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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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schlurfende Schritte. Der Vorhang teilte sich. Nabil stand vor ihnen und sagte: „Irgendein Lassef oder Hassef steht draußen, ein Schmierfink von der Zeitung. Er will dringend mit Sando sprechen.“
    Sando und Denise sahen sich überrascht an.
    „Er muss uns vom Basar aus gefolgt sein“, vermutete Denise.
    „Wir sollten uns anhören, was er zu sagen hat“, meinte Sando.
    Denise nickte.
    „Nein, auf keinen Fall!“, zirpte Ben erregt. „Das ist bestimmt Ali Ibn Massef, dieser Lügner von der ,Makala Press‘!“
    „Er ist es“, bestätigte Sando. „Ich bin ihm auf dem Basar begegnet und ich denke, er ist zuverlässig. Du kannst ihn hereinlassen, Nabil.“
    „Aber …“, begann Ben, doch er winkte resigniert ab. Außer Sando konnte sowieso keiner seine Einwände hören.
    Nabil öffnete die Tür und unter dem misstrauischen Blick des Hünen trat der Reporter ein, die unvermeidliche Fototasche mit dem aufgestickten M über der Schulter. Neugierig blickte er sich um. Als er Sando entdeckte, ging er auf ihn zu und sagte ernst: „Schön, dass ich mit dir sprechen darf. Es ist sehr wichtig.“
    Denise wies auf die Stühle am Tisch und forderte Massef auf, Platz zu nehmen. „Dort im Licht redet es sich besser“, sagte sie. „Leider haben wir nichts, was wir Ihnen anbieten könnten.“
    „Das macht nichts“, erwiderte Massef. „Wir haben sowieso keine Zeit zu verlieren.“
    Achtlos schob er einen Stuhl beiseite, stellte seine Tasche auf den Tisch und begann, darin herumzukramen.
    „Wie meinen Sie das?“, wollte Sando beunruhigt wissen.
    „Ich habe von dem Mord an Ben Hakim gehört und versichere Ihnen allen, dass es mir sehr leidtut“, begann der Reporter. „Als heute die KORE-Engel weithin sichtbar über dem Basar kreisten, dachte ich, das stünde vielleicht im Zusammenhang mit dem Mord, und bin zum Markt geeilt. Ich wollte wissen, was dort geschah. Erst als ich euch entdeckte, war mir klar, hinter wem sie her waren. Und als die Engel abgezogen waren, bin ich euch hierher gefolgt.“
    „Die KORE-Leute halten uns noch immer für tot“, erklärte Denise. „Sie waren hinter Zeugen der Hubschrauberkatastrophe her, von deren Existenz Ben vor dem Mord unvorsichtigerweise erzählt hat, aber sie wissen nicht, um wen es sich handelt.“
    „Das wird sich nun wohl ändern …“, sagte Massef, zog einen Fotoapparat aus seiner Tasche und fingerte daran herum, bis ein Foto auf dem Display erschien. Es zeigte ziemlich schemenhaft eine ältere Frau. „Sie stand draußen im Hof im Dunkeln. Es ist leider nur ein Infrarotbild“, entschuldigte sich Massef.
    „Die steht doch immer hier rum!“, warf Nabil unbekümmert ein, als er einen Blick auf das Foto erhascht hatte. „Die ist nicht ganz dicht, die Alte.“
    „Wer ist das?“, wollte Sando wissen.
    „Ich weiß es nicht. Aber sie hat euch fotografiert, als ihr im Schein der Hoflampe aus dem Auto gestiegen seid. Ihr Bild ist bestimmt besser gelungen als meins. Danach hatte sie es sehr eilig, fortzukommen.“
    „Eine Spionin des KORE?!“, brummte Nabil überrascht.
    Gregor, der die ganze Zeit über an Bens Kokontasche gearbeitet hatte, legte Nadel und Faden beiseite.
    „Ich glaube nicht, dass es eine Spionin ist. Warum sollte uns das KORE beobachten lassen?“
    „Wer weiß? Vielleicht sind ihnen Nabils zweifelhafte Geschäfte mit den Kokontornistern aufgefallen?“, gab Sando zu bedenken.
    Nabil winkte ab. „Was können sie mit dem Foto schon anfangen? Sie wissen doch, wie wir aussehen.“
    Denise widersprach, während sie nervös mit den Flügelchen zuckte. „Dieses Foto – dadurch erfahren sie, dass wir noch leben … Sando und ich. Nun kennen sie die Zeugen des Hubschrauberunglücks.“
    Massef packte seinen Fotoapparat wieder sorgfältig ein und sagte: „Ich glaube, ihr solltet hier nicht länger bleiben.“
    Denise schluckte.
    „Aber wo sollen wir denn hin? Immerzu auf der Flucht …“
    Sie war mit den Nerven am Ende. Auch Sando war die Vorstellung ein Gräuel, wieder hinaus ins Ungewisse gestoßen zu werden und ziellos durch Makala zu irren.
    Massef hängte seine Fototasche um und sagte knapp: „Ich bin, wie es aussieht, der Einzige hier, der dem KORE unverdächtig ist. Wer also mit zu mir kommen möchte – mein Haus ist geräumig und mein Auto steht abfahrbereit.“
    Denise starrte den Reporter an wie eine Erscheinung.
    „Bitte um Beeilung, meine Herrschaften, die Zeit läuft uns davon!“, rief Massef nervös und lief hinaus.
    Rasch kramten

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