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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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bin, und bald werde auch ich dich vergessen haben.
    Der Gedanke hatte sogar etwas Tröstliches für ihn: Die quälende Sehnsucht nach ihr hätte ein Ende. Vielleicht war dieses Vergessen gemeint, wenn es hieß, Katharsia führe zur Reinigung der Seele …
    „Hast du sie gefunden, Ben?“ Die Stimme Gregors schlug ein in seine trüben Gedanken. Nicht ahnend, in welcher Gefahr sie schwebten, waren Ben und Gregor unter der Tafel hervorgekrochen und hatten sich auf die Suche nach Sando und Denise begeben. Die Augen schreckgeweitet, stapften sie zwischen den Toten einher. Der grausige Anblick ließ sie Schlimmstes für ihre Gefährten befürchten. Angesichts der Seelenschar, die jeden ihrer Schritte belauerte, wäre Sando am liebsten in der Versenkung geblieben. Doch er brachte es nicht fertig, Ben und Gregor länger im Ungewissen zu lassen. Seufzend richtete er sich auf.
    „Ben, Gregor, hier sind wir!“
    Die Seelenaugen fuhren herum. Sando fröstelte.
    Ben war als Erster zur Stelle. Besorgt beugte er sich über Denise, wischte ihr blutverschmierten Federflaum aus dem Gesicht und sprach sie an: „Denise, hörst du mich?“ Als sie nicht reagierte, tastete er nach ihrem Puls und stellte erleichtert fest: „Sie ist schlimm zugerichtet, aber sie lebt.“
    Auch Gregor war inzwischen bei ihnen angelangt. Er sah käseweiß aus. Brechreiz würgte ihn. „Wir müssen raus hier! Sofort!“, stieß er keuchend hervor und taumelte in Richtung des Saalausganges.
    Die Seelen reagierten prompt. Ein gutes Dutzend jagte auf ihn zu und umschwirrte in zunehmend enger werdenden Kreisen seinen Kopf.
    Sando rutschte das Herz in die Knie.
    „Gregor!“, schrie er. „Komm zurück!“
    Ohne in seinem Lauf innezuhalten, drehte sich der Angerufene zu Sando um. Er stolperte und fiel rücklings zu Boden. Die Seelen gingen lauernd auf Distanz.
    „Bitte, Gregor, komm zurück!“, flehte Sando.
    „Ich kann nicht“, gurgelte es zur Antwort. Gregor krümmte sich und spie seinen Mageninhalt aus.
    „Lass ihn doch gehen“, meinte Ben. „Wir schaffen es auch allein, uns um Denise zu kümmern.“
    Während er dies sagte, entdeckte er die Verletzung an Sandos Schläfe.
    „Du bist verwundet!“
    „Nur ein Streifschuss, nicht der Rede wert.“
    Ben bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. „Bist du dir sicher?“
    Sando nickte, woraufhin sich Ben entschlossen die Hand des kleinen Engels schnappte. „Na dann, lass sie uns von hier wegbringen!“
    Sando jedoch hielt ihn zurück. „Wir kommen hier nicht raus, Ben.“
    „So? Wer sollte uns denn aufhalten?“
    Ben schaute sich um, ob sich auf dem Schlachtfeld noch etwas regte.
    „Die Seelen der toten Kämpfer“, sagte Sando.
    „Wie bitte?“
    Die weit aufgerissenen Augen Bens verrieten, dass er sehr wohl verstanden hatte. Ohne es zu merken, presste er Denises Hand so fest, dass der kleine Engel, wäre er bei Bewusstsein gewesen, vor Schmerzen aufgeschrien hätte.
    „Die Seelen der toten Kämpfer“, wiederholte Sando. „Sie beobachten uns.“
    Ben lockerte den Griff, strich behutsam über Denises Finger, als wollte er seine Grobheit wieder gutmachen, und flüsterte: „Ich Schaf! Darauf hätte ich auch selbst kommen können.“ Er linste zur Decke hinauf. „Was siehst du? Was geschieht gerade?“
    „Sie beobachten uns. Gregor hätten sie beinahe angegriffen, als er den Saal verlassen wollte.“
    Inzwischen hatte sich ihr Gefährte wieder gefangen. Er rappelte sich auf, Erbrochenes mit dem Handrücken vom Kinn wischend.
    „Gregor, komm her!“, rief ihm nun Ben zu. „Die Seelen der Kämpfer werden dich nicht gehen lassen!“
    Gregor blickte sich furchtsam um. Sein Körper schwankte leicht, als er auf Sando und Ben zuging. Mit heiserer Stimme fragte er: „Was machen wir jetzt?“
    „Wir könnten versuchen, sie mit den Saugern abzuwehren“, murmelte Ben mit unbewegten Lippen, damit die Seelen keinen Verdacht schöpften.
    Doch Sando schüttelte den Kopf.
    „Es sind zu viele. Damit schaffen wir es nicht einmal bis zur Tür.“
    Er sah die Phalanx aus Augenpaaren durch den Wrasen blitzen und die Knie wurden ihm weich. Jeden Moment konnte Wolfenhagen das Zeichen geben. Spätestens dann, wenn sie sich zur Flucht wandten, würde er seine Geister auf sie hetzen.
    Dicht an seinem Ohr raunte Ben: „Ehe ich tatenlos auf mein Ende warte, probiere ich es lieber mit dem Sauger.“
    „Lass es!“, zischte Sando. Doch Ben war bereits unterwegs. Um keinen Argwohn zu erregen, steuerte er auf Umwegen

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