ja alles zum Guten und Professor Gellert meldet sich …“
    „Die Frau, Sando! Achte auf die Frau!“
    Eine zirpende Stimme hatte sich in die Worte Vitellis gemischt.
    Was hatte sie gesagt? Wo kam sie überhaupt her? Sando schaute sich suchend um und entdeckte Jannis. Er schwebte dicht hinter ihm. Genauer gesagt, er flatterte vor Aufregung.
    „Jannis, was machen Sie hier?“, entfuhr es Sando, ungeachtet der verwunderten Blicke, die er damit auf sich zog.
    „Um Himmels willen!“, zirpte Jannis. „Die Frau! Du musst sie aufhalten!“
    Sando begriff nicht, was die Seele von ihm wollte.
    „Sie sehen, meine Damen und Herren, noch versteht es Katharsia, sich zu wehren.“ Vitellis Stimme drängte sich wieder in den Vordergrund. „Doch es besteht aller Grund zur Sorge, dass jene Kreise, die gewaltsam versuchen …“
    Sando hörte nicht hin. Seine Aufmerksamkeit galt der Mutter des Helikopterpiloten. Sie hatte ihren Sitzplatz verlassen und näherte sich, gleichsam traumwandlerisch die Füße setzend, dem kleinen Treppchen, das vom Zuschauerraum zu ihnen herauf auf das Podest führte. Ihr Blick war starr geradeaus in eine unbestimmte Ferne gerichtet. Die rechte Hand hielt sie unter dem schwarzen Tuch versteckt. Was hatte sie vor?
    „Halte sie auf!“, zirpte Jannis eindringlich und plötzlich, es überkam ihn wie eine Eingebung, wusste Sando genau, was zu tun war.
    „Nabil“, raunte er, „siehst du diese Frau?“
    „Meinst du die Rothaarige?“, brummte der Hüne.
    „Genau die! Bitte frag jetzt nichts, aber sie plant ein Attentat!“
    Nabils Augen weiteten sich.
    Hastig sprach Sando weiter. „Siehst du die Hand unter ihrem Tuch? Die darf sie nicht hervorziehen! Unter keinen Umständen! Nabil, du hast die Kraft, es zu verhindern?“
    Nabil nickte. Er erhob sich und schlenderte in Richtung des kleinen Treppchens.
    „Was ist mit Ihnen?“, fragte Vitelli irritiert.
    „Ich muss mir ein wenig die Beine vertreten“, erklärte Nabil, während er am Treppchen anlangte. „Dieses lange Sitzen, ich vertrage es nicht. Aber wenn es Sie stört, komme ich gern wieder zu Ihnen.“
    Vereinzelte Zuschauer quittierten diese Extravaganz des Hünen mit einem freundlichen Lachen. Sando behielt derweil die Frau in Schwarz im Auge. Sie verhielt ihren Schritt, als sich Nabil an der Treppe postierte und sich auf das kleine Geländer stützte, das an den Stufen befestigt war. Nach einigem Zögern nahm die Frau jedoch ihren Weg wieder auf.
    „Kommen Sie ruhig herauf, gute Frau! Wollen Sie ein Autogramm?“
    Sando bewunderte Nabils Kaltblütigkeit.
    „Das ist aber nicht üblich während der Sendung“, mischte sich nun Vitelli ein. „Bitte, meine Dame, für Autogramme ist hinterher Gelegenheit.“
    Doch die Frau reagierte nicht auf die Bitte des Moderators, erstieg Stufe für Stufe und wandelte an Nabil vorbei, als wäre er nicht vorhanden.
    Das war die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Rasch und erbarmungslos packte er zu. Mit seinen muskulösen Armen umklammerte er die Frau von hinten, sodass sie nicht mehr fähig war, sich zu rühren.
    Im Saal brach die Hölle los. Ein kollektiver Aufschrei der Empörung angesichts des brutalen Angriffs auf die hilflose Frau. Dazu gesellte sich das Gebrüll von Sicherheitskräften, die Nabil mit gezückter Waffe aufforderten, die Geisel unverzüglich freizugeben.
    „Ich kann nicht, ihr Idioten!“, schrie Nabil aufgebracht zurück. „Die Frau ist eine wandelnde Bombe!“
    Doch in diesem Tohuwabohu war verbale Verständigung nicht möglich. Einzig und allein die Körpersprache wurde wahrgenommen – und die wies Nabil als Angreifer aus. Die Kameras fokussierten auf das ungleiche Paar. Nabils wutverzerrtes Gesicht erschien auf den Monitoren, daneben die verzweifelt blickenden Augen der wehrlosen Frau.
    Der Saal kochte. Vitelli versuchte, an die beiden heranzutreten, um zu vermitteln, doch die Sicherheitskräfte drängten ihn zurück. Sando saß da wie gelähmt. Dass die Sache so aus dem Ruder laufen könnte, damit hatte er nicht gerechnet. Er musste Nabil helfen,

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