Kathedrale
Außenstehenden zu besprechen sei. Doch mir ist nicht ganz bewusst, was in dieser Situation gebräuchlich ist . Der Vorfall ereignete sich auf Deep Space 9, demnach bin ich … verpflichtet, ihn zu untersuchen. Aber ich will Ihnen und Thriss’ Bündnispartnern nicht unnötig Leid zufügen.«
»Ich weiß Ihre Diskretion zu schätzen, Lieutenant«, erwiderte zh’Thane. »Dies ist in der Tat eine sehr private Angelegenheit, und obwohl ich mir Ihres Verlangens nach Antworten bewusst bin, muss ich darauf bestehen, dass dieser Raum – und der Leichnam der Bündnispartnerin meines Cheis – bis auf Weiteres für das Personal der Station und der Sternenflotte tabu sind.« Shul wollte protestieren, doch sie ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. »Ich gewähre Ihnen gern einige Minuten, um die für Sie erforderlichen Daten zu sammeln, doch ich versichere Ihnen, dass es sich bei diesem unglücklichen Vorfall um …« Ihre Stimme brach. Den Blick zur Zimmerdecke gerichtet, sammelte sie sich, bevor sie fortfuhr. »Thriss sah sich einer für sie unerträglichen Situation gegenüber und nahm sich deswegen das Leben. Hier gibt es kein Geheimnis zu entdecken. Es wurde auch kein Verbrechen begangen, abgesehen von dem des Egoismus seitens meines Cheis , durch den dieser sein Bündnis zerriss. Und von Thriss, die dafür sorgte, dass dieses Bündnis keinem ihrer Partner mehr eine Zukunft sein kann.«
Zh’Thane signalisierte Ro und Shul mit einer Geste, den Raum zu durchsuchen, und bat den Computer um mehr Licht. Während Shul die Szenerie in Augenschein nahm, widmete sich Ro Dizhei und Anichent, die noch immer auf dem Boden kauerten. Beide wirkten, als meditierten sie stumm. Ihre Antennen waren gesenkt wie die Stängel verwelkter Blumen. Die Gesichter zu Boden gerichtet, umklammerten sich die jungen Andorianer und blieben doch reglos wie Statuen. Striemen blauen Blutes, noch immer feucht, glitzerten auf ihren blanken Armen und, wie Ro erkannte, auf ihren Fingerspitzen.
Ro trat ans Bett, wo Dr. Tarses Thriss gerade scannte. »Ich fürchte, hier ist alle Hoffnung verloren, Ro«, sagte er leise. »Was auch immer sie getötet hat, machte seine Sache gründlich. Ich kann nicht mal mehr Rückstände neuroelektrischer Aktivität oder Muskelkontraktionen feststellen.«
»Wir haben das Hypospray, das zh’Thane in ihrer Hand fand«, sagte Ro und warf ihm einen schnellen Blick zu. »Vielleicht liefert es uns einen Hinweis darauf, wie sie starb.« Da der Doktor mit den Einstellungen seiner Trikorderanzeige beschäftigt zu sein schien, sah sie sich auf dem Bett nach weiteren Spuren um. Wie das Ratsmitglied gesagt hatte, wies nichts auf einen Kampf hin. Keine der Vasen und Skulpturen in der Nähe und am Kopfende des Bettes war beschädigt. Ro hob Thriss’ Kopf an, inspizierte ihre Fingernägel. Nirgends Blut – Thriss hatte ihre Partner definitiv nicht angegriffen. Dizhei und Anichent mussten sich vor lauter Trauer selbst verletzt haben.
Nach einigen Sekunden räusperte sich Dr. Tarses. Ro und zh’Thane sahen ihn an. »Es erweckt in der Tat den Anschein, als sei die Substanz im Inneren des Hyposprays für ihren Tod verantwortlich«, vermeldete er leise. »Arithrazin.«
Ro stutzte. »Wird das nicht verwendet, um Theta-Strahlungsschäden zu behandeln? Wie die der Europani-Flüchtlinge?«
»Richtig.« Tarses nickte. »Aber für eine derartige Wirkung muss der Patient auch entsprechende Schäden haben. Für sich genommen – und in entsprechend großer Dosierung – befällt Arithrazin schnell das Nervensystem. Das erklärt auch, warum ich vor etwa einer Stunde einige Arithrazin-Ampullen vermisste …«
Eine Regung der beiden Knienden ließ Ro zusammenfahren. In Erinnerung an Thriss’ Ausbruch in Quarks Bar spannte sie schon die Muskeln an, doch weder Anichent noch Dizhei schienen aktuell eine Bedrohung darzustellen. Beide wirkten am Boden zerstört.
»Ich schätze, damit sind Ihre unmittelbaren Fragen beantwortet, Lieutenant«, sagte zh’Thane an Ro gewandt. Sie hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt, vermutlich um das Ausmaß ihrer Trauer zu verbergen.
Ro nickte Shul und Tarses zu, um sie zum Aufbruch zu animieren. »Selbstverständlich, Ratsmitglied. Ich schätze, für den Moment haben wir alles. Kann ich Ihnen irgendwie helfen … etwa bei Begräbnisvorbereitungen?«
»Nein. Und ich muss wiederholen, dass dieses Quartier für alle Stationsangehörigen tabu ist.« Zh’Thane warf Ro einen warnenden Blick zu. »Wenn nötig,
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