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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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ein Gerät an, das einer der Kämpfer in der Nähe hatte fallen lassen. Es fiel ihm sichtlich schwer, zwischen all den grausig zugerichteten Körpern die Ruhe zu bewahren.
    Mit klopfendem Herzen verfolgte Sando dessen Vorgehen. Die Seelen beäugten Ben bereits misstrauisch, als er endlich bei dem Kämpfer mit dem Sauger angelangt war. Unschlüssig stand er da, zögerte zuzugreifen, denn diese kleine Handbewegung konnte einen Sturm auslösen, den er und seine Gefährten nicht überstehen würden.
    Gregor hatte sich zu Denise niedergehockt und klaubte Federn von deren Bluse. Ihm fehlte die Kraft, zu Ben hinzusehen. Die Seelen hatten ihr Zirpen eingestellt. Selbst das Knacken der brennenden Scheite war verstummt. Die Spannung gerann zu einer unerträglichen Stille. Sando hielt den Atem an, sah, wie sich Ben einen Ruck gab. Seine Hand zuckte zum Sauger. Doch auf halbem Wege verharrte sie, aufgehalten von einer Stimme, die plötzlich durch den Saal dröhnte.
    „Es besteht keinerlei Gefahr für uns. Es handelt sich um disziplinierte Formationen, die auf meine Vision geprägt sind und unverzüglich über ganz Katharsia ausschwärmen werden.“
    Ohne Zweifel war es Doktor Fasin, der dort sprach.
    Irritiert lauschten Ben, Sando und Gregor den Worten des Ermordeten. Sando bemerkte, dass auch die Seelen verdutzte Blicke tauschten.
    „Der Ton kommt aus dem verrußten Monitor“, sagte Gregor, bleich wie eine Kalkwand, weil er unterhalb des Bildschirms die Leiche des Doktors am Spieß brutzeln sah.
    „Zu uns in die Festung kommt lediglich der Graf. Ich habe ihm aus unseren Vorräten Retamin bereitstellen lassen, damit er leibhaftig vor uns treten kann.“
    „Es ist, als ob der Tote zu uns spricht.“
    Gregor musste an sich halten, um sich nicht erneut zu übergeben. Ben kam mit dem Sauger zurück. Die Seelen, offenbar abgelenkt von der Stimme des Doktors, hatten nicht eingegriffen. Ben stellte das Gerät ab und sagte: „Beruhige dich, Gregor! Das ist nur eine Aufzeichnung, die irgendein Spaßvogel in der Kommandozentrale abspielt.“
    „Meinst du wirklich?“, fragte der ungläubig.
    „Das hörst du doch“, mischte sich nun Sando ein. „Es ist die Rede, die der Doktor vor Beginn des Putsches gehalten hat.“
    Nun meldete eine andere Stimme aus dem Lautsprecher: „Jemand von der Retamin-Syntheseanlage ist in der Leitung, Herr Doktor.“
    Auf diese Störung reagierte Doktor Fasin ungehalten. Sein lautes Schimpfen klang verzerrt und war nicht zu verstehen. Klar kam wieder die Anweisung: „Na gut, stellen Sie durch!“
    Was nun gesprochen wurde, drang nicht bis in Sandos Bewusstsein vor. Alles, was er wahrnahm, war das Sirenengeheul, das das Gespräch des Doktors begleitete.
    Die Hadessirene!
    Ein Hustenreiz überkam den Jungen plötzlich. Es war, als zerrisse es ihm die Lunge. Er rang nach Luft.
    „Sando, was ist los?“, hörte er Gregor rufen.
    Doch er war unfähig, etwas zu sagen. Siedende Hitze durchfuhr seine Brust. Er hatte das Gefühl zu brennen. Schlohweißer Rauch stieg auf und verwirbelte unter der Decke mit den schwarzen Schwaden des Scheiterhaufens zu einem schmutzigen Grau.
    „Das ist Retamin!“ Es war Bens Stimme. „Hast du etwa den Hühnergott bei dir?“
    „Ja“, stöhnte Sando unter der Hitze des Kleinods. Er kauerte sich nieder, hustete bellend, erstickte fast am Retamin. Nach Atem ringend warf er sich auf den Rücken. Schlagartig wurde ihm leichter, denn nun konnte der Rauch, der seiner Brust entwich, frei aufsteigen. Er blickte ihm nach auf seinem Weg hinauf in den verhangenen Höllenhimmel. Die Wolkendecke war ein Tier, das ihn aus tausend Augen anstarrte. Abwartend, lauernd, blitzend vor Gier nach dem Lebensstoff, den er verströmte.
    Wo war der Dämon?
    Wie zur Antwort begann die weiße Rauchsäule über ihm zu kreiseln. Hatte Wolfenhagen sieben Leben wie eine Katze? Der Kreisel wurde kompakter, nahm allmählich Gestalt an, während der Hühnergott qualmte und qualmte. Längst reichte der Stoff für weitere Krieger. Sollte nun alles von vorn beginnen?
    „Der Monitor! Die Sirene!“, keuchte Sando, unfähig, sich zu rühren, denn wie gebannt beobachtete er das Werden des Bösen, den rot-gelben Wirbelsturm, der auf seiner Brust tobte.
    Ben hatte verstanden. Bewaffnet mit dem Henkersbeil, das er unter Aufbietung all seiner Kraft aus den Dielenbrettern zu seinen Füßen gezerrt hatte, stürmte er ohne Rücksicht auf die Gefahr, in der er schwebte, auf den Monitor zu. Gregor schnappte sich

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