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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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alle ihre Sachen zusammen. Denise schnappte sich die Kokontasche, deren Schutzhülle nur zum Teil eingenäht war, und forderte Ben auf, hineinzuschlüpfen. Besorgt um sich schauend, betraten sie den Hof, wo Massef schon ungeduldig am Auto wartete.
    Als sie einstiegen, fragte Sando: „Warum tun Sie das für uns? Ganz ohne Gegenleistung?“
    „Wieso ohne Gegenleistung?“ Der Reporter tat erstaunt. „Ich muss doch verhindern, dass meine Helden aus dem Verkehr gezogen werden und meine Geschichte ins Stocken gerät.“
    Er lachte, während er den Motor startete und losfuhr.
    Sie waren schon eine Weile schweigend unterwegs, als er sagte: „Weißt du, Sando, es ist mir nicht leichtgefallen, an eure Tür zu klopfen. Das KORE ist gefährlich und ich habe, offen gestanden, Angst vor diesen Leuten. Aber ich habe es einfach nicht fertig-gebracht, euch sehenden Auges in die Falle tappen zu lassen.“
    „Danke“, sagte Sando schlicht.
    Er musste an General Assadi denken, Bens alten Freund Achmed, der diesen Mut nicht aufgebracht hatte.
    „Wir stehen in Ihrer Schuld, Herr Massef“, meldete sich Denise vom Rücksitz her. „Ich hoffe, wir können sie eines Tages abtragen.“
    Sando bemerkte, dass Massef immer wieder nervös in den Rückspiegel blickte. „Ich glaube, wir werden verfolgt. Hinter uns fährt schon seit geraumer Zeit ein Motorrad.“
    Er erhöhte das Tempo, bog plötzlich ab. Doch der Motorradfahrer ließ sich nicht abschütteln.
    „Was soll ich machen? Er ist viel wendiger als ich!“, rief der Reporter verzweifelt.
    „Halten Sie an!“, knurrte Nabil. „Ich werde mal mit ihm reden.“
    „Mit einem KORE-Mann? Was soll das bringen“, fragte Gregor erschrocken.
    „Das ist kein KORE-Mann. Keiner von denen würde allein eine Verfolgungsjagd auf eine Gruppe anzetteln, das macht keinen Sinn“, entgegnete Nabil.
    „Vielleicht wollen sie nur wissen, wohin wir fahren?“, vermutete Gregor.
    „Dann würden sie uns heimlich folgen. Halten Sie endlich an, Herr Massef, ich schaue mir den Mann einmal genauer an.“
    Massef bremste und fuhr an den Straßenrand. Das Motorrad hielt einige Meter hinter ihnen. Der Verfolger, dessen Kopf in einem schwarzen Helm steckte, stieg aber nicht ab. Seelenruhig verharrte er und beobachtete sie.
    „Dann werd ich mal …“, sagte Nabil und öffnete die Tür.
    „Sei vorsichtig!“, mahnte Gregor.
    Die Insassen des Autos beobachteten, wie Nabil schweren Schrittes, aufgereckt zu voller Größe, auf die schwarze Silhouette des Motorradfahrers zuschritt. Kurz vor ihm blieb er stehen und sprach ihn an.
    Es passierte nichts Aufregendes. Sie redeten kurz miteinander, danach kehrte der Hüne zurück. „Ich habe nicht verstanden, was er wollte“, brummte er, „nur, dass ich ausrichten soll, er möchte mit Hasenscharte sprechen.“
    Sando rutschte das Herz in die Hose. Mike Lemming! Hier in Makala? Heiser presste er hervor: „Er meint mich … Es ist … ein alter Bekannter.“
    „He, Sando, ist alles in Ordnung? Brauchst du Hilfe?“ Denise spürte die Aufregung des Jungen und fieberte sogleich mit.
    Sando versuchte, seine Gedanken und Gefühle in den Griff zu bekommen.
    „Hilfe? Ich weiß nicht, Denise. Du kennst diese Geschichte mit dem Schwarzen See … Dort auf dem Motorrad, das ist der Junge, der darin ertrunken ist … wegen mir. Dass er mit mir reden will … ist in Ordnung, denke ich … Doch vielleicht könnte Nabil …?“
    „Ich komme mit, keine Frage! Bedroht dich der Kerl?“, fragte Nabil.
    „Ich weiß nicht, was er vorhat. Es ist nur … sicherheitshalber.“ Sando stieg aus. Beklommen näherte er sich, den Hünen im Schlepptau, der bewegungslos ausharrenden schwarzen Figur auf dem Motorrad.
    „Mike?“, fragte Sando zaghaft, als er nahe genug heran war.
    „Willkommen im Jenseits, Hasenscharte!“, kam es dumpf aus dem Helm. Sando schwieg, wusste nicht recht, was er darauf sagen sollte. „Du kennst meinen Namen noch, hast mich nicht vergessen, wie?“
    „Nein“, gestand Sando befangen. „Was willst du von mir, Mike?“
    „Du sollst wissen, dass ich da bin, Hasenscharte.“
    „Das weiß ich längst.“
    „So? Woher denn?“
    „Man hat mir gesagt, dass du mich in den Hades schicken wolltest.“
    „Ich will es immer noch. Wundert es dich?“ Lemming lachte bitter. „Die Kommission hat mich überstimmt. Leider. Aber glaub mir, Hasenscharte, die Zeiten ändern sich.“
    Sando spürte eine Gänsehaut und er fragte, mehr um seine Verlegenheit zu überbrücken:

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