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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Weg durch die Linien der Angreifer.
    Im Hintergrund näherte sich eine unübersehbare Staubwolke von den schwarzen Bergen her dem Kampfgebiet. Sando begriff, dass nun auch die Truppen, die bislang den Hades gesichert hatten, heranzogen, um der Gefahrenabwehr beizustehen.
    „Von der Gefahrenabwehr ist nicht mehr viel übrig“, stellte Wolfenhagen zufrieden fest. „Jetzt erledigen diese trägen Viecher noch den Rest und dann …“ Er legte Doktor Fasin sanft seine Hand auf die Schulter. „Tja, Herr Doktor, dann bin ich Kaiser.“
    In der Pause der Verblüffung, die dieser Ankündigung folgte, hörte man das Kratzen der Feder Karim Bin Dschamals. Eifrig bannte er diese erstaunliche Wendung aufs Papier. Ob sein Verlag in Makala noch existieren würde, wenn alles zu Ende war, daran verschwendete er offenbar keinen Gedanken.
    „Kaiser?“, fragte er noch einmal nach, um ganz sicherzugehen, dass er alles richtig notiert hatte.
    „Oder Mogul oder Präsident. Ist doch egal, wie man es nennt, wenn man an der Macht ist“, fertigte ihn Wolfenhagen kurzerhand ab und wandte sich an Doktor Fasin: „Sie wissen gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin, Doktor. Ihre monströsen Fliegenfänger haben mir den Sieg beschert. Spiegelechsen!“ Er lachte aus vollem Halse. „Darauf kann doch nur ein krankes Hirn kommen! Aber zugegeben – die Erfindung ist grandios!“
    Sein Lachen erreichte einen weiteren Höhepunkt, als quer durch das Monitorbild das missglückte Krabbelmonster mit dem Federhut kroch. Die Angreifer flohen in Scharen vor dieser abstrusen Gestalt und nur diejenigen überlebten, die in ihrer Panik danebenschossen. Pepe und der Chefredakteur stimmten in das Gelächter des Grafen ein und Jamal al Din verzog den Mund zu einem devoten Grinsen.
    Der Graf erhob sich und griff nach dem gefüllten Weinglas, das vor ihm stand.
    „Lassen Sie uns anstoßen auf meine Wiedergeburt, Herrschaften! Es macht mich glücklich, nach fast tausend Jahren der Entbehrungen alte Bekannte und neu gewonnene Freunde zu meiner Siegesfeier begrüßen zu dürfen!“
    Als Erstes streckte er Maria sein Glas hin, woraufhin sie das ihre zögernd erhob. Wolfenhagen, ihr galant zulächelnd, stieß an und wendete sich dann Doktor Fasin zu. Der tat nicht dergleichen. Sofort sprang ein Wachmann herbei, zerrte ihn aus seinem Stuhl und stieß ihm das Glas, das für ihn bereitstand, mit einer so heftigen Bewegung unter die Nase, dass ein Gutteil des Inhaltes auf seine Kleidung schwappte. Eingeschüchtert griff der Doktor zu.
    „Schön, dass Sie mit mir anstoßen wollen“, sagte der Graf daraufhin freundlich und ließ die Gläser klingen, während Lemming ihn hasserfüllten Blickes umkreiste.
    Nachdem Wolfenhagen einen kleinen Schluck getrunken hatte, setzte er zu einer Rede an: „Nach dieser harmonischen Eröffnung möchte ich es mir nicht nehmen lassen, ein paar Worte über einige der hier Anwesenden zu verlieren. Beginnen will ich mit Pepe. Es ist mir eine große Freude, meinen alten Freund und Mitstreiter wieder an meiner Seite zu wissen – kraftstrotzend, gesund und voller Tatendrang, wie ich sehe.“
    Er lächelte Pepe verständnisinnig zu, der Djamila an Hals und Brust betatschte und sie sicher längst aus dem Saal gezerrt hätte, wäre da nicht sein Herr, der ihn zu Tisch geladen hatte. Djamila wehrte sich in stummer Verzweiflung, was Pepe in seinem Tatendrang noch beflügelte.
    Ben ballte die Fäuste und machte Anstalten, sich zu erheben, um dem zudringlichen Treiben des ungehobelten Fettwanstes ein Ende zu bereiten, doch wie aus dem Nichts tauchte eine Gestalt hinter ihm auf. Sando kannte sie: Es war Jussuf, der Attentäter aus dem Bus, der Maria auf dem Gewissen hatte! Er hielt Ben ein Messer an die Kehle und bedeutete ihm, sitzen zu bleiben.
    Ben fügte sich. Hass sprühte aus seinen Augen.
    Wolfenhagen hatte diesen kleinen Aufruhr vergnügt beobachtet. „Bitte, Pepe!“, mahnte er seinen Untertanen, woraufhin der augenblicklich die Hände von Djamila nahm.
    „Ja, meine Damen und Herren“, setzte der Graf fort, „Pepe ist wirklich eine treue Seele, auf die jederzeit Verlass ist – was man von der schönen Djamila nicht sagen kann. Sie hat mich leider verraten und nun, Doktor Fasin sei Dank, habe ich sie wiedergefunden. Sie hat Strafe verdient.“
    Er machte eine Pause.
    Djamila duckte sich, winselte wie ein geschlagenes Hündchen.
    Wolfenhagen kostete die Situation weidlich aus, bevor er ungerührt weitersprach: „Aber inzwischen ist so

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