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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Geisterarmee des Dämons lag bewegungsunfähig am Boden, gefangen in Lächerlichkeit.
    Auch Ben und Gregor beobachteten verwundert den seltsamen Regen, der aus dem schwindenden Retaminnebel fiel und dessen Tropfen aus Gliedmaßen bestanden. Das zischende Saugrohr unverdrossen über den Köpfen haltend, machten sie sich gegenseitig auf zwei Gestalten aufmerksam, die offenbar mehr Retamin ergattert hatten als ihre Schicksalsgenossen. Wild mit den Armen rudernd ragten ihre Rümpfe aus dem Schlachtfeld heraus.
    Angesichts dieser beinlosen Gesellen blieb dem Grafen die Spucke weg. Entgeistert musterte er die Krüppel, packte dann Sando am Schlafittchen, zog ihn zu sich herauf und knurrte drohend: „He, Auvisor, was geschieht hier? Sag es mir, verdammt!“
    Sando hielt den Atem an, denn das rot-gelbe Wams verströmte den aufdringlichen Geruch eines schweren Parfüms.
    Der Graf rüttelte ihn. „Antworte, Bursche!“
    Sachlich, um ihn nicht zu reizen, sagte Sando: „Diese beiden, Herr Graf, sind der Rest Ihrer Truppe.“
    Er deutete auf die halbhohen Krieger.
    „Wo sind meine Seelen?“, zischte Wolfenhagen.
    Sando hatte Mühe, seine Schadenfreude zu unterdrücken, als er erklärte: „Sie haben sich alle gleichzeitig auf das Retamin gestürzt – und Sie sehen ja selbst, Herr Graf, es hat nicht gereicht.“
    Dem Dämon schoss die Zornesröte ins Gesicht.
    „Willst du damit sagen, alle meine Kämpfer hätten mich verraten? Du lügst, Bursche!“
    Seine Hand schnürte Sando fast die Luft ab.
    „Dann befehlen Sie Ihren Seelen doch, mich anzugreifen“, japste Sando.
    „So sicher bist du dir, Auvisor?“
    Sando nickte stumm.
    „Also dann …“
    Wolfenhagen stieß den Jungen zurück und sagte in den Saal hinein: „Hört ihr mich, ihr feigen Hunde? Ich befehle euch den Angriff auf diesen Lügner!“
    Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete er auf eine Reaktion Sandos. Als sich nichts tat, wiederholte er den Befehl lauter, schließlich brüllte er ihn. „Wir können nicht, Herr Graf“, kam es ängstlich von den beiden beinlosen Gestalten im Schlachtfeld. „Wir haben keine Waffen.“
    Entgeistert starrte der Dämon auf die lächerlichen Torsos, die nicht einmal imstande waren, sich eine der herumliegenden Waffen zu greifen, und langsam reifte in ihm die Erkenntnis, dass der Auvisor die Wahrheit gesprochen hatte.
    „Diese beiden Krüppel sind also mein letztes Aufgebot?“, quetschte er zwischen den Zähnen hervor. „Na, großartig!“
    Bitter lachte er auf.
    Gregor, der inzwischen mitbekommen hatte, dass von den Seelen keine Gefahr mehr drohte, schaltete den Sauger aus. Erst in der Stille wurde allen die Situation bewusst: Sando, Ben und Gregor, drei gewandte Burschen, standen einem einzelnen Mann gegenüber, einem schlachterfahrenen Ritter freilich, einem Mörder, der nicht zögern würde, ihr Blut zu vergießen. Die Gefährten verständigten sich mit Blicken. Konnten sie es wagen, gegen den Dämon vorzugehen?
    In Gregors Augen stand Furcht geschrieben. Er schüttelte den Kopf, murmelte Ben etwas zu. Der reagierte gereizt. Sando, der in einiger Entfernung zu ihnen in Wolfenhagens Dunstkreis stand, konnte nur raten, worum es ging: Gregor plädierte dafür, abzuwarten, während Ben wild entschlossen schien, den Dämon, wie auch immer, zur Strecke zu bringen.
    Und während die drei noch zögerten, unsicher, was zu tun wäre, handelte Wolfenhagen: Rasch bückte er sich nach einem Lasergewehr und einem Revolver, die in seiner Reichweite lagen, und warf sie den hilflosen Torsos zu, die sich geschickt genug anstellten, die Waffen zu fangen. Zwar brachte das schwere Gewehr die eine Gestalt heftig ins Wanken, doch irgendwie gelang es ihr, in der Senkrechten zu bleiben.
    „Schießt auf sie, wenn sie fliehen wollen oder nach einer Waffe greifen!“, befahl der Graf.
    „Sie können sich auf uns verlassen!“, kam es wie aus einem Munde zurück, als wären die beiden Krüppel froh über die Gelegenheit, ihren zürnenden Herrn wieder milde stimmen zu können.
    Zu spät , dachte Sando enttäuscht.
    Ben warf Gregor einen vernichtenden Blick zu. Feigling, mochte er dabei denken. Gregor wand sich unter diesem stummen Vorwurf, an dem er schon seit über neunhundert Jahren litt. Seit damals. Seit er die Kreuzfahrer des Grafen in Bens Haus geführt hatte. Ein Verrat aus Feigheit, den ihm Ben bis heute nicht verziehen hatte. Und jetzt wiederholte sich die Geschichte. Wegen seiner Feigheit hatten sie den einzigen Moment verpasst, an dem

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