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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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voller Motorräder. Mike trat an eines heran. Sein Narbengesicht glühte vor Stolz, als er die Maschine vorstellte: „Das ist mein Baby! Eine MATMAN, wenn dir das was sagt.“
    Liebevoll streichelte er den Tank, auf dem das Abbild eines Leopardenkopfes mit aufgerissenem Rachen prangte.
    Sando räusperte sich verlegen. Wenn er von etwas nichts verstand, dann von Motorrädern.
    „Na, macht nichts“, sagte Lemming, den der Anblick seines „Babys“ friedfertig zu stimmen schien. „Du wirst es sehen, sie nimmt es mit jedem Hindernis auf. Sie ist der absolute Hammer.“ Sando schwante, was ihm auf dem Sozius blühen würde, und sah mit gemischten Gefühlen, wie sich Mike auf die Maschine schwang und den Motor startete.
    „Na komm! Zier dich nicht!“, rief er Sando zu.
    Sando fügte sich und kletterte ungeschickt auf den Rücksitz. Der bullig aufbrüllende Motor veranlasste ihn, sich in Erwartung einer ungestümen Beschleunigung ängstlich an Lemming festzuklammern. Diese unfreiwillige körperliche Nähe zu seinem alten Feind berührte ihn merkwürdig, aber er hatte keine Wahl.
    Zunächst ließ es sich recht harmlos an. Lemming setzte seine MATMAN behutsam in Bewegung. Weich glitt sie in den nahen Lift, der geräumig genug war, einen Kampfpanzer aufzunehmen. Mike wählte den untersten Knopf: Etage minus neunzig.
    Während die Kabine in die Tiefe stürzte, stieg Sando vom Sozius. Länger als nötig wollte er nicht mit Mike kuscheln.
    „Also, Sando, um eines klarzustellen …“, verkündete der vom Thron seiner Maschine herab. „Ich werde dich nicht aus den Augen lassen. Versuche nicht zu fliehen, es würde dir schlecht bekommen.“
    „Warum sollte ich mich aus dem Staub machen, Mike? Ich werde Maria nicht im Stich lassen.“
    „Das nehme ich dir nicht ab. Sie kennt dich nicht einmal mehr. Sie würdigt dich keines Blickes.“
    „Das ist nicht ihre Schuld.“
    „Nein? Wessen Schuld ist es dann?“
    „Frag nicht so scheinheilig. Du weißt, dass Doktor Fasin Seelen manipuliert.“
    „Aber nur zu ihrem Besten. Es geht Maria doch gut bei ihrem reichen Freund, oder?“
    Sando dachte an den Presseball, an das verworrene Traumbild, das Maria hinterlassen hatte, für ihn ein deutliches Zeichen, dass sie sich quälte, dass ihre Erinnerungen nicht ausgelöscht waren. Doch er hatte keine Lust, mit Lemming darüber zu reden. Schon gar nicht jetzt, kurz vor dem Abstieg in den Hades. Im Moment beschäftigte ihn etwas ganz anderes. Er fragte sich, ob er mit jemandem, der seine gesamte Aufmerksamkeit der Bewachung eines Gefangenen widmete, heil durch die Hölle kommen konnte.
    „Bitte, tu mir einen Gefallen, Mike“, sagte er schließlich. „Vergiss dort unten dein Misstrauen mir gegenüber und lass uns gemeinsam vorgehen! Das erhöht die Chance, dass wir die Aufgabe erfüllen und lebend dort wieder herauskommen. Ich verspreche dir hoch und heilig, keinen Fluchtversuch zu unternehmen.“
    In Mikes Narbengesicht schlich sich ein weicher Zug. Für solche Gelübde unter Männern schien er genauso empfänglich zu sein wie für das Brüllen des Motors seiner MATMAN.
    „Klingt vernünftig, was du sagst.“
    Sando streckte ihm die Hand hin. „Also, Hand drauf, Mike! Lass uns für diese Mission das Kriegsbeil begraben!“
    Der Lift bremste. Statt einzuschlagen, gingen Mikes Hände unwillkürlich zum Lenker des Motorrads. Dafür brummte er versöhnlich: „Gut, Hasenscharte, versuchen wir es.“
    Der Motor jaulte auf. Sando beeilte sich, auf den Sozius zu springen. Diesmal musste er sich fest an seinen Partner krallen, sonst hätte ihn die temperamentvolle MATMAN gnadenlos abgeworfen.
    Wenige Sekunden später standen sie vor dem Abgrund, dem ausgefransten Sprengloch, das hinab zur Hölle führte. Wie Doktor Fasin versprochen hatte, stand hier ein Fahrkorb bereit. Mike schaute skeptisch drein. Er war sich nicht sicher, ob sein Motorrad hineinpassen würde. Der Mann, der den Motor der Seiltrommel bediente, kam auf sie zu. Er trug zwei dicke Pakete unter den Armen. „Guten Tag, die Herren! Doktor Fasin lässt Ihnen dies übergeben. Er meint, Sie werden es vielleicht gebrauchen können.“
    „Was ist das?“
    „Es sind zwei Bahnen aus Echsenhaut. Sie schützen gegen Lasergewehrfeuer. Wenn Sie gestatten, befestige ich eine Bahn an der Windschutzscheibe dieser herrlichen MATMAN.“
    Er rollte einen Packen auseinander, während sich Lemming wie ein Schneekönig über das Lob für seine Maschine freute.
    „Die andere Bahn“, wandte

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